Duisburg. . Die Ermittler des Kriminalkommissariats 15 kümmern sich um alle Kfz-Delikte. Die Zahl der Autodiebstähle und -aufbrüche ging zuletzt deutlich zurück.

  • Die Ermittler des Kriminalkommissariats 15 kümmern sich um alle Kfz-Delikte in Duisburg
  • Die Zahl der Autodiebstähle und -aufbrüche ist zuletzt deutlich zurück gegangen
  • Für die Diebe sind fünf Jahre alte Autos eine Art rollendes Ersatzteillager, wissen die Beamten

Autodiebe haben es fast immer auf die gleichen Fahrzeuge abgesehen: Das wären zum einen hochwertige Geschäftswagen der Hersteller VW, Audi, BMW und Mercedes, die quasi auf Bestellung gestohlen und sofort ins Ausland geschafft werden. Zum anderen sind vier bis fünf Jahre alte Wagen bei Langfingern heiß begehrt. „Die werden ausgeschlachtet“, weiß Reimund Pleyter (59), Leiter des für Kfz-Delikte zuständigen Kriminalkommissariats 15 bei der Duisburger Polizei. „Für die Diebe sind solche Fahrzeuge eine Art rollendes Ersatzteillager.“

Die Zahl der Autodiebstähle in Duisburg war zuletzt stark rückläufig: Waren es im ersten Halbjahr 2016 noch 154 Fälle, so registrierten die Beamten für den gleichen Zeitraum in diesem Jahr 101 Fälle – ein Rückgang um 35 Prozent. Es seien zuletzt Mitglieder einiger professioneller Diebesbanden festgenommen worden, die hier im Raum agiert hatten, so Pleyter. Diese Ermittlungserfolge würden sich gleich in der Statistik bemerkbar machen.

Immer mehr Keyless-Go-Stysteme

Die Täter gehen immer raffinierter vor. Immer mehr moderne Luxuskarossen verfügen über ein Keyless-Go-System. Dabei benötigt der Fahrer keinen Autoschlüssel mehr, um das Fahrzeug zu öffnen, sondern einen Chip, den er bei sich trägt. Wird dieser Chip aber etwa im Hausflur abgelegt, bietet sich den Dieben eine Chance. „Wenn die Distanz zwischen Wagen und Chip nicht groß genug ist, können sich die Täter mit Laptop und einem Verstärker dazwischenschalten und mit dem Signal den Wagen öffnen“, erklärt Sven Derks. Der 46-jährige Kriminalhauptkommissar ist seit 2007 beim KK 15. „Deshalb raten wir Besitzern, den Chip mit Alufolie zu umwickeln oder stets in einem Alukästchen zu deponieren. Dann funktioniert die Masche nicht.“

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Andere Autodiebe setzen auf die Gutgläubigkeit der Besitzer. So habe ein Mann mit seriösem Erscheinungsbild mit einem Pkw-Verkäufer eine Probefahrt vereinbart. An deren Ende hielt er vor einem Schreibwarengeschäft und bat den Inhaber, eben das Formular für den Kaufvertrag zu besorgen. „Kaum war der im Laden verschwunden, fuhr der Täter mit dem Wagen auf und davon“, erzählt Derks. Da der Gesuchte diese Masche öfter einsetzte, kam ihm die Polizei auf die Schliche.

Deutlicher Rückgang im Vergleich zum Vorjahr

Die Ermittler vom KK 15 sind auch bei Diebstahlsdelikten an und aus Fahrzeugen zuständig. Hier gab es im ersten Halbjahr 2017 (1389 Fälle) ebenfalls einen deutlichen Rückgang im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (1751) zu verzeichnen. Und was wird gestohlen? „Außen vor allem Kennzeichen, Antennen oder Außenspiegel“, sagt Pleyter. Und aus dem Innenbereich seien es Navigationsgeräte, Airbags, Mobiltelefone, Taschen und Rucksäcke.

Eine Tätergruppe seien Banden, die es vor allem auf Navis oder Airbags abgesehen hätten, so Derks. Die andere sind Drogensüchtige, die nur solche Dinge stehlen, die sie leicht zu Geld machen können. Er rät allen Autofahrern, niemals Wertsachen im Wageninneren zurückzulassen. Vor allem Brieftaschen mit den Papieren hätten im Auto nichts verloren. „Ist die weg, wird den Leuten gleich das halbe Leben geklaut“, sagt Derks. Tatort seien oft Parkhäuser oder Bereiche vor Schulen. Manche Mütter würden ihre Kinder quasi bis in den Klassenraum bringen – und ihr Auto offen und mit Wertsachen an Bord zurücklassen. „So macht man es den Tätern natürlich auch sehr leicht“, so Derks.

Duisburger entwendete Radlader

Wer aber glaubt, dass nur Autos gestohlen werden, der irrt. Bei einem der kuriosesten Fälle der vergangenen Jahre hatte ein 28-Jähriger im Februar 2016 in Ungelsheim einen Radlader entwendet. Diesen nutzte er zwei Wochen später, um am Rheindeich in Neuenkamp Bäume zu fällen (!) und diese mit dem Radlader abzutransportieren. Der Mann flog nur auf, weil ein gefällter Stamm den Deich herunterrollte und sich unglücklich in einem dort abgestellten Lkw verkeilte. Da der Ertappte bereits vorher wegen ähnlicher Diebstahldelikte aufgefallen war, kam er in Haft. „Und da sitzt er auch heute noch“, so Pleyter.

Auch Ermittlungen gegen Beamte

Das 14 Kräfte umfassende KK 15 ermittelt auch bei Amtsdelikten: Haben Beamte oder Angestellte, die bei Gericht, der Stadtverwaltung, der Staatsanwaltschaft, in Schulen oder dem Landesamt für Zentrale Polizeiliche Dienste arbeiten, etwas verbrochen, ist das Team um Kommissariatsleiter Reimund Pleyter zuständig. Die häufigsten Tatvorwürfe gegen Lehrer seien etwa Körperverletzung, Beleidigung und Freiheitsberaubung, so Pleyter.

Hauptbetätigungsfeld sind aber die KfZ-Delikte: Oft können die Ermittler beim Blick auf die Schäden, die Diebe im Inneren eines Wagens hinterlassen haben, den Täterkreis einengen. „Es gibt Gruppen von Navi-Dieben, die arbeiten sehr sauber und präzise die Geräte aus. Eine andere geht hingegen völlig rücksichtslos zu Werke und reißt quasi alles heraus“, erklärt Pleyter. „Manche Taten sprechen einfach sofort für manche uns bekannten Leute.“

>> STATISTIK BEI ZWEIRÄDERN

- Im ersten Halbjahr 2017 wurden 102 Zweiräder gestohlen. Von Januar bis Ende Juni 2016 waren es noch 125. Viele Mofabesitzer würden lediglich ihr Lenkradschloss einrasten. Das ist laut KK 15 kein ausreichender Schutz. Empfohlen werde ein zusätzliches Kettenschloss.

- Unter den 102 gestohlenen Zweirädern waren laut Pleyter nur wenige schwere Maschinen. Diese hochwertigen Motorräder würden meistens abtransportiert und tauchten nie wieder auf. Gestohlene Mofas hingegen würden oft an anderer Stelle wieder aufgefunden – etwa in Grünanlagen, Kiesgruben oder Gewässern. Meistens sind sie dann auch schwer beschädigt.