Duisburg. Die Botschaft in Kathmandu hat grünes Licht für die Ausreise der Familie Rana gegeben. Noch in dieser Woche sollen sie wieder in Duisburg sein.

Nach knapp zwei Monaten darf die nach Nepal abgeschobene Bivsi Rana mit ihren Eltern heimkehren. Die Botschaft in Kathmandu teilte der Familie am Dienstag telefonisch mit, dass sie nach Deutschland ausreisen dürfen. „Bivsi ist total happy“, sagt Stephan Kube, Schulpflegschaftsvorsitzender des Steinbart-Gymnasiums. „Wenn alles gut geht und die Behörden schnell arbeiten, könnten die Ranas bereits in dieser Woche zurück in Duisburg sein.“

Nachdem Schüler, Eltern, Lehrer und zuletzt über 50.000 Online-Unterstützer wochenlang für die Rückkehr der Ranas gekämpft hatten, schalteten sich Politiker des Landtages ein. Dann ging alles ganz schnell: Das Auswärtige Amt übermittelte die Visaanträge für Bivsi und ihre Eltern an die Stadt Duisburg, die diese umgehend bearbeitete. Über ein „Schüleraustausch-Visum“ darf die 15-Jährige in Begleitung ihrer Eltern nach Deutschland einreisen. Im Anschluss an das Visum, das drei Jahre bis zu ihrem Abitur gilt, kann Bivsi zum Zwecke eines Studiums oder einer Ausbildung dann einen entsprechenden Folgeantrag stellen. Somit ist der Weg zurück nach Duisburg für die Familie Rana frei. Bivsi wird nach den Ferien regulär die neunte Klasse besuchen.

„Die Schüler haben dabei viel über Demokratie gelernt.“

Beim Benefiz-Konzert am 13. Juli wurde Bivsi live aus Nepal zugeschaltet. Ganz links: Stephan Kube, der die Familie besuchte.
Beim Benefiz-Konzert am 13. Juli wurde Bivsi live aus Nepal zugeschaltet. Ganz links: Stephan Kube, der die Familie besuchte. © Stephan Eickershoff

Stephan Kube fällt eine schwere Last von den Schultern. „Ich kann es noch gar nicht fassen“, freut sich der engagierte Vater, der sich seit Wochen für die Ranas eingesetzt hat, sogar nach Nepal reiste. „Es ist schön zu sehen, dass wir in einem Rechtsstaat leben, der zwar manchmal falsch handelt, seine Entscheidungen aber selbst reparieren kann“, findet er. Dafür haben Kube, die Lehrer, Eltern und vor allem Bivsis Mitschüler des Steinbart-Gymnasiums alle demokratischen Mittel ausgeschöpft. „Wir haben demonstriert, Unterschriften gesammelt, eine Petition gestartet, uns an Politik und Medien gewandt“, sagt Kube. Er ist sich sicher: „Die Schüler haben dabei viel über Demokratie gelernt.“

Mit Bivsi hat Stephan Kube bereits telefoniert. „Sie freut sich sehr.“ Wie geht es jetzt weiter? „Der Familie fehlt nur noch ein Stempel, dann können schon die Flüge gebucht werden.“ Um diesen zu bekommen, will die Familie so schnell wie möglich zur Botschaft in Kathmandu, jedoch nicht in aller Eile, wie Kube betont. „Es soll nicht so ablaufen, wie bei ihrer Abschiebung.“ Geld spiele bei der Rückkehr keine Rolle: „Wir haben über 14.000 Euro gesammelt, diverse anonyme Spender stehen hinter uns.“ Der alte Mietvertrag gelte noch, die Ranas können in ihre bisherige Wohnung einziehen.

Politiker fordern Einwanderungsgesetz

Oberbürgermeister Sören Link freut sich über die Nachricht: „Mir fällt ein Stein vom Herzen, dass es uns gelungen ist, diese äußerst schwierige Situation zu lösen. Alle Beteiligten können nun optimistisch in die Zukunft schauen.“ Wichtig sei es aber bei aller Freude über den Einzelfall, dass der Bund Gesetze schaffe, die Kommunen nicht dazu zwingen, Familien wie die Ranas abzuschieben. „Wir brauchen ein Einwanderungsgesetz und schnellere Asylverfahren.“

Darüber sind sich Politiker parteiübergreifend einig. NRW-Integrationsminister Joachim Stamp (FDP): „Der Fall Bivsi verdeutlicht, dass wir dringend klare Regeln und schnellere Verfahren brauchen.“ Ziel müsse es sein, gut Integrierten eine verlässliche Bleibeperspektive zu geben, „dafür aber Integrationsverweigerer und Kriminelle konsequent abzuschieben“.