Duisburg. . Wir haben mal nachgerechnet: Dem Invest an Geld, Zeit und Muskelkraft stehen Spaß, Stolz und Geschmack gegenüber.
Neulich war ich meiner Scholle das erste Mal überdrüssig, da habe ich nämlich wieder Zucchini geerntet. Mittlerweile kann ich sie nicht mehr sehen – und essen. Früher ging’s in den Supermarkt und ich habe eingekauft, worauf ich Appetit hatte. Nun wird gegessen, was auf dem Acker wächst. „Generationen vor dir haben so gekocht“, schalt mich eine Kollegin. Und schob sogleich die Frage hinterher: „Lohnt sich das eigentlich?“ Exakte Berechnungen sind schwierig, trotzdem habe ich Kosten und Nutzen einmal gegenübergestellt.
Früher war die Sache einfach. Im Geschäft gab es kaum etwas zu kaufen und die Menschen waren froh, wenn sie hinter dem Haus ein Stück Land hatten, auf dem sie ihre eigenen Kartoffeln und anderes Gemüse anbauen konnten. Es gab Zeiten, da wurde selbst der Kantpark genutzt, um dort etwas anzubauen, und die Bevölkerung satt zu bekommen. Heute gibt es Lebensmittel im Überfluss. Wenn Kürbis auf meinem Miet-Acker Saison hat, gibt es ihn auch billig auf dem Markt zu kaufen, gleiches gilt eben auch für Zucchini. 1,99 kostet das Kilo im Angebot. „Dafür kann man es eigentlich nicht selbst anbauen“, gab eine Nachbarin, selbst Kleingärtnerin, zu.
230 Euro für 50 Quadratmeter
„Natürlich schätzt man eigenes Gemüse mehr als gekauftes. Da schwingt der Stolz mit, es macht Spaß es zuzubereiten und es schmeckt auch besser“, erklärt Harald Seitz. Der Diplom-Ökotrophologe arbeitet für den Agrar-Informationsdienst. Der Verband wurde 1950 im Rahmen des Marshallplanes als „Land- und Hauswirtschaftlicher Auswertungs- und Informationsdienst“ gegründet. Ursprünglich bestand die Aufgabe des Vereins darin, Landwirte über Möglichkeiten zur Produktionssteigerung zu informieren. Inzwischen informiert er grundsätzlich über landwirtschaftliche Themen und Ernährung.
Meine Scholle kostet 199 Euro pro Jahr und misst 50 Quadratmeter. Die Familiengröße, 90 Quadratmeter, schlägt mit 369 Euro zu Buche. Darin enthalten sind die Kosten für die Erstbepflanzung und der Service einer Gartensprechstunde. Neulinge, die keine Ahnung haben – so wie ich – können regelmäßig in die Sprechstunde gehen, um Tipps vom Fachmann zu bekommen. Das ist in diesem Fall Bauer Hermann Blomenkamp. Bevor die Beete an die Hobby-Gärtner übergeben werden, hat der Landwirt bereits das Gemüse gepflanzt und gesät, darunter Salat gesät, Knollensellerie, Hokkaido und zahlreiche andere Gemüsesorten gesetzt. 31 Reihen werden vorbereitet. Bei den anderen kann man sich überlegen, was man außerdem pflanzen und ernten möchte. In meinem Fall waren es Tomaten, Gurken und zur Zierde ein paar Sonnenblumen. Einige Tomaten-Jungpflanzen habe ich geschenkt bekommen. Für Saatgut, Rankhilfen oder Schutznetze waren rund 30 Euro fällig. Macht ca. 230 Euro für die Saison. Wasser gibt’s vor Ort. Spaten, Harken und anderes Gerät kann man sich leihen. Einige, meistens Männer, haben es sich aber nicht nehmen lassen, eigenes Profi-Gerät im Baumarkt anzuschaffen.
Geerntet werden kann etwa von Mai bis November. Der Ertrag hängt natürlich vom Wetter ab. 50 Quadratmeter werfen mehr als genug für ein bis zwei Personen ab. Meist kann man sogar noch Vorräten einmachen oder einen Teil verschenken. Zum Glück hat es die Natur so eingerichtet, dass in jedem Monat etwas anderes reif wird. Im Mai der Spinat, im September die Kartoffeln. „Wir haben mal errechnet, dass, vorausgesetzt man nutzt den Garten richtig und baut auf abgeernteten Stellen Neues an, aus einem Familiengarten, Gemüse für etwa 600 Euro geerntet werden kann“, erklärt Markus Schmidt von „Meine Ernte“.
Eigentlich müsste man noch eine zweite Rechung aufmachen: Zeit, Muskelkater, Investitionen in Massagen stehen Stunden voller Muße und Spaß gegenüber. Vielleicht sind die Tomaten günstig im Supermarkt zu haben, doch die eigenen sind unbezahlbar.