Duisburg. Sicherheit gegen Einbrecher macht vor der Haustür nicht Halt. Aber die Duisburger Feuerwehr und auch die Polizei raten ab, die Haustür abzuschließen.
Die Meldung in der WAZ hatte für Verwirrung gesorgt: Angehende Polizisten der Duisburger Fachhochschule für Öffentliche Verwaltung hatten für eine Seminarstudie zur Einbruchsprävention an hunderten Duisburger Haustüren gerüttelt und standen bei etlichen problemlos danach im Hausflur, weil sie sich ohne Schlüssel oder Gewalt öffnen ließen. Sie waren nicht verschlossen. Doch „nicht verschlossen“ heißt nicht, dass die Haustür abgeschlossen werden soll.
Missverständliche Formulierung
Manch Leser war verwirrt: Soll die Haustür wirklich abgeschlossen werden? Das ist doch schon aus Brandschutzgründen gar nicht ratsam, fragten und wunderten sich Mieter wie Hausbesitzer. Andererseits nimmt die Sorge wegen der auch in Duisburg rasant steigenden Einbruchszahlen zu. Der Dozent der Studenten, Dr. Frank Kawelovski, erklärt, dass den vielen Fragezeichen eine „missverständlichen Formulierung“ zugrunde lag: Die Studenten hätten bei ihrer Feldstudie nicht überprüft, ob die Haustüren abgeschlossen, „sondern nur, ob sie verschlossen, also zugezogen waren“. Jede 20. Tür ließ sich eben leicht aufdrücken, weil das Schloss nicht eingerastet war.
Vom Abschließen rät Kawelovski ab, auch wenn das zum Schutz vor Einbrechern vielleicht wünschenswert wäre. Zu groß seien die Gefahren im Brandfall, „wenn das Treppenhaus zu einer tödlichen Falle für flüchtende Hausbewohner werden könnte“. Gerichte hätten in Streitfällen entschieden, dass Haustüren als Fluchtöffnung nicht abgeschlossen werden sollen.
Auch beim Duisburger „Haus- und Grund“-Verband gibt es oft Nachfragen zum „Tür-Modus“. Für große Mietshäuser hält Geschäftsführer Armin Frenkert das Abschließen der Haustür grundsätzlich ohnehin für „nicht praktikabel“. In vielen Mehr-Familienhäusern fordert der Aushang oder die Hausordnung aber, dass ab 21 oder 22 Uhr abgeschlossen wird. Gesetzliche Grundlagen dafür gibt es aber nicht. Frenkert weiß um die Bedenken der Feuerwehr gegen abgesperrte Türen, aber auch um die Probleme, wenn spätabends noch der Pizzabote liefern soll oder nach der Party die Gäste vom 5. Stock vor verschlossenen Türen stehen. Da gibt es mancherorts Ärger zwischen Mietern oder mit dem Vermieter.
Bei einem Brand nicht vor verschlossener Haustür stehen
Die kennt auch Peter Heß vom Duisburger Mieterschutzbund. Wie Frenkert rät er, dass sich die Hausgemeinschaften über die Tür-Regelung verständigen sollten. Dabei müsse etwa auch an ältere Mieter gedacht werden, die früh morgens oder abends Pflegebesuche haben. Und Heß warnt vor dem „Horror, wenn man bei einem Brand vor einer abgeschlossenen Haustür steht“. Zur Sicherheit gegen Einbrecher, die oft nach Gelegenheiten suchen, verstehe „es sich aber von selbst, dass die Haustür richtig zugezogen ist“.
„Wir kommen überall rein“, versichert Brandrat Torsten Gehner von der Feuerwehr. Doch die Frage ist, wie schnell es geht, wenn Feuer oder Notfälle in einem Haus drohen. Deshalb ist der Feuerwehr am liebsten, wenn sich Haustüren in beiden Richtungen für Retter und zu Rettendende leicht und schnell öffnen lassen: „Abschließen bedeutet Zeitverzögerung.“Auch die Polizei hält nichts von abgeschlossenen Haustüren. „Dann ist es umso wichtiger, dass die Wohnungstüren gegen Einbrecher gut gesichert sind“, betont Polizeisprecher Roman van der Maat.