Duisburg. . Tag der offenen Tür im Bienenmuseum in Rumeln-Kaldenhausen: Imker, hunderte Besucher und zehntausende Bienen kommen.

Vorsichtig kratzt Gerhard Liebig die Wabe frei. Um ihn herum schwirren hunderte Bienen, die Flügelpaare der Immen schlagen heftig gegeneinander. Der Bienenwissenschaftler lässt sich davon nicht beeindrucken und zieht zwischen Daumen und Zeigefinger eine frischgeschlüpfte Biene hervor. „Eine Biene kommt zur Welt“, verkündet die Imker-Koryphäe.

Liebig ist gestern so etwas wie der Stargast beim Tag der offenen Tür im Bienenmuseum in Rumeln-Kaldenhausen. Über 200 Imker und bienenbegeisterte Besucher sind auf dem Gelände. „Sein Buch ,Einfach Imkern’ hat mir sehr geholfen“, erklärt Neu-Imkerin Gabi Jansen. Die 53-Jährige ist seit einigen Monaten im Verein des Bienenmuseums angemeldet. „Ich habe hierher meine Königin plus 1000 Bienen bekommen“, sagt die Moerserin. Ihr Volk hat Jansen aber im heimischen Kleingarten gelassen. Bis zum Winter soll der Bienenstaat bis zu 10 000 Bürger beheimaten.

Berührungsängste mit Bienen haben nur die wenigsten Museumsbesucher. Hautnah erklärt Wilfried Göhnert (rechts) das Verhalten eines Bienenvolkes.
Berührungsängste mit Bienen haben nur die wenigsten Museumsbesucher. Hautnah erklärt Wilfried Göhnert (rechts) das Verhalten eines Bienenvolkes. © Udo Milbret

„Das ist aber immer noch ein kleiner Staat“, sagt der Rumelner Imker Harald Gliedt und erklärt, „dass ein Volk gut und gerne 40 000 Mitglieder hat“. Gliedt füllt seinen eigenen Honig direkt im Bienenmuseum ab und bietet ihn zum Probieren an. „Wow. Das ist intensiv“, meint ein überraschter Besucher, der gerade einen Löffel vom cremig-süßen Naturprodukt kostet. „Da kommt nichts rein und da kommt nichts raus“, so Gliedt. Nur so sei es überhaupt erlaubt, die Bärennascherei zu verkaufen.

In einem anderen Raum des Museums steht eine Gruppe vor alten Bienenkörben, die aus Rattan und Stroh geflochten und mit Kuhdung versiegelt sind. „Imkerei gibt’s schon seit mehr als 5000 Jahren“, erklärt Josef Mrosek, Hobby-Imker und Bienensachverständiger. Den Bienen sei im Grunde genommen egal, wo sie wohnen – „Hauptsache der Königin geht’s gut.“ Das Volk folgt immer den Gerüchen der Königin. „Die sind wie Pheromon-Junkies“, sagt Mrosek. Die Königin ist das Herzstück des geflügelten Staates. „Sie kann bis zu 2000 Eier am Tag legen.“ Für diese Kraftanstrengung bekommt die oberste Hofdame von ihren Ammen nur das Beste serviert: Gelée Royal. „Das Sekret der Arbeiterinnen enthält Zucker, Proteine und hochwertige Eiweiße“, weiß Imker Mrosek.

Felix Schäfer züchtet Ameisen-Arten und engagiert sich im Bienenmuseum. Ameisen beuten nämlich oft die Honig-Waben aus.
Felix Schäfer züchtet Ameisen-Arten und engagiert sich im Bienenmuseum. Ameisen beuten nämlich oft die Honig-Waben aus. © Udo Milbret

Das süße Nektar lockt nicht nur Zweibeiner an, sondern auch Ameisen. Sie können der Versuchung nicht widerstehen. „Wenn sie die Gelegenheit haben, brechen sie in die Waben ein und klauen den Honig“, berichtet Ameisenexperte und -züchter Felix Schäfer. Nicht zuletzt fordert der Kampf ums Köstliche Opfer auf beiden Seiten, „denn die meisten Ameisen-Arten sind Fleischfresser“.