Duisburg. . Nach der Brand-Tragödie in Duisburg ist die Hilfsbereitschaft groß. Severine Witting: „Man kann alles ersetzen. Ich bin froh, dass wir leben.“

Ein tragisches Missgeschick hat den verheerenden Brand in Meiderich mit drei Toten verursacht: Eine 74-jährige, gehbehinderte Seniorin in der Erdgeschosswohnung hatte einen Tisch mit einem brennenden Teelicht umgestoßen. Ihre verzweifelten Hilfeversuche konnten die Tragödie nicht verhindern.

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Wie Polizei und Staatsanwaltschaft berichten, geriet durch die umgestürzte Kerze ein Kissen in Brand, „rasend“ schnell breitete sich das Feuer in der Wohnung aus. Die 74-Jährige alarmierte aber die Feuerwehr und versuchte, die Hausbewohner zu warnen. „Der Brandverlauf war einfach zu schnell“, so ein Polizeisprecher. Auch die Rentnerin, die mit ihren Rollator gerettet worden war, erlitt eine Rauchgasvergiftung und musste im Krankenhaus behandelt werden. Die Staatsanwaltschaft hat ein Verfahren unter anderem wegen fahrlässiger Brandstiftung gegen die 74-Jährige eingeleitet.

Das Unglückshaus

Unterdessen hat die Polizei das Wohnhaus Unter den Ulmen wieder freigegeben. Es ist allerdings nicht bewohnbar und wegen Einsturzgefahr des Dachstuhls hat die Stadt den Bereich in Abstimmung mit dem Hauseigentümer absperren lassen. Vier Familien, die privat keine andere Bleibe fanden, hat die Stadt unterbringen können. „Das Netzwerk in Meiderich klappt gut“, so Stadtsprecherin Susanne Stölting. Das Sozialamt betreut die Betroffenen weiter, hilft auch vorübergehend mit Mietbürgschaften.

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Am Unglückshaus stehen einige Fenster offen. Es riecht verkokelt. Severine Witting war noch nicht wieder da, seitdem sie sich am Dienstagmorgen mit ihren drei Kindern vor dem Feuer retten konnte. Die Familie wohnte im vierten Stock. „Ich war schon um 5.30 Uhr wach, aber da habe ich von dem Brand noch nichts mitbekommen“, erinnert sich die 34-Jährige. Von irgendwo erklangen Sirenen, dann klingelte es zweimal an der Tür. „Der Flur war so verqualmt, dass wir nicht mehr raus konnten. Wir haben uns dann ans Fenster gestellt und haben gerufen: ,Bitte helft uns.’“

Zum Glück lag noch eine Leggins für die älteste Tochter bereit. Schnell zog sich Severine Witting die Klamotten vom Vortag an. Den Kindern hielt sie nasse Lappen vors Gesicht, damit sie nicht den Qualm einatmen mussten. „Die Minuten kamen einem ewig vor.“ Irgendwann kam die Feuerwehr und rettete die Familie über eine Drehleiter. Sie mussten mit ansehen, wie die Flammen aus den Fenstern schlugen. Das verstorbene Kind geht in die gleiche Klasse wie Tochter Mia. „Ich habe es ihr erzählt, aber ich möchte den Kindern noch nicht zumuten, das Haus wieder zu sehen“, erklärt die alleinerziehende Mutter. Sie hofft auf psychologische Unterstützung.

Klassenkameraden spenden Shirts

Die Meidericher Ratsfrau Gertrud Bettges hörte von der Tragödie und aktivierte ihr Netzwerk. Sie bot der Stadt eine möblierte Wohnung an, in der Severine Witting und ihre Kinder so lange bleiben können, bis sich etwas Neues gefunden hat. Über die Kleiderkammer organisierte sie Spenden. Auch die Klassenkameraden von Mia Witting sortieren ein paar ihrer T-Shirts aus oder schreiben tröstende Briefe. Mitnehmen konnte die Familie nichts. „Man kann alles ersetzen. Ich bin froh, dass wir leben.“

Meidericher Hilfswerk sammelt Spenden

„Ich bin gut verdrahtet in Meiderich“, erklärt Ratsfrau Gertrud Bettges. Sie engagiert sich im „Meidericher Hilfswerk“ und hat sogleich Helfer zusammengetrommelt, die die Brandopfer unterstützen.

Außerdem gibt es ein Spendenkonto, damit den Familien beim Start in einer neuen Wohnung geholfen werden kann: Wer spenden möchte kann dies unter dem Stichwort „Brandopfer“ unter DE04 3505 0000 0200 3073 12 tun.