Duisburg. Zahlreiche Anhänger nahmen am Freitag in der geöffneten Fankurve der MSV-Arena Abschied vom verstorbenen Publikumsliebling Michael Tönnies.

  • Nach dem Tod des früheren MSV-Torjägers Michael Tönnies trauern viele Fans in der Arena gemeinsam
  • Sie legen Kerzen, Blumen, Schals oder Erinnerungsfotos für die einstige Fußball-Legende nieder
  • Auch die Drittliga-Mannschaft des MSV erwies dem Verstorbenen mit einem Besuch die letzte Ehre

Iris Koch kommen die Tränen. „Ich weiß noch, wie der Tönni hier mit Sauerstoffgerät rumgerannt ist. Das war ein echter Kämpfer“, sagt die blonde Frau aus dem Dellviertel. Seit vier Jahrzehnten geht sie nun schon zum MSV. Hat in dieser Zeit hunderte Spieler kommen und gehen sehen. Doch Michael Tönnies, der am Donnerstag so plötzlich verstorbene Stürmerstar vergangener Zebra-Zeiten, das war immer einer ihrer Allerliebsten. „Der wird uns fehlen“, sagt Koch. Und wieder beginnt sie zu weinen.

Der plötzliche Tod des Revierfußballers, der am Donnerstag im Alter von 57 Jahren einer Lungenembolie erlegen ist, erschüttert die gesamte Vereinsfamilie. Als gestern Nachmittag die Tore zur Fankurve geöffnet werden, in der das aufgemalte Bild von Tönnies neben denen der anderen MSV-Legenden prangt, stehen die Ersten bereit. Sie wollen gemeinsam trauern. Ihre Anteilnahme ausdrücken. Oder ein bisschen in Erinnerungen verweilen.

Die Fans brachten am Freitag auch Fotos mit in die Fankurve, die an den verstorbenen Michael Tönnies erinnern.
Die Fans brachten am Freitag auch Fotos mit in die Fankurve, die an den verstorbenen Michael Tönnies erinnern. © Jörg Schimmel

Wie Jörg Grabowski: Der 58-Jährige saß schon als Pimpf auf dem Schoß seines Vaters im alten Wedaustadion, als „Boss“ Helmut Rahn in der allerersten Bundesligasaison für die Meidericher Tore schoss. Aber kaum ein Spieler sei eine „so echte, menschliche Type gewesen wie Tönnies“, sagt der Mülheimer Grabowski. Seine in Hochfeld lebende Tochter Karina (21) ist auch mit dabei. Gemeinsam haben sie zwei weiße Rosen und zwei Grablichter in diesem Meer aus Kerzen niedergelegt. „Er war ein toller Stadionsprecher, es gab keinen besseren“, erinnert Karina an den Job, mit dem Tönnies zuletzt bei Heimspielen die Fanherzen eroberte.

„Tönnies war eine Legende“

„Das war ein MSV-Urgestein und spätestens seit seinen fünf Toren gegen den KSC und Olli Kahn eine Legende“, erzählen Siegfried und Angelika Noack, die in der Innenstadt wohnen. Das Buch über Tönnies, das auch seine Lungenerkrankung und die Organ-Transplantation im Jahr 2013 thematisierte, haben beide gelesen. „Kennen gelernt haben wir ihn aber leider nicht.“

Ein Kerzenmeer hat sich unter dem Porträt von Michael Tönnies gebildet.
Ein Kerzenmeer hat sich unter dem Porträt von Michael Tönnies gebildet. © Jörg Schimmel

Bei Udo Brühl aus dem Dellviertel war das anders: „Ich kannte ihn. Das war ein einfacher, netter Kerl und ein ganz lustiger Vogel.“ Brühl hat weiße Tulpen mitgebracht. „Da sollten eigentlich auch noch ein paar blaue dabei sein. Aber die habe ich so schnell leider nirgendwo bekommen“, sagt Brühl. Das Bodenständige an Tönnies mochten auch Daniel und Katja Pfitzner aus Duissern. „Das war keiner dieser abgehobenen Fußballstars. Tönni war so normal, der hätte auch bei uns in der Kurve stehen können.“

MSV-Kader am Ort der Trauer

Am Nachmittag schaut die komplette MSV-Mannschaft am Ort der Trauer vorbei. Sie verneigen und verabschieden sich in aller Stille. Heute spielen die Profi-Kicker in Paderborn. Und die weinende Iris Koch und ihr Mann Uwe geben vor, was der Drittliga-Spitzenreiter mit dem heutigen Rückrundenstart umsetzen soll: „Jetzt müssen wir für Tönni aufsteigen.“

>> DIE REAKTION DES OBERBÜRGERMEISTERS

Auch Oberbürgermeister Sören Link – ein bekennender MSV-Fan – trauert um Tönnies. „Duisburg verliert mit Tönnies einen liebenswerten und engagierten Sympathieträger, eine Fussball-Legende und einen großartigen Menschen. Meine Gedanken sind bei seinen Angehörigen und Freunden“, so Link.