DuisBERG. . Der Duisburger Geschichtsstudent Jonas Krüning beschäftigt sich bei einem Rundgang über den Ehrenfriedhof in Duissern mit der Siegfried-Statue.
- Die Siegfried-Figur auf dem Ehrenfriedhof in Duissern stand im Zentrum eines Rundgangs
- Geschichtsstudent Jonas Krüning bringt den Teilnehmern verschiedene Sichtweisen nahe
- Mitglied der Initiative „Mercators Nachbarn“ hat Masterarbeit zu dem Thema verfasst
Siegfried, der das halbgezogene Schwert zurück in die Scheide steckt: Wer den Ehrenfriedhof in Duissern betritt, dem fällt sofort die leicht rotschimmernde Bronzefigur des Helden aus dem Nibelungenlied auf. Der Krieger steht aufrecht, schaut zur Seite, das rechte Bein ist leicht nach hinten angewinkelt. Doch wie soll man das Denkmal eigentlich interpretieren?
Geschichtsstudent aus Obermarxloh
Dieser Frage geht Jonas Krüning bei seinem jüngsten Rundgang auf den Grund. Unter dem Titel „Die Siegfried-Figur auf dem Kaiserberg. Zur Geschichte eines umstrittenen Denkmals“ zeigt der Geschichtsstudent aus Obermarxloh seinen Teilnehmern anhand verschiedener Quellen, dass der „Drachentöter“ eben nicht nur das Schwert zurück in die Scheide stecken könnte.
Darüber hat das Mitglied der bürgerschaftlichen Initiative „Mercators Nachbarn“ auch seine Masterarbeit verfasst. „2014 habe ich in der Zeitung gelesen, dass die Statue komplett pink gefärbt wurde. Da habe ich mich gefragt, warum jemand überhaupt Interesse daran hat, diese Figur zu beschädigen“, so der 25-Jährige zu seiner Motivation.
Werk im Jahr 1921 beendet
Die Historie des Monuments startet im Jahr 1915: Die Stadt schreibt einen Wettstreit für ein Kriegerdenkmal aus, das auf dem 1914 errichteten Ehrenfriedhof stehen soll. Gewinner ist Hubert Netzer, Kunstprofessor an der Düsseldorfer Kunstakademie, der sein Werk aber erst im Jahre 1921 beendet. Zu sehen ist laut Netzer ein „Standbild eines jungen Kriegers, der den Kampf aufgibt“ - gemäß der Bedeutung von „Siegfried“: Aus dem Althochdeutschen übersetzt heißt das so viel wie „Siegreicher Frieden“.
Jonas Krüning hat sich die Akteure vor der Statue an verschiedenen „Volkstrauertagen“, die zu Ehren der gefallenen Soldaten im Ersten Weltkrieg gehalten wurden, angeschaut. Im Jahre 1926 stehen hier zum Beispiel Vertreter der „deutschen Volkspartei“ und des „Stahlhelms“ – zwei rechtskonservative Lager, die von „Totenehrung“ und „Nacheiferung“ sprechen.
Und auch die Nationalsozialisten geben dem Volkstrauertag (hier: „Heldengedenktag“) im Jahre 1934 eine etwas andere Bedeutung: Vor rund 500 Leuten fallen Schlagworte wie „Opferbereitschaft“ oder „Pflichterfüllung“, weiß Jonas Krüning. „Sogar Hugo Fischer, Stellvertreter von Joseph Goebbels, war an dem Tag hier. Das finde ich schon ziemlich heftig.“
Zwischendurch zeigt er immer wieder Bilder, wie die Gedenktage an der Siegfried-Figur gefeiert wurden. Am Ende steht dann die Botschaft: Je nach Zeit kann man die Bronzefigur anders interpretieren. So ist es im Nationalsozialismus wohl eher ein kriegerischer Siegfried, der das halbgezogene Schwert wieder aus der Scheide zieht.
>>Seit 2014 unter Denkmalschutz
Der Ehrenfriedhof auf dem Kaiserberg wurde 1914 errichtet. Seit 2014 steht er unter Denkmalschutz.
Bestattet wurden hier Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg, die in Duisburger Lazaretten gestorben sind. Nicht alle kamen aus Duisburg – auch Tote aus Berlin oder Mülheim sind auf dem Friedhof begraben.