Duisburg. . Zwischen Tomaten können Welten liegen – eine Verkostung mit einem Fachmann. Auf dem Acker von Redakteurin Fabienne Piepiora ist „Omas Liebling“ reif.
Roland Pawelczyk tischt auf: Lämpchen, Bosque Blue, Rosi Marunte oder Rote Kasachstan. Im Kleingartenverein an der Zimmerstraße lädt der Fachberater des Duisburger Kleingartenverbandes zur Tomatenverkostung. 28 Sorten hat er dabei, alle selbst gezüchtet in seinem Garten. Und 28 sind nun wirklich ein Klacks für einen Mann, der mehr als 70 verschiedene Tomaten bei sich im Garten zieht. Schon als Jugendlicher hat er die ersten in einem Eimer gepflanzt. Nun will er seine Gartenfreunde auf den Geschmack der Ursorten bringen. Er hat leichtes Spiel, die meisten besuchen sein Seminar zum wiederholten Mal. Neben der Theorie folgt die Praxis. Das Mittagessen können sich die Teilnehmer sparen.
„Diesmal ist es ein schlechtes Jahr. Der Juni war kalt und nass, das mögen die Tomaten nicht“, erklärt Pawelczyk. Tomaten schmecken nun mal dann am besten, wenn sie rot und reif geerntet werden. Spätestens hier wird’s bei der Supermarkt-Ware schwierig. Pawelczyk hat sich auf alte und wilde Arten spezialisiert, deren Samen gar nicht mehr im Handel zu kaufen sind. „Sie sind von Natur aus resistenter, aber die Tomaten sind nicht gleichförmig genug. Da ist mal eine größer und eine kleiner, deshalb will der Handel sie nicht verkaufen.“ Erst langsam würde sich etwas ändern.
Was man im Seminar lernen kann
Im Seminar – hätte ich es doch mal eher besucht – lerne ich übrigens, was ich auf meinem Acker alles falsch gemacht habe. Tomaten und Gurken schmecken zwar im gleichen Salat ganz gut, vertragen sich als Nachbarn aber nicht besonders. Die Tomate mag es sonnig und kühl, die Gurke warm und feucht.„Entweder bekommt man gute Tomaten oder schöne Gurken“, weiß Pawelczyk.
Hab ich auch gemerkt.
Gute Nachbarn wären Buschbohnen, Knoblauch oder Kohlrabi. Und setzt man Basilikum oder Tagetes direkt daneben, vertreiben diese Mehltau, Viren und weiße Fliegen. Zum Stabilisieren nimmt man am besten stabile Stäbe. Metall wird in der Sonne zu heiß, die Bambus-Version, an denen ich meine Tomaten festgebunden habe, biegt sich mittlerweile unter der Last der Früchte.
Hinterher ist man immer schlauer. Sie schmecken trotzdem.
Die Verkostung
Dann geht’s los mit der Verkostung. Marianne Engel hat sich vorbereitet und ein Stück Küchenrolle mitgebracht. Wofür, zeigt sich ein paar Minuten später. Roland Pawelczyk sagt „Lämpchen“, eine Stabtomate, an. „Sehr schmackhaft“, kommentiert Marianne Engel. Es folgen Cerise gelb – „starkwüchsige Sorte“ – Jasnaja, „robust“ und die Schmucktomaten. Die gelbe Sorte trägt Früchte so klein wie Fingerkuppen und ist schön süß.
Marianne Engel zuzelt an einem Exemplar, tupft die Kerne auf das Stück Küchenrolle und macht sich wieder Notizen. Sie will die Kerne trocknen, anschließend keimen lassen und dann zu gegebener Zeit aussäen. „Nehmen Sie gute, nährstoffreiche Erde“, rät Pwelczyk. Marianne Engel und ihr Mann wissen Bescheid, so haben sie schon die anderen Tomaten vermehrt. „Wir haben nur einen kleinen Garten, mal sehen, wie viel Platz noch ist.“ Sie und ihr Mann haben sich die Arbeit genau aufgeteilt. „Er kümmert sich um den Rasen und den Baumschnitt und ich mach’ den Rest.“