Duisburg.. Beim WAZ-Medizinforum in der Helios St. Johannes-Klinik in Hamborn ging es die Schwäche des zentralen Muskels, mögliche Therapie-Methoden und Verhaltens-Empfehlungen.
Warum man es sich auf jeden Fall zu Herzen nehmen sollte, wenn die Pumpe nicht mehr so will, wie früher, das erläuterte beim WAZ- Medizinforum Dr. Wolfgang Lepper, Chefarzt der Kardiologie und Intensivmedizin in der Helios St. Johannes-Klinik in Hamborn. Etwa hundert Zuhörer konnte Willi Mohrs, stellvertretenden Leiter der Duisburger WAZ-Redaktion beim Medizinforum in der Cafeteria der Klinik begrüßen. Sie erfuhren, dass der faustgroße Muskel in ihrer Brust bei jedem Schlag 50 Milliliter Blut transportiert und das etwa 60 bis 80 Mal in der Minute, also stolze 31 Millionen Mal im Jahr.
„Bei ungefähr zwanzig Prozent der über Siebzigjährigen hat die Pumpleistung des Herzens so nachgelassen, dass wir von einer Herzinsuffizienz sprechen“, erläuterte Lepper. Der meist schleichende Verlauf einer Herzschwäche wird in vier Schweregrade, die sogenannten NYHA-Klassen, eingeteilt.
Die schlechte Versorgung des Körpers mit sauerstoffangereichertem Blut führt zu Atemnot, Abgeschlagenheit, Wassereinlagerungen und rascherem Herzschlag. Aber auch Atemaussetzer bei Schlafapnoe, Blutarmut, Nierenerkrankungen und sogar Depressionen können Symptome einer Herzschwäche sein.
Wer feststellt, dass die eigene Leistungsfähigkeit rapide nachlässt, der sollte das unbedingt kardiologisch abklären lassen, denn je länger man damit wartet, desto größer sind die Schäden. Was dem Herzen schadet, also zu hoher Blutdruck, Fettstoffwechselstörungen, Diabetes, Bewegungsmangel und Übergewicht, müsse geregelt werden. Ohne eine Ernährungsumstellung, Sport und den Verzicht auf das Rauchen und zu viel Alkohol gehe es nicht. Bei den Dingen, die man selber seinem Herzen antut, fielen dem Chefarzt eine Reihe ungewöhnlich junger Patienten mit einer akuten, also plötzlich auftretenden Herzschwäche ein. „Die waren alle erst um die 20 Jahre alt und ein Partydrogenmix hatte ihre Herzen zum Teil so mitgenommen, dass sich die Schäden auch unter der Behandlung nicht mehr zurückbildeten“, sagte Lepper ernst. Er erklärte seinen interessierten Zuhörern das Zusammenspiel von Blutdrucksenkern wie ACE-Hemmern, Sartanen und Beta-Blockern, die den Kaliumspiegel heben und Diuretika, den „Wassertabletten“, die den Kaliumspiegel senken. Und warnte vor der Langzeiteinnahmen von Schmerztabletten, wie Ibuprofen und Diclofenac, die die Wirksamkeit der Herzmedikamente herabsetzen können.
Es droht kein elektrischer Schlag
Ein erleichtertes Schmunzeln ging durch die Reihen der Zuhörer, als der Kardiologe gegen Ende seines umfassenden und spannenden Vortrags versicherte, dass man sich auch bei intimen Kontakten mit dem Träger eines internen Defibrillators nicht mit elektrisieren könne, wenn das Gerät den Träger schocke. Der aus zahllosen Fernsehserien bekannte Ruf: „Weg vom Bett“, gelte tatsächlich nur für externe Defis, versicherte Lepper.
Nach dem anderthalbstündigen Vortrag des Kardiologen Dr. Wolfgang Lepper von der Helios St. Johannes-Klinik schütteten ihm einige der anwesenden WAZ-Leser noch ihr Herz aus und stellten konkrete Fragen zum jeweiligen eigenen Herzleiden.
„Ich habe einen internen Defibrillator, ohne den ich schon tot wäre“, erzählte ein älterer Herr. „Mir wurde nach einem Kammerflimmern der Vorhof-Kammer-Knoten verödet und jetzt meine ich immer, ich falle gleich um.“ „Das mit dem AV-Knoten macht man, damit ein Vorhofflimmern nicht auf das ganze Herz übergreifen kann“, sagte Lepper und riet: „Lassen sie den Defi bei ihrem Kardiologen auslesen, das Gerät zeichnet ja jeden Herzschlag auf, wenn dabei nichts rauskommt, muss es eine andere Ursache geben.“
Ob sich ihr Asthma und die Herzmedikamente denn vertrügen, wollte eine Dame wissen, Lepper konnte sie beruhigen. Wie viele genetische Faktoren es für Herzerkrankungen gibt, darüber wollte Lepper nicht in aller Breite diskutieren, denn es macht durchaus mehr Sinn, die Faktoren zu kennen, die man selber beeinflussen kann, wie etwa Körpergewicht, Beweglichkeit und Salzkonsum.
Aus einer von Lepper erläuterten Tabelle der Salzgehalte von verschiedenen Lebensmitteln wurde klar, das für die kommende Spargelsaison die Devise „Mehr Spargel, weniger Schinken“ auf jeden Fall gut für die Pumpe ist.
Außerdem riet der Hamborner Herzspezialist zu drei bis fünf Mal körperlicher Bewegung in der Woche, „bis man richtig schwitzt“. „Eigentlich weiß man ja, dass Bewegung wichtig ist, aber auf dem Sport-Ohr bin ich irgendwie trotzdem taub“, bekannte eine Dame beim Rausgehen ehrlich.