Duisburg. Die Tänzer und Choreographen Avi Kaiser und Sergio Antonino bereiten ein neues Tanzstück vor. Das Publikum kann schon jetzt einen Einblick in den Entstehungsprozess nehmen - lange bevor das Stück im kommenden Mai seine Premiere feiern wird.

Die Tänzer und Choreographen Avi Kaiser und Sergio Antonino, deren Dance Ensemble „The Roof” am Innenhafen angesiedelt ist, arbeiten öffentlich. Wenn sie eine neue Produktion vorbereiten, kann das Publikum schon einen Einblick in den Entstehungsprozess nehmen, lange bevor das Stück „fertig” zur Premiere (im Mai) ist. Wie sich die Produktion „Der Spiegel und die Enzyklopädie” nach einer „Forschungsperiode” von drei Wochen entwickelt hat, ist am Wochenende im Theater zu sehen.

„Das Foyer III ist eine große Inspiration für uns”, sagt Avi Kaiser. Bereits zum dritten Mal ist man in diesem Raum unter dem Dach des Stadttheaters zu Gast. Ein großer Vorteil des Foyers sei die unmittelbare Nähe zum Publikum. Ganz wichtig ist es Kaiser und Antonino, nicht frontal zu arbeiten, sondern Bewegung aus vielen Richtungen, aus unterschiedlichen Blickwinkeln, sozusagen aus der 360-Grad-Perspektive zu ermöglichen. „Ohne das Gewicht der Premiere gibt es für uns eine gewisse Freiheit und Lebendigkeit”, sagt Kaiser.

Ein Schritt von vielen

Das Publikum erlebt einen Schritt im Arbeitsprozess. Entsteht doch „Der Spiegel und die Enzyklopädie” nicht nach festen Vorgaben eines Choreographen, die die Tänzer Schritt für Schritt einstudieren, sondern in der Auseinandersetzung des vierköpfigen Ensembles. Der Titel ist einer Erzählung von Jorge Luis Borges entnommen. Darin heißt es: „Spiegel und Vaterschaft sind gleichermaßen widerwärtig. Beides vervielfältig das menschliche Wesen.” Vervielfältigungen lösen vage Beunruhigungen aus. Enzyklopädien bündeln Wissen, das eigentlich unendlich ist.

Enzyklopädie der Gefühle

Kaiser und Antonino stellen sich vor, es gäbe eine Enzyklopädie für menschliche Gefühle. „Und stellen wir uns weiter vor, diese Enzyklopädie umfasste nicht nur die hinlänglich bekannten Emotionen, sondern auch diejenigen, die wir nicht benennen können, weil sie tief im Inneren des Menschen verborgen sind.” Eine solche in einem Spiegel reflektierte Enzyklopädie der Gefühle ist das Bild, das Konzept, das der Choreographie zugrunde liegt.

Zur Zeit entdecken die Tänzer „Anknüpfungspunkte im Anderen”, sagt Sylvana Sedding. Kaiser und Antonino arbeiten zum ersten Mal mit der jungen Tänzerin aus Köln; Valentina Moar war schon in anderen Produktionen dabei.

Komponisten von nebenan

Ausgewählt haben sie Musik von Gerhard Stäbler und Kunsu Shim – die Komponisten leben quasi nebenan – sowie von Anton Berman und Robotron.

Einblicke in „Der Spiegel und die Enzyklopädie” gibt es am Freitag und Samstag, 16. und 17. Oktober, jeweils um 20 Uhr im Theater-Foyer III. Am Sonntag, 18. Oktober, ist um 16 Uhr im Lehmbruck Museum die Performance „Home Variations” zu sehen.