Axel Kober ist durch eine harte „Ring“-Schule gegangen. Jetzt dirigiert er zwei Premieren – mit zwei Orchestern und zwei Sängerbesetzungen.
Richard Wagners Opern hat Rheinopern-Generalmusikdirektor Axel Kober nicht nur in Basel, Berlin, Zürich und Straßburg dirigiert, sondern auch bei den Bayreuther Festspielen. Ehrensache, dass Kober an seinem Haus, der Deutschen Oper am Rhein, auch die Leitung des neuen „Ring des Nibelungen“ übernimmt. Rudolf Hermes sprach mit dem Dirigenten über das Großprojekt.
Wurde Ihnen die Wagner-Begeisterung schon in die Wiege gelegt?
Axel Kober: Die geografische Nähe von Kronach, wo ich aufgewachsen bin, nach Bayreuth war schon prägend. Als Schüler war ich Konzertmeister des Orchesters der Bayreuther Musikschule. Damals hat mich aber besonders der „Tristan“ fasziniert. Ich habe in der Schule auch mal ein Referat zum „Tristan“ gehalten. Ich besaß schon als Schüler eine Partitur, in der ich alle Leitmotive farbig markiert habe. Ich war so von dem Stück begeistert, dass mein Referat viel zu lang wurde. Ich glaube, ich habe aber viele meine Schulkollegen mit meiner Begeisterung überrascht und vielleicht auch ein bisschen mitgerissen.
Wie haben Sie sich dem Ring angenähert?
Meinen ersten „Ring“ habe ich 1989 im Festspielhaus gesehen. Mich haben das Dirigat von Daniel Barenboim und die Inszenierung von Harry Kupfer gleichermaßen fasziniert. Als ich 2005 1. Kapellmeister in Mannheim wurde, schied ganz plötzlich unser GMD aus. Ich übernahm den Posten kommissarisch und stand vor der Aufgabe, innerhalb von zwei Monaten die Wiederaufnahme des gesamten „Rings“ herauszubringen. Ich kannte die Stücke zwar, hatte sie aber noch nie dirigiert. Das war eine harte Schule. Der „Ring“ an der Rheinoper ist jetzt aber der erste Zyklus, den ich als Premiere herausbringe. Und das gleich zweimal, weil ich hier mit zwei verschiedenen Orchestern und Sängerbesetzungen arbeiten kann.
Worauf müssen Sie als Dirigent bei Wagner besonders beachten, damit Publikum, Sänger und Orchester gemeinsam einen großen Abend erleben?
Ich erarbeite die Stücke sehr vom Text aus. Rheingold ist ein echtes Konversationsstück mit viel Humor. Da braucht man fließende Tempi, darf aber auch nicht so stark beschleunigen, dass die Sänger nicht mehr mitkommen. In der „Walküre“ gibt es dann viele ariose Stellen, wo die Musik stärker im Zentrum steht als der Text. Ich achte aber trotzdem darauf, dass man die Sänger gut versteht, dann wirkt Wagners Musik am stärksten.
Wie verläuft die Zusammenarbeit mit dem Regie-Team?
Mit Regisseur Dietrich Hilsdorf und Bühnenbildner Dieter Richter habe ich mich immer wieder zusammen gesetzt. Das ist eine Zusammenarbeit, die sich in vielen intensiven Gesprächen entwickelt. Selbst wenn wir nicht immer einer Meinung sind, hören wir uns zu und denken darüber nach, was der andere sagt. Ich bin Dieter Richter für seinen „Rheingold“-Raum, der komplett aus Holz gebaut ist, unendlich dankbar. Dieses Bühnenbild projiziert die Stimmen perfekt in den Zuschauerraum.
In Dortmund haben sie als junger Kapellmeister mit Ihrem Vorgänger als Rheinopern-GMD Hans Wallat zusammen gearbeitet, der hier die letzte Ring-Produktion einstudiert hat. Was haben Sie von ihm über den „Ring“ gelernt?
Ich habe bei Wallat vor allem viel über Wagner gelernt. In Dortmund hat er damals einen „Tannhäuser“ als Premiere herausgebracht, den ich dann später geleitet habe. Hier ist Wallat noch sehr präsent, denn wir arbeiten immer noch mit dem gleichen Orchestermaterial, das er 1989 bis ‘91 eingerichtet hat. Ich habe das alles ausführlich studiert und mich mit seinen Ideen, was Artikulation und Dynamik angeht, intensiv beschäftigt.
Seit 2013 dirigieren Sie auch in bei den Bayreuther Festspielen. Welche Bayreuther Erfahrungen können Sie auf die Duisburger Philharmoniker übertragen?
In Bayreuth wird aufgrund des verdeckten Orchestergrabens ganz anders am Klang gearbeitet. Deshalb kann ich die Duisburger Philharmoniker unmöglich wie das Festspielorchester spielen lassen. Ich kann aber versuchen im Zuschauerraum des Duisburger Theaters einen ähnlichen Mischklang entstehen zu lassen, wie man ihn im Festspielhaus erlebt. Ansonsten ist Bayreuth immer eine wunderbare Erfahrung. Da die Stadt verkehrstechnisch schwierig zu erreichen ist, bleibt man dort auch lange vor Ort. Mit all den großartigen Dirigenten, Sängern und Musikern habe ich den Festspielhügel in jedem Jahr als Schmelztiegel der Wagner-Musik erlebt.