Duisburg-Hochfeld. . 64 Problemhäuser stehen aktuell auf der Liste der städtischen Task-Force, die sich um Schrottimmobilien kümmert. Nun meldete Dirk Vorreiter, ein schockierter Bürger, ein weiteres Gammelhaus in Hochfeld.

Von außen sehen das Haus an der Karl-Jarres-Straße 76 und die Nachbar-Fassaden eher unscheinbar. Es könnte mal wieder gestrichen werden, in verschiedenen Wohnungen haben die Fenster Risse oder wurden eingeschlagen. Dirk Vorreiter dachte sich nichts Böses, als er vor einigen Tagen hier ein Gitarren-Effekt-Gerät abholen wollte, das er bei Ebay ersteigerte. Was er allerdings sah, als er ins Haus ging, schockierte den 38-Jährigen so sehr, dass er zunächst die Stadt und anschließend unsere Zeitung informierte.

Task kümmert sich um 64 Häuser

„Der Putz bröckelt von den Wänden, es schimmelt in den Ecken, riecht feucht. Ich wusste nicht, dass Menschen in Duisburg so leben müssen.“ Die Bewohner sind Roma, doch Vorreiter, der selbst für den Runden Tisch Marxloh arbeitet und die Situation einiger Häuser im Duisburger Norden kennt, weiß: „Es ist keines der Häuser, die vermüllt sind. Die Familie hat mir erzählt, dass die Heizung seit zwei Jahren nicht mehr funktioniert. Aber sie trauen sich nicht, etwas zu sagen.“

Im Nachbar-Eingang steht die Tür offen. Ein Blick ins Treppenhaus offenbart, wie gammelig es drinnen aussieht. An den Briefkästen sind viele einzelne Namen auf Papierzettelchen angeklebt. Wie viele Personen in einer Wohnung leben, lässt sich daran aber nicht ablesen. „Bisher war uns diese Adresse noch nicht bekannt“, erklärt Stadtsprecherin Susanne Stölting. Die Task-Force, die sich weiterhin um so genannte Problem-Immobilien kümmert, arbeitet derzeit eine Liste von 64 Häusern ab. „Wir sind auf Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen.“

Zahl der Zuwanderer steigt

In der Vergangenheit hatte das Haus „In den Peschen“ immer wieder für Schlagzeilen gesorgt, weil dort zeitweise 1400 Personen wohnten Seit einer Änderung des Wohnungsaufsichtsrechts haben die Städte nun eine Handhabe gegen Vermieter von Schrottimmobilien vorzugehen. In der so genannten Wohnflächenverordnung ist beispielsweise festgeschrieben, dass jedem Erwachsenen eine Fläche von neun Quadratmetern und jedem Kind bis sechs Jahren mindestens sechs Quadratmeter zur Verfügung stehen müssen.

Bei den weniger Aufsehen erregenden Fällen sind es in der Regel sind es Nachbarn oder Bürger wie Dirk Vorreiter, die die Stadt auf die Situation aufmerksam machen. Die Familien selbst haben indes Angst, den Vermieter anzuzeigen, weil sie fürchten, ihre Bleibe zu verlieren. Die Stadt kann sich dann vor Ort ein Bild machen. „Bisher gab’s keine Probleme, in die Häuser zu kommen“, sagt Stadtsprecherin Susanne Stölting.

Die Zahl der Zuwanderer aus Südosteuropa steigt weiter – die Probleme werden aber von der aktuellen Flüchtlings-Debatte überlagert. Waren am 1. Januar 2012 erst 4629 Zuwanderer in Duisburg gemeldet, waren es am 1. Januar 2016 14.368 und bereits drei Monate später im März 15.352 Personen.

Dirk Vorreiter bestätigt das: „Ich habe mit der Familie gesprochen, ob ich ihnen helfen soll. Sie hatten nichts dagegen, dass ich die Stadt informiere, wollen selbst aber nichts unternehmen.“ Den Integrations-Assistenten, der in einer Schule arbeitet, wundert es nicht, dass Kinder, die unter solchen Bedingungen aufwachsen, sich in der Schule nicht konzentrieren können oder ungewaschene Kleidung tragen.