Duisburg. . Die Stadttochter Duisburg-Kontor hat 2016 in der Tourismus- und Eventsparte mit einem Minus von 670.000 Euro mehr Verluste gemacht als geplant.

  • Die Stadttochter Duisburg-Kontor hat mehr für Tourismus und Stadtevents ausgegeben und ein höheres Minus
  • Kontor-Chef Joppa sieht das aber nicht als Verlust an, sondern als notwendige Dienstleistung für die Stadt
  • Auch höhere Sicherheitsauflagen bei großen Festen haben zu den Kostensteigerungen geführt

Marketing kostet: Die Stadttochter Duisburg-Kontor hat 2016 in seiner Tourismus- und Eventsparte mit einem Minus von über 670 000 Euro höhere Verluste gemacht als geplant. Fast 400 000 Euro mehr als geplant. Zugleich ist aber das Minus beim Hallenmanagement inklusive Landschaftspark mit 4,5 Millionen Euro deutlich niedriger ausgefallen.

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7,1 Millionen Euro als rote Zahl, das ist laut Kontor-Chef Peter Joppa die „Deadline“, die die Stadt ihrer Tochter als Obergrenze für Verluste im Jahr gesetzt hat, „eingepreist“ sind darin die geforderten Sparmaßnahmen. Dafür soll Duisburg-Kontor Touristen locken, die Stadt „bespielen“, Mercatorhalle & Co betreiben.Wobei Joppa das „böse“ Wort Verlust ungern hört: „Wir erbringen Leistungen für die Stadt, die kosten Geld.“ Mehr als die Erlöse bringen können.

City-Events sind keineswegs lukrativ

Rund 800 000 Euro verbrauchte laut Joppa z.B im vergangenen Jahr die verstärkte Tourismuswerbung. Auch die City-Events von Weihnachtsmarkt über Weinfest bis „Jazz aufm Platz“ sind bei einem Gesamtvolumen von knapp 1,2 Millionen Euro eher Investitionen in eine lebendige Stadt denn kostenneutral, geschweige denn lukrativ. 160 000 Euro Minus blieben 2016 unterm Strich, vor allem auch wegen erhöhter Sicherheitsauflagen, so Joppa. Dabei sollte diese Sparte eigentlich auf Null gebracht werden.

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Organisatorisch abgeschlossen wurde im vergangenen Jahr die 2014 begonnene Auflösung der einstigen Duisburg Marketinggesellschaft DMG in der neuen Gesellschaft Duisburg-Kontor, die vorher als Frische-Kontor firmierte. „Das rechnet sich“, verweist Joppa zum Beispiel darauf, dass in der Verwaltung und den Stabsstellen Personal und Kosten gespart werden konnten.

Jährlich eine sechsstellige Summe um die 250 000 Euro sollte die neue Konstruktion als Sparbeitrag für den Haushalt eigentlich bringen. Wegen des großen Stühlerückens und neuer Aufgaben und Aufgabenzuschnitte im neuen Duisburg-Kontor tut sich Joppa mit exakten Vergleichszahlen allerdings schwer. Dass Duisburg-Kontor, wie per Ratsbeschluss verlangt, jedes Jahr eigentlich 75 000 Dividende an die Mutter Stadt überweisen soll, ist nicht „darstellbar“, heißt es selbst im abgesegneten Jahresabschluss.

Mercatorhalle kostet fünf Millionen

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Zum Hallenmanagement im Kontor, das in eine eigene Gesellschaft zusammengefasst ist, gehört die Mercatorhalle, seit 2016 auch die Rheinhausenhalle und die Homberger Glückaufhalle sowie der Betrieb des Landschaftsparks Nord. Auf 15 Millionen Euro beläuft sich das Bilanzvolumen insgesamt. Um 1,9 Millionen Euro besser als geplant endete das Geschäftsjahr, freilich zum Großteil bedingt dadurch, dass die Mercatorhalle 2016 erst später als vorgesehen wieder geöffnet wurde und weniger Kosten anfielen.

