Duisburg. Die Belegschaft des Siemens-Verdichterwerks in Duisburg macht mobil gegen die drohende Schließung der Ausbildung.
- Die Belegschaft von Siemens ging gestern auf die Straße aus Protest gegen Schließungspläne
- Sie sorgen sich um die Zukunft der hochangesehen Ausbildung am Standort Hochfeld
- Die IG Metall fordert ein Umdenken des Konzers und kündigte weitere Aktionen an
„Für den augenblicklichen Gewinn verkaufe ich die Zukunft nicht“, prangte auf einem Transparnent, mit dem gestern Mittag rund 350 Siemens-Mitarbeiter vors Werkstor zogen, um gegen die geplante Schließung der Ausbildung am Standort Hochfeld zu protestieren. Und das Zitat stammte von keinem Geringeren als von Konzern-Gründer Werner von Siemens.
„Investieren statt reduzieren“, hatten sich Siemens-Auszubildende auf T-Shirts drucken lassen, und auch die Kinder aus dem Betriebskindergarten schauten sich die Protestkundgebung an. Schließlich ist die familiäre Bindung an das Unternehmen eine Tradition bei Siemens, die auch Lea Weitz, stellvertretende Vorsitzende der Jugend- und Auszubildendenvertretung hervorhob. Ihr Vater und ihr Bruder seien in Hochfeld schon ausgebildet worden. Jetzt drohe, dass Azubis erst nach zwei Lehrjahren erstmals in die Verdichterfertigung kommen. Vorbei sei es mit der „Ausbildung nahe am Produkt“ und auch die Identifikation mit Werk und Unternehmen werde leiden. Stattdessen forderte sie den Erhalt aller Ausbildungsstandorte und eine „Ausbildung mit Perspektive“: „Wer, wenn nicht wir, sind die Zukunft des Unternehmens?“
Zwei zentrale Forderungen richtete Betriebsratsvorsitzende Nadine Florian vor der Siemens-Verwaltung an den Konzernvorstand: E r solle den Schließungsbeschluss für die Ausbildung in Hochfeld zurücknehmen und duale Ausbildung am Standort erhalten. Das Werk gebe es seit 1862 und zugleich sei man Duisburg Vorreiter bei der von der Konzernspitze vorangetriebenen Digitalisierung. „Nehmen Sie die Zukunftsangst unserer jungen Leute ernst“, mahnte sie an die Adresse der Unternehmensführung. Und sie stellte auch klar: „Wir werden unserer Ausbildung nicht kampflos aufgeben.“
130 Azubis werden derzeit in Hochfeld auf ihre künftige Arbeit vorbereitet. Dazu kommen 34 junge Leute, die Ausbildung und Studium kombinieren. 50 neue Auszubildende werden im September ihre Lehre antreten.
„Der Siemens-Konzern muss umdenken“, forderte auch Christian Thißen, Jugendsekretär der IG Metall. Statt die Hochfelder Ausbildung zu schließen, müssten Konzepte für die Ausbildung der Zukunft erarbeitet werden.
Genau das mache man zurzeit, sagte Thomas Leubner, Leiter der Siemens-Berufsausbildung, und befinde sich in intensiven Gesprächen mit dem Gesamtbetriebsrat des Konzerns. „Wir werden bei Innovation und Qualität mit Sicherheit nicht sparen“, sicherte er hinsichtlich der künftigen Ausbildung zu. Aber er erklärte auch, er sei nicht bereit zu „näheren Ausführungen zu einzelnen Standorten“. Woraufhin Dieter Lieske, 1. Bevollmächtigter der IG Metall, weitere Protestaktionen in Hochfeld ankündigte.