Die Bildungsinitiative Teach First entsendet Studenten in zehn Schulen, um benachteiligte Schüler zu unterstützen. Bedarf an Schulen ist hoch.
- Mit Beginn des neuen Schuljahres wird das „Teach First Programm“ für zwei Jahre fortgesetzt
- Zehn Hochschulabsolventen unterstützen benachteiligte Kinder an zehn Schulen in der Stadt
- Viele weiterführende Schulen hätten ebenso Bedarf an fachfremder Unterstützung
Mit Beginn des neuen Schuljahres wird das Teach First Programm für zwei Jahre fortgesetzt – und aufgestockt. Zehn statt bisher sechs „Fellows“ werden dafür an zehn Schulen in sozialen Brennpunkten im Einsatz sein. Die Hochschulabsolventen unterstützen benachteiligte Kinder und Jugendliche im Schulalltag mit speziellen Förderangeboten. Mit ihrer Hilfe sollen die Noten nach oben gehen und die soziale Kompetenz der Schüler gestärkt werden. Um den Bedarf der Schulen zu decken, wären jedoch dreimal so viele Fellows nötig.
Mirijam Held hat Landschaftsökologie in Münster studiert. Dann bewarb sie sich für das Teach First Programm und kam mit fünf weiteren Fellows für zwei Jahre nach Duisburg. „Ich wurde der Lise-Meitner-Gesamtschule in Rheinhausen zugeteilt.“ Dort arbeitete sie vorwiegend mit Flüchtlings- und Zuwandererkindern, förderte sie in Deutsch, Mathe und Biologie. „Vor allem ging es darum, sie zu motivieren, ihnen Erfolgserlebnisse zu geben und Selbstvertrauen zu vermitteln“, erinnert sich die 28-Jährige. Es habe schöne, anstrengende, aber auch traurige Momente gegeben. „Etwa als ein Junge meines Kurses abgeschoben wurde.“ Das Projekt habe ihr viel gebracht: „Es ist toll zu sehen, dass man motivieren konnte – einer meiner Schüler, der vorher Schulverweigerer war, kümmerte sich hinterher selbstständig um Mathe-Nachhilfe“, berichtet sie.
Ganz klar ist jedoch: Die Fellows sollen keine Lehrer ersetzen. „Sie sind keine ‘Lehrer on top’“, mahnt Günter Derksen, Leiter der Heinrich-Heine-Gesamtschule in Rheinhausen. Vielmehr gehe es darum, persönliche Beziehungen zu Schülern aufzubauen – Dinge, für die Lehrer in ihrem Alltag kaum noch Zeit haben. „Der Fellow hat bei uns eine neue Qualität in die Schule gebracht“, resümiert der Schulleiter. Dass solche Unterstützung, aber vor allem mehr Lehrkräfte benötigt werden, dürfe nicht vergessen werden.
Bedarf an 30 Schulen
Wie viele Schulen von den Fellows profitieren, ist vor allem eine Frage des Geldes. Einen Fellow für ein Jahr zu beschäftigen, kostet 37 000 Euro. Finanziert wird das von Land, Kommune und mit Hilfe von Sponsoren – wie der Haniel Stiftung, der Sparkasse oder neuen Förderern wie Klöckner & Co. SE und dem Rotary Club Duisburg. „Etwa 30 weiterführende Schulen hätten Bedarf für Unterstützung durch Fellows“, sagt Rupert Antes, Geschäftsführer der Haniel Stiftung, die mit dem Kooperationsprojekt „Bildung als Chance“ mit drei Institutionen an 26 Duisburger Schulen im Einsatz ist, um benachteiligte Schüler zu unterstützen. „Idealziel ist es, eine Kontinuität an den Schulen zu schaffen, damit der Effekt nicht nach einem Jahr Pause wieder verpufft.“
Einer der neuen Fellows ist Philipp Noack, 23 Jahre alt und studierter Ökonom aus Aachen. Nach den Sommerferien wird er am Marxloher Elly-Heuss.Knapp-Gymnasium anfangen. Für das Projekt habe er sich beworben, „weil mir Bildungsgerechtigkeit wichtig ist“. Eine Herausforderung werde es sein, zu erfahren, was im Schulalltag ankommt – und was nicht. Einen Didaktik-Crashkurs hat er dafür bekommen, in den Ferien wird es weitere Seminare geben. Ökologische Nachhaltigkeit sei ein Thema, das er gerne vermitteln möchte. „Der Schulgarten und Lese-Förderung, das sind Projekte, die ich angehen möchte.“