Duisburg. Der geplatzte Loveparade-Prozess in Duisburg löst Unverständnis aus: Die Absage mache die Opfer erneut zu Opfern und sei “ein Schlag ins Gesicht“.
Dass das Landgericht Duisburg den Prozess um die Loveparade-Katastrophe abgelehnt hat, macht die Opfer des Unglücks aus Sicht eines Anwalts erneut zu Opfern. "Das löst noch mal Reaktionen aus, die wir als Reviktimisierung - also als erneutes Opferwerden - bezeichnen", sagte Professor Thomas Feltes der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag.
Feltes vertritt einen Vater, dessen Tochter bei dem Technofestival am 24. Juli 2010 ums Leben kam. "Die Hinterbliebenen hatten fünf Jahre gehofft, dass dieses Ereignis objektiv aufgearbeitet wird", sagte Feltes. Er zeigte sich überrascht: "Auch aufgrund der langen Dauer der Entscheidung bin ich davon ausgegangen, dass man einen Prozess gründlich vorbereiten will."
"Eine Katastrophe"
Als "Schlag ins Gesicht" bezeichnet Nebenklage-Vertreterin Bärbel Schönhof die Entscheidung des Landgerichts: "Für alle Beteiligten ist das eine Katastrophe", sagte die Anwältin. "Auf der anderen Seite war es nach den umfangreichen Fragen des Gerichts schon zu erwarten, dass es nicht so einfach sein wird, wie sich einige das vorgestellt haben."
Schönhof vertritt Menschen, die direkt von der Loveparade-Katastrophe betroffen waren: Etwa diejenigen, die in der Menschenmasse fast zerquetscht worden wären, und solche, die mitbekommen mussten, dass andere unter ihnen starben, wie die Anwältin erklärte. Ihre Mandanten seien "extrem traumatisiert"."Den Betroffenen entgleitet dieses Ereignis nicht, es ist auch heute noch real", sagte Schönhof. Leider sei es aber offensichtlich für die Gerichte in weite Ferne gerückt, sagte die Anwältin.
Bestürzung und Fassungslosigkeit
Auch die "Stiftung Duisburg 24.7.2010" reagiert mit Bestürzung auf die neuen Entwicklungen. In Gesprächen mit Hinterbliebenen und Betroffenen sei immer deutlich geworden, "wie wichtig es für sie ist, dass die Ursachen der Katastrophe von einem Gericht aufgeklärt und die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden".
Dass dies nun trotz jahrelanger Ermittlungen einer Sonderkommission der Polizei und der Staatsanwaltschaft sowie der Einschaltung eines international anerkannten Gutachters nicht geschehen soll, habe bei den Hinterbliebenen und Betroffenen "Bestürzung und Fassungslosigkeit ausgelöst".
Die Stiftung sieht nun ihre wichtigste Aufgabe darin, "den Hinterbliebenen und Betroffenen zu helfen, diesen Schock zu verarbeiten". (we/mit dpa)