Duisburg. . NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann war zu Gast beim 17. Duisburger Rathausgespräch. Jugendliche forderten eine Überarbeitung des Lehrplans.
- Beim 17. Duisburger Rathausgespräch am Sonntag war NRW-Schulministerin Löhrmann zu Gast
- In der Debatte um G 8 und G 9 kamen auch einige der betroffenen Gymnasiasten zu Wort
- Schüler forderten eine Überarbeitung und Entschlackung des Lehrplans
Wer sich sonntags mit Schule befasst, der steckt entweder mitten in den Abiturvorbereitungen oder ihm ist das Thema wirklich ein ernstes Anliegen. Den Gästen des 17. Duisburger Rathausgesprächs war letzteres deutlich anzumerken.
Zwei Stunden diskutierte NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann (Die Grünen) mit Michael von Tettau (Leiter des Bertha-von-Suttner-Gymnasiums in Oberhausen), Christina Herold (Vorsitzende der Elterschaft Duisburger Schulen) sowie Lea und Sanna Reinartz von der Schülervertretung des Mannesmann-Gymnasiums über eines der zentralen Themen im bereits laufenden Landtagswahlkampf. Zur Leitfrage „Welche Schule braucht das Land – ist Deutschland zu langsam?“ hatten die Teilnehmer ganz unterschiedliche Auffassungen.
Pädagogische Arbeit braucht Zeit
Für Christina Herold spielen Lehrer die wichtigste Rolle im Schulsystem. Dem schloss sich auch Schulleiter von Tettau an, der mehr Respekt vor Schülern und ein größeres Maß an Kommunikation als Teil der Pädagogik einforderte: „Eine Ökonomisierung der Schule muss vermieden werden, pädagogische Arbeit erfordert Zeit und diese müssen wir den Schülern als Lehrer auch geben.“ Ministerin Löhrmann wies in diesem Zusammenhang auf die Veränderungen in der Lehrerausbildung hin, mit denen das Rollenverständnis der Pädagogen gestärkt werden solle.
Die hitzig geführte Debatte über G 8 und G 9
Moderatorin Randi Crott lenkte das Gespräch auch auf die derzeit so hitzig geführte Debatte um G 8 und G 9, indem sie Lea und Sanna Reinartz, aber auch andere anwesende Schüler aus dem Publikum nach den Auswirkungen der Schulreform befragte. Die Jugendlichen klagten allesamt über eine zu hohe Belastung während der Klausurenphase. „Zudem würden wir uns wünschen, mehr Kompetenzen statt nur Inhalte vermittelt zu bekommen“, sagte Abiturientin Lea Reinartz.
Auch von Tettau bemängelte, dass das hohe Lernpensum keine Zeit ließe für eigenständige Bildungsmöglichkeiten wie Klassenreisen – etwa zu Holocaust-Gedenkstätten. Löhrmann sprach von einem zu hohen Ehrgeiz mancher Schüler, der den meisten Stress verursache. „Schule ist auch ein Spiegelbild der Gesellschaft, die Menschen müssen wieder begreifen, dass es auch Alternativen zum Abitur gibt.“
Unter den Zuhörern im Publikum waren viele Senioren
Emotional wurde die Debatte nach Einbeziehung der rund 130 Zuhörer. Mit ihrer Ansicht, dass die Lehrpläne überarbeitet werden müssten, standen die Schüler gegenüber dem Publikum allein da. Dieses bestand im Großteil aus Senioren. Andere Besucher beklagten sich, dass die Gesprächsrunde keinen Bezug auf die Situation an Duisburger Schulen genommen hatte. Oberbürgermeister Sören Link fühlte sich durch die Einwände des Publikums bestärkt: „Durch die Zuwanderung, aber auch wegen der sozialen Brennpunkte an einigen Standorten sind die Duisburger Schulen in einer besonderen Situation. Hier muss das Land reagieren und Personal und Geld bereitstellen.“