Duisburg. . 121 Polizisten haben in Duisburg ihren Dienst angetreten. Aber die Kripo ist unterbesetzt, kritisiert die Gewerkschaft, Ermittlungen blieben liegen.
- 121 neue Polizeibeamte haben zum 1. September in Duisburg ihren Dienst angetreten
- Gewerkschaftssprecher meint aber, für die Kripo ist die Grenze des Zumutbaren überschritten
- Polizeisprecher widerspricht: Personell kann sich Duisburg derzeit nicht beschweren
Die Polizeipräsidentin Elke Bartels im Kreis vieler junger, hell-blau uniformierter Beamten, die zum 1. September ihren Dienst in Duisburg angetreten haben: „Wir brauchen Sie“, begrüßte Bartels die 121 neuen Polizistinnen und Polizisten. Arno Eich, Kripobeamter und Duisburger Vorsitzender des Bundes der Kripobeamten, würde jetzt sagen: „Wir brauchen mehr.“
Der Sprecher der kleinen Gewerkschaft für die Kriminalbeamten gießt Wasser in den Begrüßungssekt: Wer sich in Uniform kleidet, „der hat in der Regel die Nase vorn“, beklagt er, dass das Land vordergründig zwar mehr Polizisten auf Streife schickt und Präsenz zeigt, die Kripo-Arbeit der Kollegen in Zivil aber „hinten ansteht“. Rund ein Fünftel der etwa 1500 Polizeibeamten in Duisburg zählen zur Kripo.
Rund 300 Kripobeamte
„Die Kripo geht auf dem Zahnfleisch. Das Maß des Zumutbaren ist überschritten“, bemängelt Eich, selbst seit 25 Jahren Kripobeamter. Der Überstundenberg sei enorm, das „Frustpotenzial so hoch wie nie“, obgleich die Kollegen gut ausgebildet und eigentlich „hochmotiviert“ seien. Gerade bei Straftaten der Massenkriminalität, etwa bei Taschendiebstählen oder Fahrraddiebstählen gebe es „so gut wie keine Ermittlungsarbeit mehr“. Besonders in Duisburg ist laut Eich die Belastung für die Kripo groß: Wohnungseinbrüche, Rocker- und Bandenkriminalität verschlingen Einsatzzeiten, aber auch bei Polizeiaktionen gegen Hooligans und bei Pegida-Demos sind nicht nur Uniformierte zur Stelle, sondern auch die Kripoleute.
„Das macht die Zeitfenster für die eigene Ermittlungsarbeit kleiner. Da bleibt vieles liegen“, kritisiert Eich. Mit fatalen Folgen aus seiner Sicht – mit niedrigen Aufklärungsquoten und einem Teufelskreis: „Denn Täter gehen dahin, wo der Verfolgungsdruck gering ist“, warnt Eich. Eine „fatale Botschaft“, in seinen Augen. Seine Kritik richtet sich dabei nicht an seine Polizeipräsidentin im Duisburger Präsidium. Sie habe ihre restriktiven Vorgaben. Das Land NRW müsse vielmehr „endlich umdenken“. Noch aus den 90er Jahren stamme der Verteilschlüssel, der die Kripo benachteilige. Und auch dazu führt, dass der Altersdurchschnitt in den Kommissariaten hoch ist.
Aus dem Polizeipräsidium kommt Widerspruch zur Gewerkschaftskritik. „Die Belastung ist überall hoch und natürlich könnte man noch erfolgreicher arbeiten, wenn wir mehr Polizisten hätten, aber personell können wir uns derzeit nicht beschweren“, so Polizeisprecher Ramon van der Maat. Er verweist darauf, dass das Land für 2015 bis 2017 jeweils 2000 Einstellungen landesweit verfügt hat, von denen auch Duisburg profitiert. „Das war ein Kraftakt“, bescheinigt er dem NRW-Innenministerium.
22 Tarifangestellte zur Verstärkung
Gerade für Duisburg würden die besonderen Belastungen berücksichtigt, verweist van der Maat zudem auf die zusätzliche Einsatzkräfte im Duisburger Norden und auf den geplanten vierten Zug der Bereitschaftspolizei mit ca. 35 Kräften. Als eine von landesweit bedachten acht Schwerpunktbehörden kann das Duisburger Polizeipräsidium außerdem 22 Tarifangestellte einstellen, die zum Beispiel im Erkennungsdienst oder als Computerspezialisten auch die Kripo unterstützen und entlasten sollen. Auch den Vorwurf niedriger Aufklärungsquoten lässt der Polizeisprecher nicht gelten: Etwa bei Wohnungseinbrüchen lag sie 2015 mit 15,2 Prozent über dem Landesdurchschnitt von 13,8 Prozent.