Duisburg.. 40 bis 60 Frachtschiffe passieren täglich die Schleuse in Duisburg-Meiderich. Das Personal dort steuert noch zwei weitere Schleusen.
Der Rhein ist die Hauptverkehrsstrecke der Binnenschifffahrt in Deutschland, er verbindet Duisburg mit Rotterdam wie auch mit Basel. Aber auch nach Hamburg oder Berlin geht’s von Duisburg aus zu Schiff, und zwar über von Menschenhand angelegte Wasserstraßen: die Kanäle. Das Eingangstor zum Kanalnetz ist die Meidericher Schleuse.
Schiffe, die in den 190 Meter langen und 12 Meter breiten Betontrog einfahren, der auf beiden Seiten mit massiven Stahltoren versehen ist, wollen hoch hinauf oder hinab, je nach Richtung. Die Schleusenkammer ist quasi das erste Stück Rhein-Herne-Kanal. Der führt über gut 45 Kilometer bis zum Dortmund-Ems-Kanal bei Henrichenburg. Da dazwischen 36 Meter Höhendifferenz liegen, haben die Erbauer des Rhein-Herne-Kanals vor 102 Jahren sieben Schleusen eingeplant. Heute sind’s noch fünf, inklusive der 1978 bis 1980 erbauten Meidericher, die ein Vorgängerbauwerk ablöste mit einer deutlich kleineren Schleusenkammer, zu klein für viele heutige Schiffe oder gar Schubverbände.
Das Prinzip einer Schleuse ist ganz einfach: Ein Schiff fährt in die Kammer, das Tor hinter dem Heck schließt sich, das andere öffnet sich, und je nach Fahrtrichtung fließt Wasser zu (wenn’s Richtung Herne geht) oder ab (wenn’s in Richtung Rhein geht), und das Schiff hebt oder senkt sich. Bis zu 7,35 Meter beträgt die Hubhöhe in Meiderich, je nachdem, wie hoch der Rhein Wasser führt.
Mit Wasser aus der Lippe
Das heißt aber auch, dass mit jeder Schleusung Wasser aus dem Kanal in Richtung des Stromes abfließt. Damit die Schiffe immer die berühmte Handbreit Wasser unterm Bug haben, muss der Rhein-Herne-Kanal permanent aufgefüllt werden. Das geschieht in der Regel mit Wasser aus der Lippe. Sollte aber dort bei lang anhaltender Trockenheit der Lebensraum der Fische durch Ableiten von Wasser gefährdet sein, kann auch vom Rhein, genauer: aus dem Hafenbecken C, das wertvolle Nass bis nach Datteln gepumpt werden.
Der technische Aufwand lohnt sich: Der Rhein-Herne-Kanal ist viel befahren. 40 bis 60 Frachtschiffe werden pro Tag geschleust, dazu kommen – vor allem im Sommer – rund 40 Sportboote pro Woche. Etwa 15 Minuten dauert eine Schleusung, für die die Schiffer zahlen müssen. An der Meidericher Schleuse befindet sich auch die Hebstelle für die Kanalgebühren.
Zur unübersehbaren Landmarke wird die Schleuse im Meidericher Hafengebiet durch den Steuerstand in mehr als 20 Metern Höhe, der sich über dem Untertor erhebt. Acht Mitarbeiter versehen dort den Schleusendienst, zwei müssen immer gleichzeitig anwesend sei. Geschleust wird rund um die Uhr, nur in der Nacht von Sonntag auf Montag gibt’s ein paar Stunden Pause. Die Meidericher Schleusenwärter sind dabei nicht nur für die eigene Anlage zuständig, sondern steuern per Fernbedienung auch die nahe Ruhrorter Ruhrschleuse und die Ruhrschleuse Raffelberg in Mülheim.