Einerseits kann sich die Siemens AG generell und am Standort Duisburg momentan über eine sehr gute Auftragslage freuen.

Ein Grund, warum die Zahl der Mitarbeiter in Duisburg mit rund 2800 Angestellten einen neuen Höchststand erreicht hat. Andererseits sucht auch Siemens händeringend Auszubildende. „Gerade in den Ingenieurberufen haben wir seit einiger Zeit den größten Bedarf. Aber auch im Werkstattbereich suchen wir Facharbeiter“, so Achim Grafers, Leiter der technischen Ausbildung, am Tag der offenen Tür im Ausbildungszentrum in Hochfeld.

Hunderte Jugendliche informierten sich mit und ohne Eltern direkt bei Ausbildern und Azubis, schauten ihnen bei der Arbeit in den Lehrwerkstätten der Siemens Professional Education über die Schulter.

Der oft beschriebene Fachkräftemangel hat bereits eingesetzt: Zwar gibt es laut Grafers immer noch genügend Bewerber für eine Ausbildung, aber die Zahl habe abgenommen. „Wir müssen uns heute mehr denn je nach den Bewerbern strecken. Früher konnten wir die Sahne abschöpfen. Aber durch die demografische Entwicklung wird die Zahl der Bewerber geringer. Wir müssen die Werbetrommel rühren und zeigen, was wir können.“

Die Qualität der Bewerbungen und die Ausbildungsfähigkeit ließen oft zu wünschen übrig, so Grafers, der die Leitung des Ausbildungszentrums im Herbst 2010 von Ausbildungskoordinator Jürgen Trautmann übernahm. Die Fähigkeiten von Schulabgängern und Berufsschülern, zu lesen, zu schreiben und zu rechnen, seien teilweise auf einem zu niedrigen Niveau.

Auch wegen des langfristigen Mangels an geeigneten Bewerbern setzt die Siemens AG darauf, den Anteil an Frauen an den aktuell 199 Auszubildenden am Standort Duisburg zu steigern: Derzeit bilden wir nur 15 Frauen im technischen Bereich aus“, so Achim Grafers. „Frauen sind für technische Berufe aber genauso gut geeignet wie ihre männlichen Kollegen. Es gibt genug Frauen, die sich für technische Berufe interessieren, aber sie trauen sich oft nicht.“

Die Siemens AG bildet in Duisburg in dreieinhalb Jahren Konstruktionsmechaniker (Schweißer), Industriemechaniker (Schlosser) und Zerspanungsmechaniker (Dreher und Fräser) aus. Dazu kommen Mechatroniker (Elektroniker kombiniert mit Maschinenschlossern) und Elektroniker für Betriebstechnik. Daneben bietet Siemens besonders für Abgänger von Gymnasien und Realschulen anspruchsvolle duale Ausbildungsgänge zum technischen Produktdesigner und zum Industriemechaniker an. Dabei werden die Azubis in den ersten beiden Jahren am Standort Hochfeld geschult. Im dritten und vierten Lehrjahr besuchen sie hauptsächlich die Fachhochschulen in Mülheim und Gelsenkirchen, absolvieren aber weiter Praktika. Am Ende der Ausbildung steht ein Bachelor-Abschluss. Die Prüfung wird vor der IHK abgelegt.

„Unsere Ausbildung liegt auf einem hohem Niveau“, sagt Grafers. „Wir arbeiten mit einem Equipment an Geräten und Maschinen auf dem neuesten technischen Stand. Unsere neun Ausbilder bilden sich fortlaufend weiter. Und wir bieten in der Ausbildung umfangreiche und attraktive Highlights“, so Grafers: Dazu gehören u.a. eine hauseigene Kindertagesstätte für Berufstätige, Gesundheitsprogramme sowie Stress- oder Kommunikationsseminare.

Wegen des hohen Bedarfs an qualifiziertem Nachwuchs übernimmt die Siemens AG rund 100 Prozent ihrer Lehrlinge zumindest für ein Berufsjahr. „Davon werden mindestens 50 Prozent für die Dauer von mindestens einem Jahr fest eingestellt“, so Grafers.