Duisburg. . Die Duisburger IG Metall kündigt einen Kampf um jeden Stahl-Arbeitsplatz an. Und sie erwartet bei der Tarifrunde einen „Schluck aus der Pulle“.

„Wir werden um jeden Arbeitsplatz kämpfen“, kündigt Dieter Lieske für das neue Jahr an. Der 1. Bevollmächtigte der Duisburger IG Metall sieht vor allem in der Stahlindustrie erheblichen Handlungsbedarf für seine Gewerkschaft.

Herausforderungen gebe es auf mehreren Ebenen. Noch immer drohe aus Brüssel eine Verteuerung der CO2-Zertifikate auch für die vergleichsweise sauberen deutschen Hüttenwerke. Noch immer leide der internationale Stahlmarkt unter Dumpingangeboten vor allem aus Fernost, noch immer kämen Gegenmaßnahmen der EU viel zu langsam.

Wachsames Auge auf Vorstandskonzept

Aber nicht nur in der Ferne sieht Lieske Gefährdungen für die heimische Stahlindustrie, dem wichtigsten Arbeitgeber in Duisburg. In diesem Jahr müsse der Vorstand von Thyssen-Krupp Steel dem Konzernvorstand ein Konzept für die Zukunft der Stahlsparte vorlegen, und darauf werde man ein genaues Auge haben. Droht den 14 000 Duisburger TKS-Arbeitsplätzen Gefahr durch eine Fusion mit der indischen Tata Steel? Oder werden Standorte in Frage gestellt auch ohne Fusion, aber mit Folgen für die Auslastung der Duisburger Anlagen?

„Wir wollen ein klares Bekenntnis“, fordert Lieske vom Stahl-Vorstand, der sich bisher noch nicht geäußert habe zu den Fragen nach der Stahl-Zukunft, die nun schon seit Monaten an den Nerven der Mitarbeiter zerrten: „Die Kollegen sind hoch angespannt.“

Dieter Lieske, 1. Bevollmächtigter der Duisburger IG Metall, schließt weitere Großaktionen der Stahlbelegschaften nicht aus.
Dieter Lieske, 1. Bevollmächtigter der Duisburger IG Metall, schließt weitere Großaktionen der Stahlbelegschaften nicht aus. © Christoph Karl Banski

Völlig klar sei aber für IG Metall, so Lieske weiter, dass es „erbitterten Widerstand“ geben würde, wenn es um die Schließung von Standorten gehe. „Die werden von uns hören“, stellt der 1. Bevollmächtigte den Konzernlenkern in Aussicht. Und auch den Entscheidern in Brüssel, wenn es um europäische Rahmenbedingungen für die Stahlindustrie geht. Mit den Aktionstagen in Duisburg und Brüssel im vergangenen Jahr sei die IG Metall noch lange nicht am Ende. „Es kann durchaus sein, dass wir nochmal zu Aktionen raus müssen.“

Es geht um sichere Arbeitsplätze und auch um Geld

Passiv abwarten werden die Stahlarbeiter auch nicht in der kommenden Tarifrunde, die Ende Januar mit der Forderung der IG Metall beginnen wird. Derzeit werde darüber intensiv debattiert in den Belegschaften und unter den Vertrauensleuten der Gewerkschaft in den Betrieben. Im Vordergrund werde die Sicherung der Arbeitsplätze und der Standorte stehen. Dabei gehe es sowohl um die Stahlproduzenten wie auch um die Dienstleister rund um die Stahlproduktion. Aber die Kollegen würden auch mehr Geld erwarten: „Die wollen einen Schluck aus der Pulle.“

Konzernbetriebsratschef sieht keine Logik in Fusion mit Tata 

Mit rund 500 Millionen Euro beziffern die Duisburger Betriebsräte von Thyssen-Krupp Steel den jährlichen Investitionsbedarf in die Stahl-Standorte. Diese Summe sei erforderlich, um alle Anlagen auf dem neuesten Stand und damit wettbewerbsfähig zu halten. Auch bei den Hüttenwerken Krupp-Mannesmann (HKM) im Süden der Stadt müsse nach der 120 Millionen Euro teuren Neuzustellung des Hochofens B in den nächsten Jahren weiter investiert werden, fordert Dieter Lieske, 1. Bevollmächtigter der IG Metall.

Sicherheit für mindestens die nächsten zehn Jahre hat Willi Segerath, Vorsitzender des Thyssen-Krupp-Konzernbetriebsrates, für die deutschen Stahlstandorte gefordert. Er reagierte damit auf Investitionszusagen der Tata-Führung gegenüber den britischen Gewerkschaften zur Sicherung von Tata-Standorten vor dem Hintergrund einer möglichen Fusion von Thyssen-Krupp und Tata (wir berichteten).

„Andauernde Gerüchte beenden“

An den Fusionsplänen vermisse er zudem eine „ausreichende strategische Logik“. An den Vorstand von Thyssen-Krupp appelliert Segerath, die „andauernden Gerüchte“ über die Zukunft des Unternehmens zu beenden: „Die Sorgen der Beschäftigten sind groß und dauern schon viel zu lange. Es muss endlich wieder Ruhe einkehren.“