Duisburg.. Kanäle, Ufer, Wehre und Schleusen brauchen dringend Investitionen. 500 Millionen Euro müssten im Ruhrgebiet in die Wasserstraßen gesteckt werden.
„Wir haben massive Probleme mit völlig veralteten Anlagen“, nahm Hermann Poppen an Bord der „Duisburg“ am Donnerstag kein Blatt vor den Mund. Adressat für den Leiter des Wasser- und Schifffahrtsamtes war unter anderem NRW-Verkehrsminister Michael Groschek.
Und der durfte sehen, wo überall Handlungsbedarf besteht. Schäden im Beton, bröckelndes Mauerwerk, Poller, die modernen Schiffen nicht mehr standhalten, durchrostete Spundwände. 500 Mio Euro, so Poppen, müssten in die Wasserstraßen im Ruhrgebiet investiert werden, sie seien wichtige Stadtortfaktoren und ohne sie drohten erhebliche Arbeitsplatzverluste. Als größtes Sorgenkind der Wasserstraßenverwaltung bezeichnete Poppen das Duisburger Ruhrwehr.
Zustand der Anlage ist „auf Kante genäht“
Es dient der Stabilisierung des Ruhrwasserstandes und sichert damit die Schiffbarkeit des Flusses bis Mülheim, worauf unter anderem die Kraftwerksbauer von Siemens am Hafen der Nachbarstadt angewiesen sind. Der Zustand der Anlage ist laut Poppen „auf Kante genäht“ und bedürfe dringend der Sanierung: „Hier ist die Politik gefordert.“ Auch das Hochwassersperrtor zwischen Ruhr und Kanalhafen sei in einem „kritischen“ Zustand.
Ohne eine schiffbare Ruhr gäbe es zwischen Rhein und Kanalnetz nur noch die Verbindung über die Meidericher Schleuse. Fällt die aus, kann die Schifffahrt die Ruhrschleuse am Ruhrwehr nutzen. Fiele diese Ausweichstrecke flach, gäbe es bei einer Schleusenstörung oder -wartung Probleme. Und der Rhein-Herne-Kanal ist eine der wichtigsten Wasserstraßen in Deutschland.
Versäumnisse des Bundes
„Wir haben zwei, drei Jahrzehnte gepennt und die Instandhaltung verschlampt“, gestand Groschek im Namen der gesamten Politik. Mangelnde Investitionen in Schiene und Wasserstraße hätten jetzt zur Folge, dass Straßen und Straßenbrücken überbelastet sind und schadhaft werden wie die Rheinquerungen in Leverkusen und Neuenkamp.
Weiter beklagte der Landesminister erhebliche Versäumnisse des Bundes bei der Planung von Schienen- und Wasserstraßen-Infrastruktur. Groschek: „Es gibt keinen Finanzengpass, es gibt einen Planungsengpass.“ Und die Schleusen seien oft deutlich älter als die „Bröckelbrücken“. Der SPD-Politiker forderte unter anderem eine Anhebung der Kanalbrücken, um beispielsweise auch auf dem Rhein-Herne-Kanal mehr Container pro Schiff transportieren zu können.
Duisburgs Brücken bereiten Sorgen
Zumal die Brücken sowieso schon Sorgen bereiten. Für 90 eigene Brücken und 92 weitere ist das Meidericher Wasser- und Schifffahrtsamt zuständig, und davon müssen laut Poppen mehr als 40 „dringendst“ ersetzt werden.
Was Minister, Behörden- und IHK-Vertreter gemeinsam fordern, ist eine Beschleunigung der Planverfahren. Poppen: „Wir sind extrem kompliziert.“ Im Oktober will Groschek in Sachen Wasserstraßen erneut nach Duisburg kommen, was SPD-Landtagsabgeordneter Frank Börner als Erfolg des gestrigen Treffens wertete. „Es ist wichtig, dass die Player zusammenkommen. Wir müssen gemeinsam etwas für den Industriestandort tun.“