Kleine Geschenke erhalten die Kundschaft - so sahen das lange Zeit die Unternehmen.Inzwischen verzichten viele auf Präsente zu Weihnachten. Stattdessen mehr Spenden

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Jedes Jahr das Gleiche verschenken und trotzdem immer zufriedene Gesichter sehen - davon kann der normale Weihnachtsgeschenke-Käufer nur träumen. Firmen allerdings haben genau dieses Konzept zum Erfolgsmodell gemacht: Jahr um Jahr flattern ihren treuen Kunden neben guten Wünschen zum Fest Geschenke ins Haus. Doch es bahnt sich eine Veränderung an.

Immer mehr Unternehmen setzen auf Spenden statt Sekt für ihre Kunden. So verschickte die Sparkasse dieses Jahr zum ersten Mal keine Kalender mehr. Stattdessen spendete sie 35 000 E an Immersatt. Auch in den nächsten Jahren wird die Bank gemeinnützige Projekte finanziell unterstützen. "Der mildtätige Zweck rückt nach vorne", beschreibt Pressesprecher Andreas Vanek das Phänomen.

Eine ähnliche Entwicklung hat bei der Volksbank Rhein-Ruhr schon früher begonnen. Marketingleiter Günter Sickmann: "Ein paar wenige Kalender gibt's noch, aber alle anderen Geschenke haben wir vor über fünf Jahren abgeschafft." Auch die Mitarbeiter der Bank verzichten auf ihre Weihnachtsglocke. Das eingesparte Geld kommt der hauseigenen Stiftung zugute, die sich für wohltätige Zwecke engagiert.

Wolfgang Schmitz, Hauptgeschäftsführer der Unternehmerverbandsgruppe, erläutert den sich abzeichnenden Trend: "Die soziale Verantwortung rückt mehr in den Vordergrund." Diese Entwicklung lasse sich über Weihnachten hinaus auch im laufenden Jahr beobachten.

Eine andere mögliche Erklärung liefert Dr. Nikolaus Paffenholz, Leiter des Geschäftsbereichs Recht und Steuern bei der IHK Niederrhein: Geschenke im Wert von bis zu 35 E lassen sich von Unternehmen als Betriebsausgabe zu 100 % steuerlich absetzen. Allerdings muss der Empfänger das Geschenk theoretisch versteuern - es sei denn, das hat die Firma für ihn übernommen. Diese steuerrechtlich vertrackte Lage und die öffentliche Debatte über Korruption könnten nach Ansicht von Pfaffenholz dazu beitragen, dass Unternehmen lieber spenden statt zu schenken. "Wer schreibt schon unter seinen Weihnachtsgruß: P.S.: Steuern habe ich übernommen?"