Duisburg-Neudorf. . Eine Messe in 44:30. Der ZDF-Fernsehgottesdienst wurde am Sonntag aus St. Ludger in die Republik übertragen. Schon am Samstag wurde eifrig geprobt.

  • Die Messe aus St. Ludger beschäftigt sich mit dem Thema „Die enge Tür“
  • Jeden Sonntag wird in einer anderen Kirche gedreht
  • Zu den Zuschauern gehören überwiegend Frauen über 65 Jahre

Pater Philipp bekommt die Stirn gepudert, die Orgel ist mit blauem Licht in Szene gesetzt. An der Tür von St. Ludger in Neudorf steht: „Heute Liveübertragung. Wir möchten die Gottesdienstbesucher bitten, bis 9 Uhr ihre Plätze einzunehmen.“ Der Fernsehgottesdienst, der jeden Sonntag im ZDF zu sehen ist, kommt diesmal nämlich aus Duisburg. Damit alles reibungslos klappt, wurde schon am Samstag zuvor eifrig geprobt, so genannte Schnittbilder gedreht und Texte geübt. Die Predigt hält an diesem Tag nicht Pastor Christian Schulte – der erledigt gerade Ferienseelsorge auf Texel. Pater Philipp von der Abtei Hamborn und Subsidiar in der Pfarrei Liebfrauen ist eingesprungen. Er ist zudem Rundfunkbeauftragter des Bistum Essen und hat neulich schon ein Paar für die Vox-Sendung „Vier Hochzeiten und eine Traumreise“ getraut. Nun also Fernsehgottesdienst.

Der Ablauf ist genau getaktet. Die Sendung beginnt um 9.30 Uhr und dauert 44:30 Minuten. Eigentlich ein bisschen wenig für die katholische Liturgie. Das Thema richtet sich nach den Texten, die das Kirchenjahr vorsieht. „Die enge Tür“ ist es diesmal. Pater Philipp spannt den Bogen zu Olympia. „Wenn zwei Wochen Olympia ist, dann müssen wir auch in der Kirche darauf eingehen. Das ist zu Karneval genauso“, erklärt Benjamin Krysmann, der für die Katholische Fernseharbeit in Kooperation mit dem Zweiten Deutschen Fernsehen die Fernsehgottesdienste organisiert.

60.000 Watt leuchten die Kirche aus

Ein halbes Jahr vorher fragt der Redakteur die Gemeinden in der Regel an. In Neudorf musste es schneller gehen, eine Gemeinde war ausgefallen – die Duisburger sprangen ein. „Wir haben im vergangenen Jahr in der Abtei Hamborn gedreht, deshalb wusste Pater Philipp auch, was auf ihn zu kommt“, so Krysmann. Das ZDF hat weitere Anforderungen: „Der Boden muss eben sein und der Altar nicht zu hoch, sonst müssen wir die Kameras so hochpumpen“, erklärt Kathrin Hansen von der Redaktion „Kirche und Leben“. Rund 30 Kameraleute und Mitarbeiter sorgen hinter den Kulissen dafür, dass alles reibungslos läuft. Vier Kilometer Kabel wurden durch St. Ludger gezogen und Scheinwerfer an Traversen befestigt, die mit insgesamt 60 000 Watt die Kirche ausleuchten. Früher schalteten mal über eine Million Zuschauer Sonntagmorgens ein – vorwiegend Frauen über 65 Jahre. Rund zehn Prozent Marktanteil waren das. Doch die Zuschauer sterben aus. Pater Philipp ist dennoch überzeugt von der guten Sachen. „Wir halten die Rede Gottes für Menschen lebendig, die nicht mehr regelmäßig in die Kirche gehen.“ An einem gewöhnlichen Sonntag sitzen rund 200 Personen auf den Kirchenbänken St. Ludgers. Heute sind es mehr, es wird schließlich nicht jeden Tag ein Fernsehgottesdienst aus Neudorf gesendet...

„Wow, das ist ja hier wie im Kölner Dom. Dat sieht jut aus“, gerät ein Chormitglied ins Schwärmen. Chorleiter Walter Dottermann stellt seine Sänger auf. „Die Noten bitte in die rechte Hand“, sagt er. Dann kommen weitere Anweisungen vom ZDF. Aufgeregt sind sie eigentlich nicht. „Das ist eine große Ehre für die Kirche“, findet Dottermann. Sängerin Renate Hofer hat bereits geklärt, dass sie eine Aufnahme bekommt. Sonst sitzt sie vor dem TV, wenn der Fernsehgottesdienst gezeigt wird.