Duisburg. . Die Spanierin Elena Jiménez kam als Studentin nach Duisburg. Der Peruaner Wilfredo Antahurco lebte in den USA. Papierkrieg bis zur Hochzeit.
Ihre Liebe überwindet Grenzen: Elena Jiménez und Wilfredo Antahurco ließen sich von tausenden Kilometern, die zwischen ihnen lagen nicht schrecken. Und auch über die vielen Paragrafen, die sich ihnen auf dem Weg ins Eheglück in den Weg stellten, können sie mittlerweile lachen. „Als ich das erste Mal mit meinem Mann bei Aldi einkaufen war, habe ich geweint. Für andere Paare ist es das vielleicht stressig, gemeinsam einkaufen zu gehen, für uns ist es das Schönste, was es gibt, weil wir jetzt zusammensein können“, erzählt die 39-Jährige, und gibt ihrem „Willy“ einen Kuss.
Kennenlernen in den USA
Elena Jiménez ist gebürtige Spanierin, stammt aus Huelva. Sie lebt seit 17 Jahren in Duisburg, kam als Erasmus-Studentin an die Gerhard-Mercator-Universität, und studierte Romanistik. „Ich habe mich sofort wohl gefühlt, weil hier alles so international ist.“ Über eine Freundin lernt sie 2010 Willy kennen. Der Peruaner arbeitet zu diesem Zeitpunkt in den USA. „Die Freundin hatte mir schon viel von ihm erzählt und mich gefragt, ob ich nicht mit ihr reisen will. Aber ich wusste ja nicht, dass er so gutes Hochzeitsmaterial ist“, erzählt sie und lacht laut.
Die beiden verlieben sich. Klar, die spanische Sprache macht es leicht, sich zu verständigen. Nach den ersten zwei Wochen sind sie sich sicher, dass sie sich wieder sehen wollen. Weil Willy Antahurco nur eine Arbeitsgenehmigung und noch keine Greencard hat, verbringt die Lehrerin fortan sämtliche Ferienwochen in den Staaten. Weihnachten teilt sie sich zwischen ihrer Familie in Spanien und dem Freund in den USA auf – Patchwork extrem. „Meine Mutter sagt immer, dass die Welt viel zu klein für mich sei. Das stimmt: Ich fühle mich überall zu Hause, wo Willy ist.“
Damit die beiden allerdings zusammen sein können, mussten sie viele Hürden nehmen – und sich zunächst darüber klar werden, wo sie wohnen wollen. Zunächst versuchte Elena Jiménez zu ihrem Liebsten in die USA zu ziehen. Der Maler und Lackierer hat dort einen guten Job, viele Freunde und kann mit dem Geld sogar seine Familie in Lima unterstützen. Allerdings wurden die Studienzeugnisse der Spanierin nicht anerkannt. Als sie in Deutschland studiert, gab’s noch keine Creditpoints. Ein neues Studium war keine Option – es hätte 40 000 Dollar gekostet. Elena Jiménez konnte sich sogar vorstellen, mit Willy nach Peru zu ziehen. Sie überlegte, sich für den Auslandsschuldienst zu bewerben. Allein: Für ein konkretes Ziel kann man sich zwar bewerben, den Zeitpunkt aber nicht wählen. Der wäre völlig ungewiss gewesen. In Spanien war 2013 Wirtschaftskrise, blieb nur noch Deutschland.
Doch wie sollte Willy nun nach Deutschland kommen? Es gibt ein touristisches Visum, eine Einreiseerlaubnis für Verlobte und eines für Verheiratete. „Das Einfachste war, in den USA zu heiraten“, sagt die Spanierin, die inzwischen auch einen deutschen Pass hat. Vorher musste allerdings noch in vier peruanischen Zeitungen veröffentlicht werden, dass Wilfredo Antahurco Elena Jiménez zu seiner Frau nehmen möchte. „Niemand hat sich gemeldet und hatte Einwände“, erklärt Willy Antahurco. Sie bestellten einen „Justice of Peace“, luden engste Freunde ein und heirateten ganz amerikanisch. „Die Familien konnten leider nicht dabei sein. Deshalb haben wir die Zeremonie per Skype übertragen“, beschreibt der 40-Jährige. Danach hieß es wieder: Papiere sammeln. Damit die Hochzeit in Deutschland anerkannt wird, müssen die beiden zum deutschen Konsulat nach Boston. „Vor uns standen viele Paare, die der Reihe nach wieder weggeschickt wurden, weil etwas fehlte“, erinnert sich Elena Jiménez. Doch die beiden sind vorbereitet – legen Meldebescheinigungen aus den USA vor, Gehaltsnachweise, die Hochzeitsurkunde, Briefe aus Spanien und Deutschland. Sogar wie groß die Wohnung in Duisburg ist, wird abgefragt. Elena Jiménez: „Die Beamten waren ganz überrascht, dass wir alles zusammenhatten.“ Das Ehepaar bekommt die begehrte Apostille, Willy Antahurco darf zwecks Familienzusammenführung zehn Wochen später nach Deutschland reisen.
Ernüchterung in Deutschland
Seitdem genießen die beiden die Zeit zu zweit, auch wenn das erste Jahr hart ist: Der Peruaner muss seinen Führerschein nachmachen, weil er in Deutschland nicht anerkannt wird. Er büffelt Deutsch, macht einen Integrationskurs, sucht einen Job. Dann die Ernüchterung: „In Deutschland ist es so kalt, und hier verdient man als Maler und Lackierer viel weniger als in den USA“, stellt Antahurco fest. Aber ihn stört es nicht, dass seine Frau mehr verdient. „Damit hatten eher meine Freunde vor ihm ein Problem“, weiß die Beamtin. Er übernimmt das Kochen, tischt peruanisch-amerikanische Gerichte auf. Zum Thanksgiving gibt’s traditionell Truthahn. „Er kocht viel besser als ich. Und tanzen können wir auch gut – Bachata, Salsa, Merengue“, gerät Elena Jiménez ins Schwärmen.
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Der Papierkram wird indes nicht weniger: Der Gatte hat nur eine Aufenthaltsgenehmigung bekommen für drei Jahre – das soll Scheinehen verhindern. „Als hätten wir uns den ganzen Stress für eine Scheinehe angetan“, sagen sie kopfschüttelnd. Und irgendwann müssen sie vielleicht mal Formulare ausfüllen, wie ihre Kinder mit Nachnamen heißen sollen. Die beiden sind sich einig: „Ach, noch ein Papier. Das ist doch kein Problem für uns. Wir können alles schaffen.“
>>> Verband vertritt Interessen von Paaren und Familien
Um die Anliegen bi- oder internationaler Paare kümmert sich der „Verband binationaler Familien und Partnerschaften“. Gegründet wurde der Verband im Jahr 1972 als Hilfe zur Selbsthilfe unter dem Namen „Interessenvertretung deutscher Frauen, die mit Ausländern verheiratet sind“. „Wir sind politisch aktiv und Sparingspartner der Politik, Wirtschaft und Gesellschaft“, beschreibt Jeanette Ersoy, Sprecherin des Verbands. Oft seien es nicht die Ämter, die das Zusammenleben erschweren, sondern Gesetze. Etwa, dass ein Sprachnachweis vor der Einreise vorliegen müsse. „Es gibt Paare, die warten Jahre aufeinander.“
Bei Fragen kann man sich an Regionalgruppen wenden. In Duisburg etwa per E-Mail: duisburg@verband-binationaler.de.