Duisburg.. Wie lange die Sperrung der A40-Rheinbrücke in Duisburg andauern wird, mag der Landesbetrieb nicht voraussagen: “Jeder Riss ist ein Einzelfall.“

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. © WAZ Grafik/Fischer | Unbekannt

Er misst exakt 73 Zentimeter. Die Staulänge, die er erzeugt, dürfte sich in den nächsten Wochen aber auf mehrere Hundert Kilometer addieren: Der Riss in einer der Seilverankerungen tief im Inneren der A 40-Rheinbrücke hat zur Folge, dass die Autobahn an diesem Engpass zwischen Neuenkamp und Essenberg seit Mittwochnachmittag komplett gesperrt werden musste – in beiden Fahrtrichtungen.

Der Schaden wurde bei einer Routinekontrolle entdeckt. Für mindestens zwei Wochen – so lange wird die Reparatur nach Information unserer Redaktion mindestens dauern – droht der Stadt und dem gesamten westlichen Revier ein Verkehrs-Chaos.

Nur Radfahrer und Fußgänger auf der Rheinquerung

Das im Jahr 1970 eröffnete, genau 777 Meter lange Bauwerk verfügt über 18 Schrägseile sowie im Inneren über zwölf sogenannte Seileinleitungsstellen. Dahinter verbergen sich Stahlkonstruktionen, über die alle auf die Brücke wirkenden Kräfte in die Pfeiler und das Fundament der Brücke abgeleitet werden. „Schon der Ausfall einer der Einleitungsstellen sorgt dafür, dass die Tragfähigkeit des Bauwerks gemindert ist“, so Andreas Raedt, Regierungsbaudirektor des Landesbetriebs Straßen NRW, beim Interview unter der Brücke.

Auf dem Bauwerk ist es seit Mittwoch um 17 Uhr mucksmäuschenstill. Das Autobahnteilstück, wo sonst bis zu 100.000 Fahrzeuge pro Tag über Stahl und Asphalt donnern, ist nun völlig verwaist. Nur Radfahrer und Fußgänger dürfen die Rheinquerung wie bisher nutzen. Ein Bild von seltsamer Ruhe.

Der Verkehr wird über die Ausfahrt Rheinhausen abgeleitet.
Der Verkehr wird über die Ausfahrt Rheinhausen abgeleitet. © Jörg Schimmel | Funke Foto Services

„Wir gehen mit Vollgas an die Sache heran und wollen die Brücke schnellstmöglich wieder in einen Zustand versetzen, dass sie auf vier Spuren in zwei Fahrtrichtungen nutzbar ist“, verspricht Raedt. Sein StraßenNRW-Kollege Peter Belusa wagt aber noch keine genaue Prognose, wie lange sich die Sanierungsarbeiten hinziehen werden: „Jeder Riss ist ein Einzelfall. Es gibt kein Handbuch für Bauwerke, in dem steht, dass ein bestimmter Riss eine bestimmte Sperrungsdauer zur Folge hat. Wir müssen uns die Sache nun genau anschauen.“

Noch keine sichere Prognose möglich

Folgende Fragen stellen sich den Bauexperten, die heute nochmals das Bauwerk unter die Lupe nehmen wollen: Lässt sich der Schaden überhaupt schweißen? Falls ja, mit welchem Schweißgut? Ist es eine Stahlsorte, die vorm Schweißen vorgewärmt werden muss? Und das Wichtigste: Sind noch weitere Seileinleitungsstellen beschädigt? Erst wenn all das beantwortet ist, könne Straßen NRW eine sichere Prognose abgeben, wie lang die Sperrung dauern wird. „Jede Schweißnaht wäre aber eine Schwächung des umliegenden Stahls“, weiß Belusa.

Die Umleitung erfolgt aus Richtung Niederrhein kommend ab Kreuz Moers über die A 57, A 42 und A 59 zurück im Kreuz Duisburg auf die A 40 – in Gegenrichtung läuft es umgekehrt. Innerstädtisch werden sich viele Bewohner der linksrheinischen Stadtteile den Weg über die „Brücke der Solidarität“ in Rheinhausen oder die Friedrich-Ebert-Brücke in Alt-Homberg suchen. Trotz der Ferien sind lange Staus zu erwarten. Am Donnerstagmorgen, dem Tag 1 nach der Vollsperrung, brauchten Autofahrer mitunter eine Stunde länger, um an ihr Ziel zu kommen.

Wird am Wochenende auch die Karl-Lehr-Brücke gesperrt?

Schlimmstenfalls droht den Duisburgern am Wochenende auch noch die Alternativstrecke über Ruhrort und den Karl-Lehr-Brückenzug wegzufallen. Diesen will die Stadt Duisburg ebenfalls wegen dringender Reparaturarbeiten von Freitagabend bis Montagmorgen für den Verkehr sperren. Ob es bei dieser Planung bleibt, ist noch nicht klar. Angesichts der nicht geplanten Sperrung der A40-Brücke, wird möglicherweise umdisponiert. Eine Entscheidung darüber soll im Laufe des Donnerstags fallen.