Duisburg. . Das Zentrale Kriminalkommissariat der Duisburger Polizei im Porträt. 13 Ermittler sind für Delikte auf 730 Kilometer Wasserstraßen zuständig.
Die Explosion auf dem Tankschiff „Julius Rütgers“ im Ruhrorter Hafen, bei der am 31. März 2016 drei Arbeiter ums Leben gekommen waren, zählte zu den spektakulärsten Fällen, die das Team des Zentralen Kriminalkommissariat (ZKK) in den vergangenen Jahren zu bearbeiten hatte. Die Ermittler mussten in diesem Fall nicht nur die Ursache für das tragische Unglück klären, sie waren auch Ansprechpartner für Bergungsunternehmen, Sachverständige, Versicherungen, das Ordnungsamt und die Staatsanwaltschaft. Oder wie Kommissariats-Leiter Jürgen Hamacher (57) es beschreibt: „Bei uns laufen in solchen Fällen alle Fäden zusammen.“
Das ZKK ist bei der Wasserschutzpolizei angesiedelt und für 730 Kilometer Wasserstraßen in ganz NRW zuständig. Das derzeit aus 13 Kräften bestehende Team bearbeitet die Kriminalitätsfälle der elf Wasserschutzpolizei-Dienstellen, die es an Rhein, Ruhr, Weser und den Kanälen gibt. Das Einsatzgebiet reicht von Bonn bis nach Minden, von Datteln bis Emmerich. Die wichtigsten Einsatzfelder sind Schiffsunfälle und die Umweltkriminalität. „Vor allem unerlaubte Müllentsorgung und Gewässerverunreinigungen haben wir im Visier“, sagt Hamacher. Der in Hochheide lebende Beamte ist seit 35 Jahren bei der Polizei und seit 2005 ZKK-Leiter.
Das Aufspüren von Umweltdelikten
Tauchen im Rhein illegal entsorgte Mineralölprodukte oder Industrie-Chemikalien wie Benzol auf, beginnt für die Ermittler die Spurensuche. Wurden die Schadstoffe von einem Schiff ins Gewässer geleitet? Oder stammen sie aus einem am Ufer angesiedelten Chemieunternehmen? Dabei hilft die Analyse der Wasserproben, die das Landesumweltamt entnimmt und auf Auffälligkeiten untersucht.
Das Aufspüren und Überführen des möglichen Verursachers der Verschmutzung sei „ein schwieriger Prozess“, so Andrè Posten (56). Der Kriminalhauptkommissar ist seit 20 Jahren beim ZKK und selbst ein ausgebildeter Bootsführer. Er betont, dass die Wasserqualität in unserer Region in den vergangenen 25 Jahren deutlich gestiegen sei. „In der Regel melden sich die Unternehmen selbst bei uns, wenn es bei ihnen einen Störfall gegeben hat“, weiß Posten. So etwas lasse sich heute kaum noch verheimlichen.
Technischer Sachverstand gefragt
Um diesen Job ausfüllen zu können, benötigen die ZKK-Ermittler einen ausgeprägten technischen Sachverstand. „Die heutigen Schiffe haben sich sehr verändert. Wir müssen uns stets weiterbilden, um technisch auf dem neuesten Kenntnisstand zu sein“, sagt Posten. Sein Chef Jürgen Hamacher ergänzt: „Wer hier arbeitet, der muss viel Eigeninitiative und ein hohes Engagement mitbringen. Es gibt Fälle, da arbeitet man auch mal drei Wochen am Stück quasi rund um die Uhr.“ Trotzdem gebe es in seinem Team nur eine geringe Fluktuation: „Wer beim ZKK arbeitet, der will das auch.“ Viele der Kollegen hätten zudem einen wasserschutzpolizeilichen Hintergrund.
Pro Jahr bearbeitet das Kommissariat laut Hamacher rund 1100 Fälle. Dazu gehören auch jene der Luftverunreinigung. In 2016 ärgerten sich etwa viele Autobesitzer aus Alt-Homberg und Hochheide, weil sie auf ihren Wagen Rückstände fanden, die den Lack beschädigten. Wer den Schadstoff ausgestoßen hat, ist bis heute nicht geklärt.
Fast vollständig geklärt sind hingegen Ursache und Hintergründe zur Tankschiff-Explosion in Ruhrort. Details darf Ermittler André Posten aber nicht preisgeben. Das Verfahren läuft noch.
Ermittler kümmern sich auch um andere Delikte
Die Ermittler des ZKK kümmern sich auch um die Bearbeitung anderer Delikte – etwa Verstöße gegen das Tierschutzgesetz. „Neulich haben wir gegen einen Halter ermittelt, der seine fünf Katzen verdursten ließ. Dann gab’s den Fall, dass jemand in seinem Garten ein Schaf geschächtet hat“, berichtet Posten.
Zudem ermitteln die 13 Kräfte des Kommissariats bei Verstößen gegen das Arzneimittel- und das Lebensmittelgesetz. Das ZKK hat seinen Sitz an der Moerser Straße in Hochheide. In diesem Gebäude war laut Kommissariats-Leiter Hamacher einst das ehemalige Präsidium der Wasserschutzpolizei (WSP) untergebracht, das bis zum 31. Dezember 2006 eigenständig war. Danach ging es als neue Direktion ins Polizeipräsidium Duisburg über.
Das ZKK ist auch am Projekt „Aquapol“ beteiligt. Hier arbeiten die Wasserschutzpolizeien Europas miteinander. So werden auf dieser Ebene etwa grenzübereschreitende Kontrollaktionen koordiniert.
>> FAKTEN ZUR NEUEN SERIE
- Zum Duisburger Polizeipräsidium gehören laut Sprecherin Daniela Krasch 19 Kriminalkommissariate. 18 davon sind organisatorisch in der Direktion Kriminalität angesiedelt. Einzige Ausnahme ist das Zentrale Kriminalitätskommissariat (ZKK), das zur Wasserschutzpolizei gehört. „Es ist NRW-weit das einzige seiner Art“, so Krasch.
- Das war auch der Grund dafür, unsere neue Serie mit eben diesem ZKK zu beginnen.