Duisburg. . Nach einem Großbrand beschwerten sich Duisbruger über späte Warnung durch Sirenen. Doch Sirenen sind nur ein Teil des Duisburger Warnsystems.

Die Kritik kam vor allem aus den sozialen Netzwerken. Als Anfang Juli dieses Jahres morgens gegen 4.50 Uhr eine Lagerhalle in Essenberg brannte, berief die Stadt in Absprache mit der Feuerwehr gut eine Stunde später den Krisenstab ein. Die Bevölkerung wurde über die Sirenen gegen 6.40 Uhr gewarnt. Da hatten Online-Medien und Radiosender bereits berichtet, dass das Großfeuer ausgebrochen war. „Warum warnten die Sirenen erst so spät?“, fragten viele Menschen über Facebook.

Daniela Lesmeister, Sicherheitsdezernentin und Leiterin des Krisenstabs, erklärte die Verzögerung damit, dass zunächst die Werkfeuerwehr am Einsatzort war, dann die Berufsfeuerwehr alarmiert und parallel zu den Löscharbeiten die Rauchwolke beobachtet wurde. Die stieg zunächst 500 Meter kerzengerade hoch in die Luft, erst später, als klar wurde wohin der Wind sie weht, habe man mit den Sirenen die Menschen in den Bezirken alarmiert. „Ich kann ja schlecht pauschal in alle Richtungen warnen“, sagte Lesmeister.

Die erste Einschätzung

Doch es war nicht die erste Kritik, die den Krisenstab der Stadt Duisburg traf. Bereits 2012 gab es Vorwürfe, die Stadt Duisburg hätte die Bürger nicht frühzeitig über das Feuer bei einem Krefelder Düngemittelhersteller informiert. Auch damals wehrte sich die Stadt gegen die Kritik. Man habe immer sofort kundgetan, was man wusste. Und das sei auch diesmal der Fall gewesen. „Der Wille zur Aufklärung ist da“, versichert Daniela Lesmeister, Rechts- und Ordnungsdezernentin der Stadt. Im Gespräch mit dieser Zeitung erklärt die Dezernentin mit Oliver Klostermann, dem Leiter des Krisenmanagements, wie die Arbeit des Krisenstabs funktioniert:

Der Krisenstab wird einberufen, wenn die Bevölkerung durch Schadstoffaustritte, Großbrand, Bombenentschärfung, Unwetter, oder andere akute Gefahren gefährdet ist. Die Entscheidung darüber, wann dies der Fall ist, liegt bei der Einsatzleitung der Feuerwehr.

Warnung der Bevölkerung

Mit der Einberufung des Krisenstabs wird auch die Bevölkerung über die Sirenen, das Radio, die Medien, die Internetseite der Stadt Duisburg, soziale Netzwerke und über die Nina-App gewarnt. Im Stadtgebiet Duisburg gibt es 75 Sirenenanlagen. „Damit sind wir mit Abstand die am besten ausgestattete Kommune in der Region und Vorreiter in NRW“, erklärt Daniela Lesmeister. 86 Prozent der Duisburger Bürger können durch die Sirenen erreicht werden. Rund eine Million Euro kostete das System, das durch die Industrie, das Land NRW und die Stadt Duisburg finanziert wird. In Duisburg gibt es allein 30 Störfallbetriebe entlang der Rheinschiene.

Das Sirenensystem

Jeden Morgen senden die Sirenen ein Signal an die Feuerwehr, die so erkennt, welche Sirenen defekt sind und gewartet werden müssen. Sie sind ein Teil des Warnsystems und sollen Bürger vor der Gefahr warnen, die sich im Freien aufhalten. „Die Bürger sollen dann Gebäude aufsuchen, Türen und Fenster schließen, Klimaanlagen und Belüftungen abschalten und sich Informationen einholen“, erklärt Oliver Klostermann, Leiter des Krisenmanagements.

Gegen die immer wieder mal zu hörende Kritik, dass die Sirenen in Häusern nur noch leise zu hören seien, wendet Daniela Lesmeister ein: „Die Sirenen sollen vor allem die Menschen draußen erreichen. Es bringt ja nichts, wenn wir die Menschen, die in den Wohnungen sind, auf diese Art alarmieren, die dann womöglich die Fenster aufreißen und sich dann einer Gefahr aussetzen.“ Bewusst habe man sich bei der Stadt auch dagegen entschieden, dass über die Sirenen Durchsagen geschaltet werden können. „Man würde es nicht so klar hören, durch das enge Netz könnte es auch zu Überschneidungen der Wellen kommen“, erklärt Oliver Klostermann.

Sollten Durchsagen notwendig sein, würde das die Polizei übernehmen und es würden Flugblätter verteilt – so wie beim Großbrand einer Lagerhalle in Rheinhausen im Januar 2015, als Asbest freigesetzt wurde. Wenn die Sirenen zu hören sind, sollen die Bürger das Radio einschalten – WDR 2 oder Radio Duisburg.

Die Arbeit des Krisenstabs

Der enge Krisenstab hat feste Mitglieder – Vertreter der Feuerwehr, Polizei, der Ämter für Umwelt und Grün, Bürger- und Ordnung, Soziales und Wohnen sowie Gesundheit. Eingebunden sind die Duisburger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft und Call Duisburg. Politisch gesamtverantwortlich ist die Feuerwehrdezernentin Lesmeister oder in Vertretung Umweltdezernent Ralf Krumpholz.

„Die Krisenstabarbeit ist keine politische”, betont Daniela Lesmeister. Wenn der Krisenstab in der Feuer- und Rettungswache 1 an der Wintgensstraße in Duissern zusammenkommt, geht es erst darum, ein sicheres Lagebild zu erhalten. Muss evakuiert werden? Wohin zieht die Rauchwolke? Sind Schadstoffe ausgetreten? Welches Gebiet ist betroffen?

„Bis erste Messergebnisse vorliegen, kann es zwei Stunden dauern“, erklärt die Dezernentin. Solang bleibt die Warnung bestehen, die Räume nicht zu verlassen. „Wir informieren die Öffentlichkeit sofort, wenn es einen neuen Kenntnisstand gibt. Aber auch erst dann“, sagt Lesmeister.

So wird gewarnt 

Bei Gefahr ist ein auf- und abschwellender Heulton für eine Minute zu hören. Wenn die Gefahr vorbei ist, ertönt ein Dauerton für eine Minute.

Bürger werden über das Radio, die Medien, App „Nina“ und soziale Netzwerke informiert, können zudem selbst das Gefahrentelefon unter 0800 112 13 13 (kostenfrei) anrufen.