Duisburg. Imagträchtige Leuchttürme und funktionierende Stadtquartiere vor Ort: Duisburgs Stadtentwicklung muss zweigleisig sein, meint Baudezernent Carsten Tum.

In Duisburgs Stadtentwicklung und damit auch in Ihrem Dezernat geht’s auf und ab wie im Paternoster: Beim Factory Outlet, bei den Möbelhäusern von Ostermann und Krieger ging’s abwärts, beim Eurogate und jetzt in der City geht es voran. . .

Carsten Tum: Wir sind als Stadtentwickler bemüht, die Vorbereitungen zu liefern, dass Investitionen getätigt werden können. Wir haben das bei Ostermann, bei Krieger getan. Dann ist es an den Investoren, in die Umsetzung zu gehen. In der Innenstadt, wo wir selber Hand anlegen können, legen wir jetzt richtig los und auf die anderen müssen wir leider warten. Im Moment bin ich sehr zufrieden, weil viele Projekte mit der Umsetzung begonnen haben. Die Kräne drehen sich, die Bagger rollen.

Gehen wir die einzelnen Projekte einmal durch: Wie geht es auf dem FOC-Gelände weiter? Es soll eine offene Bürgerbeteiligung geben, aber Sie werden eigene Vorstellung haben, was dort in Marxloh passt und wichtig ist.

Tum: Wir erarbeiten ein Alternativkonzept. Wir bereiten die Bürgerbeteiligung vor und haben ein externes Planungsbüro damit beauftragt. Sie wird noch vor der Sommerpause beginnen. Am Ende soll ein Nutzungskonzept stehen. Aus meiner Sicht kann das in Richtung Einzelhandel, Büro und Dienstleistung gehen. Wenn das Konzept steht, schreiben wir aus und suchen Investoren.

Ich behaupte mal, es wird kein Höffner-Möbelhaus auf der Duisburger Freiheit geben, nicht nachdem Krieger in Neuss gebaut hat und jetzt den Zuschlag für den Düsseldorfer Norden bekommen hat. Muss Duisburgs Innenstadt auf lange Zeit mit der Schmuddelbrache vor der Haustür leben? Gibt es Gespräche mit Krieger, z.B. zu einem Edel-Factory-Outlet?

Tum: Wir hatten unsere Hausaufgaben gemacht. Herr Krieger hat Planungsrecht für das Möbelhaus und den Büro- und Dienstleistungsstandort. Er kann anfangen. Wir sind in Kontakt. Ich kann aber nicht signalisieren, wann er loslegen wird.

Mit dem Möbelhaus oder etwas anderem?

Tum: Über solche Dinge müsste Herr Krieger mit uns in den Dialog eintreten.

Passiert da was in den, sagen wir, nächsten fünf Jahren?

Tum: Ich schließe das nicht aus. Aber wir müssen tatsächlich abwarten, es ist seine Entscheidung.

Nachdem Sie vor gut einem halben Jahr den Projektentwickler für das Marientor-Karree präsentiert haben, hört man nichts mehr.

Tum: Wir sind in finalen Vertragsverhandlungen und ich gehe davon aus, wenn es gut klappt, dass wir noch vor der Sommerpause mit entsprechenden Verträgen auf die Politik zukommen werden.

Für das Eurogate gibt es jetzt endlich einen Projektentwickler. Wieso dauern die Vertragsverhandlungen und Planungen zwei Jahre?

Tum: Ganz so lange werden die Vertragsverhandlungen nicht dauern. Wir haben mit den Developern einen zuverlässigen und erfahrenen Partner gewinnen können. Der hat viel Spaß an dem Projekt. Wir arbeiten an den Verträgen und der Bauleitplanung. Ich gehe davon aus, dass wir hier schnell Planungsrecht schaffen können. Für mich ist durchaus in zwei Jahren mit Baubeginn zu rechnen.

Es ist Ende 2017, beschreiben Sie doch mal einen Gang über den Portsmouthplatz.

Tum: Ich freue mich, über einen fertig gepflasterten Portsmouthplatz zu gehen, auf dem sich die Magnolien, die Mercatorstühle, die lange Bank mit dem Wasserspiel befinden. Das Intercity-Hotel ist fertig. Der Platz lädt zum Verweilen ein und wir haben wieder eine richtig gute Adresse, wenn man aus dem Bahnhof herauskommt. Das Bahnhofsdach ist noch nicht fertig, wir hoffen aber dass man erkennt, das die Bahn mit vorbereitenden Arbeiten befasst ist.

