Duisburg. . Vor Weihnachten wurde die Video-Überwachung an der Kreuzung im Stadtnorden eingeschaltet. Bisher blieb aber alles weitgehend ruhig.

  • Seit sechs Wochen beobachtet die Polizei mit 19 Kameras das Pollmanneck im Duisburger Norden
  • 13 Stunden sitzen Polizeibeamte an den Monitoren. Eingreifen mussten sie bisher erst einmal
  • Duisburg ist eine der Großstädte, in denen das Land die Videoüberwachung erprobt

19 Videokameras haben seit sechs Wochen das „Pollmanneck“ in Marxloh im Visier. 13 Stunden, von 12 Uhr mittags bis 1 Uhr nachts, beobachten Polizeibeamte in der Hamborner Wache den vermeintlichen Brennpunkt an Monitoren. Doch bis auf einen Fall in der Silvesternacht blieb alles ruhig an Duisburgs „Modell-Kreuzung“. Dort und in einigen anderen Großstädten mit ausgewählten Kriminalitäts-Schwerpunkten exerziert das Land NRW seine Sicherheitsoffensive der Videobeobachtung.

Installation kostete 180 000 Euro

Das Pollmanneck in Marxloh haben die Kameras im Visier.
Das Pollmanneck in Marxloh haben die Kameras im Visier. © Jörg Schimmel

Kurz vor Weihnachten hatte die Duisburger Polizei die Kamera-Anlagen an der Kreuzung Weseler Straße und Kaiser-Wilhelm-Straße in Betrieb genommen. Hoch an Masten hängen die 19 Hightech-Kameras, die gestochen scharfe Bilder liefern und eine hundert Meter tief in die Straßenzüge blicken. Immerhin rund 180 000 Euro kostete die Installation der Technik. Zunächst auf ein Jahr ist die Kamera-Kontrolle befristet, dann muss die Berechtigung der Video-Beobachtung überprüft werden.

Dass die Kameras nicht „überwachen“, sondern „beobachten“ ist juristischen und datenschutzrechtlichen Feinheiten geschuldet. Deuten sich an den Monitoren mögliche Straftaten an, soll die Polizei schnell ausrücken können, um sie zu verhindern. So geschehen in der Silversternacht, als es nach Mitternacht zu einem Streit kam, nachdem ein Mädchen von einem Böller getroffen worden war und sich mehrere Personen in die Haare gerieten.

„Das kann für die Kollegen schon ermüdend sein“

IBis zu fünf Kameras hängen an den Masten.
IBis zu fünf Kameras hängen an den Masten. © Jörg Schimmel

„Ansonsten ist nichts weiter passiert“, berichtet Polizeisprecher Ramon van der Maat auf Anfrage dieser Zeitung. Keine brenzlige Situation, kein Anlass, Beamte loszuschicken, keine aufgezeichnete Straftat. Tag für Tag sitzen die Beamten an den Bildschirmen. „Das kann für die Kollegen schon ermüdend sein“, räumt van der Maat ein. In der Wache machen die Beamten aus der Not eine Tugend, sie wechseln sich ab, machen an den Bildschirmen Pausen vom Dienst auf der Straße. Nicht mal freches Winken in die Linsen bringt Abwechslung auf die Monitore: Die Kameras fallen wohl auch nicht auf, trotz der vorgeschriebenen Hinweisschilder.

Die Winter-Ruhe mag Ursache dafür sein, dass derzeit am Pollmanneck „nichts los“ ist. Bei Minusgraden sind auch Streithähne, Randalierer und Ganoven zuhause im Warmen. Denn für 2016 verzeichnete die Polizei eigentlich mehr als 230 Straftaten rund um die Marxloher Kreuzung. „Wir sind gespannt, was passiert, wenn das Wetter anders wird“, meint van der Maat, der die entspannte Situation allerdings vor allem auch darauf zurückführt, dass die Polizei mit verstärkter Präsenz und zusätzlich bewilligten Kräften unterwegs ist.

Kommentar: Gefilmte Sicherheit 

Langeweile am Polizei-Monitor: 13 Stunden starren also die Beamten in der Hamborner Wache seit Wochen auf die Videobilder vom „Pollmanneck“. Und nichts passiert, zumindest nichts, was die Polizei auf den Plan rufen müsste, um Straftaten zu verhindern. Immerhin sonntags ist Ruhetag, bleibt die Flimmerkiste aus.

Nun sollte man doch eigentlich froh sein, dass es an der angeblich so kriminellen Ecke ruhig ist. Wir wollen auch gewiss keine Ganoven oder Krawallmacher herbeisehnen, um den Aufwand zu rechtfertigen. Und wir hoffen, dass es auch im Sommer am Eck friedlich bleibt. Vielleicht sogar, weil in der kriminellen Szene bekannt ist, dass die Polizei ein Auge auf die Kreuzung hat. Aber so bestätigt die erste Zwischenbilanz, was man schon eh ahnte: Hier geht’s um Aktionismus nach der Kölner Silvesternacht, um die Inszenierung von mehr Sicherheit.