Duisburg. . Viele Anhänger des MSV kamen am Donnerstag in die Arena, um für den verstorbenen Michael Tönnies Kerzen anzuzünden und Blumen niederzulegen.
- Viele Anhänger des MSV Duisburg sind am Donnerstag in die Arena gekommen
- Sie zündeten Kerzen für die verstorbene Klublegende Michael Tönnies an
- Auch die MSV-Spieler Kevin Wolze und Martin Dausch waren da
Die traurige Nachricht macht sprachlos. Viele Fans weinen, sie stellen auf der Nordtribüne Kerzen auf, legen Blumen nieder. Auf der Legendenwand in der Arena erstrahlt Michael Tönnies übergroß. Dynamisch, kraftvoll, mit Wucht schlägt er den Ball. Auch so wird der „Dicke“ in Erinnerung bleiben.
Michael Tönnies verstarb am Donnerstag im Alter von nur 57 Jahren. Unerwartet, am Montag saß er noch mit Offiziellen des MSV Duisburg zusammen. Tönnies plante ein Jugendfußball-Turnier. Der Erlös sollte einer Organisation für Organspenden zugute kommen. Tönnies unterzog sich im April 2013 einer Lungentransplantation. Es war sein zweiter Geburtstag. Fortan warb er für Organspender-Ausweise.
Arena auch am Freitag geöffnet
Kurz nachdem bekannt geworden war, dass Tönnies verstorben war, eilten die Fans in die Duisburger Arena. Auch die MSV-Spieler Kevin Wolze und Martin Dausch kamen ins Stadion. Dort war der gebürtige Essener bis zuletzt als Stadionsprecher tätig gewesen. Auch am Freitag wird der MSV von 14 bis 20 Uhr die Pforten der Nordtribüne öffnen. Die MSV-Familie wird weiter ihrer Legende gedenken.
Michael Tönnies – das ist die bewegende Geschichte eines Mannes, der in jungen Jahren auf der Überholspur lebte. Nicht nur Tore, auch Alkohol und Zigaretten begleiteten den Fußballer, dem viele nachsagten, er hätte es mit einem soliden Lebenswandel in die Nationalmannschaft schaffen können. Doch er wählte den anderen Weg. Im Dezember 2013, acht Monate nach der Lungentransplantation, erlebte die Sportredaktion im Gespräch einen nachdenklichen Michael Tönnies.
Er hatte sein neues Leben begonnen – auf dem Weg dorthin aber viel Kraft verloren. Viermal war er nach Hannover gefahren. Dreimal kam es nicht zur Transplantation. Dreimal musste Tönnies wieder nach Hause fahren. Niedergeschlagen, verzweifelt. Doch er gab nie auf. „Die MSV-Fans haben ihm immer wieder Auftrieb gegeben“, sagte ein erschütterter Bernard Dietz. Dietz, selbst Legende beim MSV, konnte die Nachricht gar nicht fassen: „Er war doch zuletzt so gut drauf.“
MSV plant Sondertrikot
In den letzten drei Jahren ging es für den „Tornado“ Schritt für Schritt aufwärts. Er ließ seine Lebensgeschichte niederschreiben. „Auf der Kippe“, heißt sein Buch. Michael Tönnies genoss die Lesungen. Ob in Duisburg oder im fernen München. Er hatte den Leuten viel zu sagen. Die Geschichte eines Menschen, der den Kampf angenommen hat und immer wieder diese brutale Verzweiflung besiegt hat. Fünf Tore gegen Oliver Kahn erscheinen da wie ein Kinderspiel. Nicht Kahn war der Titan, es war Michael Tönnies – abseits des Spielfeldes.
Der frühere Profi hatte noch so viele Pläne. Er wollte in diesem Jahr heiraten. Vorher sollten ein paar Pfunde purzeln. Mit Uwe Kober, mit dem er elf Jahre lang beim MSV, Rot-Weiss Essen und beim Wuppertaler SV bei Auswärtsfahrten ein Zimmer teilte, ging er unlängst eine Wette ein. „Wir wollten uns zum Elfmeterschießen treffen. Ich hatte ihm gesagt, dass ich mit Lackschuhen besser treffe“, so Kober.
MSV-Trainer Ilia Gruev würdigte den Verstorbenen: „Seine Lebensgeschichte und positive Energie, die er auch mit der Mannschaft geteilt hat, hat uns in der vergangenen Saison viel Kraft für die Aufholjagd gegeben.“ Am Samstag werden die Zebras in Paderborn mit Trauerflor spielen. Am Freitag stellt der MSV beim DFB den Antrag, beim nächsten Heimspiel gegen den VfL Osnabrück in einem Sondertrikot spielen zu dürfen. Der geplante Schriftzug: „Tornado“.