Sie sagen, der urbane Platz dort braucht die Randbebauung an der Mercatorstraße. Wann kommt sie?

Tum: Wir haben verabredet, nachdem die ursprünglichen Investoren abgesprungen waren, dass wir erst den Platz fertig machen und dann das Gebäude in Angriff nehmen. Wir sind bis Ende 2017 mit den Arbeiten auf dem Platz befasst. Zurückgerechnet heißt das, dass wir jetzt im Sommer auf Investorensuche gehen und die Fläche ausschreiben. Dann können sich die Investoren bewerben und der Zuschlag zum Jahreswechsel würde dann bedeuten, dass 2017 die Investoren in die Planung und Vermarktung gehen können, so dass sie 2018 in die Realisierung des Gebäudes gehen können.

Nach dem Forum- und City-Palais-Bau und der Königstraße-Gestaltung erlebte die City einen Boom. Der Schub hat sich jetzt verbraucht, Attraktivität und Frequenz stagnieren und sinken. Braucht die Innenstadt nicht dringend eine Belebung?

Tum: Wir sind da gut unterwegs, wir bringen das Pflaster der Königstraße auf Vordermann und optimieren die Wegebeziehungen und Beschilderung. Wir sind bemüht, die Innenstadt zu bewerben, ich denke nur an das Beachvolleyballturnier im Juni.

Welche Rolle spielt dabei das Mercatorquartier. Mit dem Abriss jetzt zeigt sich die Größenordnung des Vorhabens. Wie sieht der Zeitplan aus?

Tum: Bis zum Herbst haben wir die Abriss- und archäologischen Arbeiten. Das Ziel ist, dass für die Immobilienmesse Expo in München im Herbst einen Rahmenkonzept erarbeitet ist, mit dem wir in die Vermarktung einsteigen können. Wir sind zuversichtlich, zeitnah Investoren zu finden, die mit uns das Mercatorquartier bauen. Das wird die Innenstadt beleben. Für das Mercatorhaus sind wir mit mehreren Nutzergruppen im Gespräch. Es soll Namensgeber und Highlight des Quartiers werden. Wir suchen nach tragfähigen Konzepten zur Finanzierung, gegebenenfalls mit Fördermitteln und dritten Investoren.

Duisburg hat sich die Wohnungsbauoffensive auf die Fahnen geschrieben. Am Wedauer Bahngelände soll ein komplett neues Wohnviertel für über 3000 Häuslebesitzer und Mieter entstehen. Sie sind zuversichtlich, dass das Riesen-Vorhaben gelingt?

Tum: Da bin sehr zuversichtlich. Wir haben mit der Bahngesellschaft BEG eine Kooperation geschlossen. Wir sind sehr schnell und qualitätsvoll in der Planung vorangeschritten. Es wird in den nächsten Wochen schon damit begonnen, die Gleise und den Schotter zu beseitigen. Wir wollen dort keinen Teppich gleichförmiger Bebauung, sondern ein städtebaulich anspruchsvolles, aber bezahlbares Wohnen. Da entsteht ein neuer Stadtteil, das wird sehr attraktiv und die Nachfrage wird sehr groß sein.

Krieger, FOC, Ostermann: Wie abhängig ist Duisburgs Stadtentwicklung von Investoren. Man hat den Eindruck, die Stadt reagiert oft nur und setzt zu wenig eigene Akzente.

Tum: Ich denke, wir sind schon in der Lage, Vorgaben zu machen. Wir sind sicher auf Investoren angewiesen und sie sind herzlich willkommen, aber es ist durchaus so, dass Duisburg mehr in den Fokus gerückt ist.

Marxloh, Hochheide, Hochfeld: Der Sanierungsbedarf zur Stadterneuerung ist enorm. Ist das nicht wichtiger als Landmarken wie das Eurogate?

Tum: Es ist ein Miteinander. Wir brauchen genauso unsere Stadtquartiere, in denen wir zuhause sind, die müssen funktionieren, mit Nahverkehr, mit Einzelhandel, mit Freiräumen zur Erholung. Entwicklung vor Ort ist ganz wichtig. Aber als Halb-Millionen-Stadt ist es auch absolut sinnhaft und vernünftig, Leuchtturmprojekte zu realisieren und die Stadt und ihr Image mit herausragenden Projekte zu bewerben und auf sie aufmerksam zu machen.

Lesen Sie auch