Duisburg. . Mit 61 Jahren fängt Dorothea Gerwers noch einmal neu an: Die Pädagogin ist neue Schulleiterin an der Kranichschule in Wanheimerort.
„Ich möchte den Kindern nicht nur Lesen und Schreiben beibringen, sondern möchte glückliche Schüler unterrichten.“ Dorothea Gerwers beginnt im Alter von 61 Jahren noch einmal neu. Viele Jahre hat sie die Niederrhein-Schule geleitet, die von Kindern besucht wurde, die in den Bereichen emotionale, und soziale Entwicklung und Lernen Förderung brauchten. Doch diese wurde nun mit einer anderen Schule zusammengelegt. Gerwers Stelle fiel weg, Duisburg wurde ihr nach der Pensionierung ihres Vorgängers angeboten.
Wenn das Leben dir Zitronen gibt, mach’ Limonade draus
Vor einem Neustart scheut sie sich nicht. „Ich war auf einmal mit 48 Witwe und musste mich um zwei kleine Kinder kümmern. Dann ist so ein Schulanfang erst recht machbar.“ Seitdem hat sie folgenden Spruch auf ihrer Visitenkarte stehen: „Wenn das Leben dir Zitronen gibt, mach’ Limonade draus.“
Rund 170 Jungen und Mädchen, die eine Förderung im Bereich Sprechen brauchen, besuchen die Kranichschule. Einige können nicht, andere wollen nicht sprechen – etwa nach einer traumatischen Erfahrung. Ihnen wird das Curriculum einer normalen Grundschule vermittelt, nur mit einer besonderen Förderung. „Wir sind eine Durchgangsschule. Es gibt Kinder, die gehen danach auf eine Regelschule.“ Das solle das Ziel sein. Ist das nicht möglich, besuchen sie in Essen eine weiterführende Förderschule.
Zusammenarbeit mit Therapeuten und Eltern
Besonders wichtig sei die Zusammenarbeit mit Therapeuten und Eltern. „Sie vertrauen uns das Wertvollste an, was sie haben. Die Kinder, die zu uns kommen, haben alle schon eine lange Geschichte“, weiß die Dorothea Gerwers, die sich ehrenamtlich für eine Windrad-Firma engagiert. Wichtig sei, das Wohl der Schüler immer im Blick zu behalten.
Ihre eigene Schulzeit erinnert sie nicht als besonders glücklich. Vor allem Mathe mochte sie nicht gerne – und hatte deshalb immer Verständnis für die Schüler, denen Mathe auch nicht so sehr lag. „In meinem Alter darf man das auch mal zugeben“, erzählt sie, und lächelt.
Überzeugte Niederrheinerin
Zu den Kindern und Jugendlichen hat sie einen guten Draht, auch zu den Schwierigen. Grenzen und Verlässlichkeit seien wichtig. Neulich habe ihr ein ehemaliger Schüler geholfen, an der alten Schule ein Wlan-Netz einzurichten. Er sei während seiner Schulzeit dann und wann auffällig geworden. Da war manches liebevolle „Nein“ nötig, um ihn auf den richtigen Weg zu bringen. Auch für die Kranichschule hat er sich schon bereit erklärt, ihr wieder zu helfen.
Dorothea Gerwers ist überzeugte Niederrheinerin. „Von Duisburg kenne ich vor allem die A59. Aber es ist so, dass wir schon immer zum Dellplatz ins Kino gefahren sind oder, wenn wir mal essen gehen, dann in den Innenhafen.“ Auf die nächsten Jahre in Wanheimerort freut sie sich: „Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.“