Joppa stellt klar: Fünf Millionen Euro im Jahr muss sich die Stadt ihre „gute Stube“ kosten lassen. Immerhin: Großer und kleiner Saal wurden 2016 schon 100 Mal wieder gebucht, dazu kamen 352 gebuchte Tagungen. Bis sich die Mercatorhalle wieder am Markt etabliert hat, dauere es aber nach der langen Sanierungszeit noch.

Die Kontorlösung war richtig - Kommentar von Oliver Schmeer

Die Gründung von Duisburg-Kontor war ein richtiger Schritt. Es ist inhaltlich sinnvoll, Tourismus und das Veranstaltungsmanagement in einer Hand zu bündeln. Beides ist wichtige Werbung für die Stadt. Dazu gehört auch die neue Stadtinformation im Herzen der City. Die Fusion der Aufgaben hat sicher auch Synergieeffekte, finanzielle wie organisatorische. Und: Duisburg-Kontor arbeitet professionell, hat neue Ideen und setzt gute Akzente.

Ebenso richtig ist es, das Hallenmanagement unter dem gemeinsamen Kontordach zu betreiben. Nach den Desaster-Jahren der Brandschutzsanierung muss sich die Mercatorhalle dabei erst wieder ihren Platz zurückerobern. Dass die Halle ebenso Geld kostet wie Tourismuswerbung und City-Bespaßung ist zwangsläufig.

Die vielen Aufgaben des Duisburg-Kontors sind daher nicht zum Nulltarif zu haben. Aber unübersichtlich und vernebelt bleibt die Bilanz, wie sich die Auflösung der Marketinggesellschaft DMG und die Bündelung aller Aufgaben im Duisburg-Kontor finanziell gerechnet hat, zumal dies wort- und zahlenreich zuvor versprochen worden war. Der geschasste DMG-Chef Uwe Gerste dürfte sich dazu seine eigenen Gedanken machen. Ihm lastete man die roten Zahlen an, dem neuen Kontor nicht. Allerdings stand Gerste nicht nur wegen der Zahlen in der Kritik.

Zur Klarstellung: Die DMG-Auflösung war gut und richtig, sie hatte aber auch einen politischen Beigeschmack. Umso wichtiger ist es, bei der Joppa-Nachfolge allein die beruflichen Kompetenzen eines Kontor-Chefs im Blick zu haben.

Glanzlicht für Joppa ist der Landschaftspark Nord. Er verzeichnet Rekord-Besucherzahlen, die über eine Million liegen. Auch die Belegungstage in den Hallen sind 2016 gestiegen, in der Gebläsehalle etwa von 125 auf 150, in der Gießhalle von 114 auf 138 zum Beispiel. Auch dieses Jahr gibt es mit dem erneuten Sandburg-Rekordversuch und dem Flic Flac-Zirkus im Dezember weitere Besuchermagnete. Mit den auf 2,9 Millionen Euro erhöhten und vor allem langfristig abgesicherten Zuschüssen vom Regionalverband Ruhr sieht Joppa jetzt die Chance, „noch mehr zu tun“. So sollen neue Gebäude erschlossen werden.

Joppa-Nachfolge wohl kaum vor der OB-Wahl

Joppa selbst wird das nicht mehr begleiten. Im Frühjahr 2018 endet der auf Bitten der Stadt ohnehin schon verlängerte Vertrag des 65-Jährigen, der noch den Fusions- und Gründungsprozess von Duisburg-Kontor leiten sollte und nach 16 Jahren als Geschäftsführer in den Ruhestand geht. Gerüchte um seine Nachfolge gab es schon zuhauf, manche kamen aus dem Dickicht der Politik. Konkret werden Entscheidungen aber sicher erst nach der Oberbürgermeisterwahl.