Duisburg. . Die Faszien, Bindegewebefasern, die den gesamten Körper durchziehen, sind Thema beim WAZ-Medizinforum am Mittwoch, 26. Juli, um 18 Uhr in der BGU.

„Ohne Faszien wären wir nur ein Haufen von Ersatzteilen“, sagt Dr. Ingo Geuen. Der Orthopäde und Unfallchirurg an der BG Unfallklinik und die Physiotherapeutin Sandra Zanders sind die Referenten beim WAZ-Medizinforum am 26. Juli in der Mehrzweckhalle der Buchholzer Klinik.

Das System aus Bindegewebsfasern, das den ganzen Körper durchzieht, sind seit einigen Jahren ein großes Thema in der Fitness-Industrie. Faszien-Rollen und -Kugeln gibt in allen Formen und Größen, Faszien-Yoga blüht, sogar Faszien-Diäten werden angepriesen. Manchmal überwiegt das Geschäftsinteresse die belegte Wirkung. „Ich kenne keine Studie, die einen Zusammenhang zwischen Faszien und einer bestimmten Ernährung belegt“, sagt Ingo Geuen.

Das größte Sinnesorgan des Körpers

„Ich bin hier der Mann für die konservative Schiene“, sagt der Schmerz-, Faszien-Therapeut und Osteopath. Für die Rehabilitation von Patienten, die nach Unfällen in der BGU behandelt werden, hätten die Faszien große Bedeutung, betont er: „Sie sind das größte Sinnesorgan des Körpers, das Bewegung und Schmerz an das Gehirn meldet.“

Sandra Zanders ist Physiotherapeutin in der BG Unfallklinik.
Sandra Zanders ist Physiotherapeutin in der BG Unfallklinik. © Lars Heidrich

Als Beleg für die Bedeutung der Faszien zitieren die Physiotherapeuten gern ihren berühmten Kollegen Klaus Eder, langjähriger Betreuer der Fußball-Nationalmannschaft: „Ohne die Faszien würden wir bei jeder WM nach der Vorrunde nach Hause fahren“, soll der mal gesagt haben. Sandra Zanders kann dem zustimmen: „Sie können verkleben oder verfilzen, wenn Körperteile nach Verletzungen außer Gefecht waren. Das führt zu Störungen im Bewegungsmuster“, erklärt Sandra Zanders.

Die Behandlung kann weh tun

Ganzheitliche Behandlung sei das Thema bei der Faszien-Therapie, sagen Arzt und Physiotherapeutin: „Wenn ein Patient über Schmerzen an einer bestimmten Stelle klagt, geht es darum, die Ursache herauszufinden.“ Das Verständnis über das Zusammenwirken der Faszien über den ganzen Körper hinweg könne dabei zu erfreulichen Behandlungserfolgen führen, beobachtet Zanders: „Es kann sein, dass ich die Wade bearbeiten muss, um ein Problem im Rücken zu lösen.“ Große Bedeutung hat für die Therapeutin ein intaktes Vertrauensverhältnis zum jeweiligen Patienten: „Es kann weh tun. Deshalb ist es wichtig, dass er sich darauf einlässt, nicht verkrampft.“

Auch Haushaltsgerät wie dieser Pömpel kann in der Faszientherapie hilfreich sein.
Auch Haushaltsgerät wie dieser Pömpel kann in der Faszientherapie hilfreich sein. © Lars Heidrich

Überraschend sind mitunter die Gerätschaften, die bei der Therapie zum Einsatz kommen. Einen Pömpel – nicht in Rot mit Holzstiel sondern in dezentem Grau mit Porzellan-Imitat – hat Dr. Ingo Geuen im Repertoire. „Gibt’s für 9,90 Euro im Baumarkt“, erklärt er dem staunenden Betrachter, „den brauch’ ich für das Schulterblatt, da kommt man so schlecht dran.“

>> ANMWELDUNG UNTER 0201 804-8058

Gastgeber für das nächste WAZ-Medizinforum ist die BG Unfallklinik, Großenbaumer Allee 250 in Buchholz am Mittwoch, 26. Juli. Die Veranstaltung beginnt um 18 Uhr in der Mehrzweckhalle der Klinik.

Telefonische Anmeldung ist erforderlich bei der Hotline der WAZ unter 0201/804 8058. Der Anruf ist kostenfrei.