Duisburg. . Der 21-jährige Quirin sitzt im Rollstuhl. Pia Hoffmann verhilft ihm und anderen Männern, Frauen und Paaren zu ihrem Recht auf Sexualität.
- Die Duisburgerin arbeitet als Sexualbegleiterin für Menschen mit Behinderung
- Begegnungen mit Tantra-Elementen
- Nicht immer kommt es zum Sex.
In den Arbeitsräumen von Pia Hoffmann flackern Kerzen. Eine Lichterkette sorgt zusätzlich für warmes Licht. Seit zwölf Jahren arbeitet die Duisburgerin als Sexualbegleiterin. Sie hilft Menschen mit Behinderung dabei, ihren Körper und ihre Sexualität zu entdecken. Die ausgebildete Heilpraktikerin und Psychotherapeutin war schon früh von der Kraft der Berührung überzeugt. Im „Institut zur Selbstbestimmung Behinderter“ in Trebel ließ sie sich zur Sexualbegleiterin ausbilden. Seitdem ist sie bundesweit unterwegs.
Bei ihrem sinnlichen Job geht es nicht nur um Höhepunkte. „Die Begegnung ist grundsätzlich offen. Für was muss man aber sehen. Das entwickelt sich“, sagt sie. Zu ihren Klienten zählen Männer ebenso wie Frauen oder Paare. Die meisten sparen für die Begegnung. Die Bündnisgrünen haben zwar ins Gespräch gebracht, dass die Krankenkasse Sexualbegleitung finanzieren soll – Praxis ist das allerdings noch nicht.
„Jeder Mensch hat ein Recht auf seine eigene Sexualität.“
Erst einmal macht sie es sich mit dem Gegenüber gemütlich. Pia Hoffmann bezieht Elemente aus der tantrischen Tradition ein. Kerzen und Musik zum Beispiel. „Wenn ich zu Besuch komme, sage ich schon vorher, dass die Heizung an sein soll.“ Ob es dann überhaupt zum klassischen Sex kommt, hängt von ihr und dem Klienten ab. „Manchmal kommen sie mit Vorstellungen in ihre Fantasie, wo der Körper überhaupt noch nicht ist.“ Männer, die krampfen, entspannen sich eher bei sanften Berührungen. Erwachsene Frauen wollen ihren Körper entdecken und Fragen stellen. Menschen mit einer Körperbehinderung zeigt sie Hilfsmittel, wie sie Sex und schöne Gefühle erleben können. Und für Paare bietet sie Erotikworkshops an. Pro Monat hat Pia Hoffmann im Schnitt sechs Begegnungen. „Ich muss davon nicht leben. Die Treffen sind intensiv. Ich achte darauf, dass es etwas Besonders bleibt und keine Konsumhaltung bei den Klienten entsteht“, erklärt sie. Mit ihren Kolleginnen aus Trebel tauscht sie sich deshalb bei der Supervision aus.
Ihre Kunden macht sie glücklich. Quirin (21) hat ihr ins Gästebuch geschrieben: „Ich sitze seit meiner Geburt im Rollstuhl, aber ich lasse mich davon nicht unterkriegen. Es hat mich am Anfang sehr viel Überwindung gekostet, mich mit Pia in Verbindung zu setzen. Aber ich kann jedem Rollstuhlfahrer den Tipp geben, es mal auszuprobieren. Jeder Mensch hat ein Recht auf seine eigene Sexualität.“