Duisburg. . Dörte Diemert ist jetzt seit einem Monat neue Finanzdezernentin im Duisburger Rathaus. Sparen, sagt die 42-Jährige, sei wie ein Marathonlauf.
Das hört man gern vor einer sparsamen Kämmerin: „Wenn etwas noch gut ist, warum soll man es dann wegtun?“, sagt Dörte Diemert in ihrem gerade bezogenen Rathaus-Büro mit Blick auf das Mobiliar ihres Vorgängers und beließ es beim frischen Anstrich. Seit knapp einem Monat ist die 42-Jährige neue Finanzdezernentin Duisburgs. Und auch den Duisburg-Bezug hat sie parat: An die Wand gelehnt steht ein Bild von der Duisburger Kupferhütte, das der Großvater der gebürtigen Düsseldorferin gemalt hat.
Also kein schlechter Einstieg ins Amt. Den hatte die gelernte Juristin und bisherige Finanzexpertin beim Städtetag NRW auch bei ihrer Wahl Ende November vergangenen Jahres nicht: Mit breiter Mehrheit und viel Vorschusslorbeer ob ihrer fachlichen Qualifikation war die 42-Jährige zur Nachfolgerin von Peter Langner gewählt worden – als Parteilose, von der SPD vorgeschlagen. Im Zahlenwerk der Kämmerei und im politischen Ratsgeflecht spielen Parteibindungen für Dörte Diemert ohnehin keine Rolle. Das Amt sei der Neutralität verpflichtet, meint sie. Und breite Ratsmehrheiten sollen auch künftig ihr Ziel sein.
Der erste Arbeitstag am 1. März brachte sie gleich morgens an den Tisch des Verwaltungsvorstandes, der dienstäglichen Runde von Oberbürgermeister Link und den anderen Beigeordneten. Und der erste Tag brachte gleich das „volle Programm“ – bis zur abendlichen Bürgerinformationsveranstaltung in Rheinhausen zur geplanten Traglufthalle für Flüchtlinge. Duisburg authentisch und live. „Die Menschen hier haben das Herz am rechten Fleck“, sagt die Rheinländerin.
Berliner Kollegen vom Städtetag hatten ihr zum Abschied einen Jutebeutel mit dem Aufdruck „Berlin kann jeder, Duisburg muss man wollen“ geschenkt. Und sie will: „Ich kann das schwierige Image von Duisburg nicht nachvollziehen. Die Stadt hat Bemerkenswertes geleistet“, unterstreicht sie.
Finanzexpertin beim Städtetag
Aber musste es ausgerechnet Duisburg sein, eine der verschuldetsten Städte Deutschlands, als sich die bisherige Finanzreferentin des Städtetages aufmachte, künftig an die „Schuldenfront“ zu gehen? „Mich reizt es, Verantwortung zu übernehmen und den Wandel mitzugestalten“, antwortet die 42-Jährige und konstatiert, dass „die Haushaltslage in Duisburg nicht einfach ist. Das ist aber in vielen Städten der Fall“.
Immerhin: Sie kann mit einer „schwarzen Null“ im Haushalt beginnen, der ersten seit vielen, vielen Jahren. „Dass Duisburg das geschafft hat, ist schön. Ich hoffe, dass das alle als Ansporn sehen. Denn wir sind damit noch nicht über den Berg. Haushaltssanierung ist wie ein Marathonlauf. Die Durststrecke kommt am Ende“, warnt die Hüterin der Stadtfinanzen.
In der Tat: Noch bekommt Duisburg Unterstützungsmillionen aus dem NRW-Stärkungspakt. Ab 2020 muss die Stadt den Haushaltsausgleich dann aber ohne Hilfe schaffen: „Das muss uns gelingen und das in einem nicht leichten Umfeld.“ Zumal die Risiken bleiben. Aktuell helfen die gute Konjunktur, sprudelnde Steuereinnahmen und niedrige Zinsen. Das muss nicht so bleiben. Und die Belastungen im Sozialbereich sind enorm, dazu kommen die Flüchtlingskosten. „Die Städte fordern zu recht stärkeres Engagement von Bund und Ländern“, kann Diemert Positionen aus ihrer Städtetag-Zeit als Kämmerin nun nahtlos übernehmen.
Last der Altschulden
Nun auch persönlich-beruflich betroffen ist sie von der Last der Altschulden. 1,7 Milliarden Euro sind das bei ihrem neuen Arbeitgeber. Kommunen wie Städtetag verlangen schon seit langem Lösungen im Rahmen der kommunalen Finanzreform. Ein Altschuldenfonds des Bundes ist in der Diskussion. „Das wäre eine große Erleichterung für Städte wie Duisburg“, sagt die Kämmerin, bleibt aber betont vorsichtig und allgemein. Das hat seinen Grund: Nach erst vier Wochen im Amt hält sich die Beigeordnete zurück, will das Haushaltsgebaren von Verwaltung und Rat, die Sparbeschlüsse oder Steuerpolitik der vergangenen Jahre („Man hat es sich mit den Abwägungen nicht leicht gemacht“) nicht bewerten oder einordnen. Diemert: „Ich muss noch Vieles kennenlernen und bin ein großer Freund davon, mir zunächst ein Bild von der Situation zu verschaffen. Es ist wichtig, auch dahinter zu gucken. Vieles hat eine lange Entwicklung.“
Ihre Aufgabe sieht sie darin, als Kämmerin „alle berechtigten Interessen unter einen Hut zu bringen“. Dabei wird ihr helfen, dass sie glaubt, Dinge „gut erklären“ zu können: „Ich halte nichts von Basta-Entscheidungen und ich bin auch nicht ideologisch. Aber es muss auch klar sein, dass ich kein Geld drucken kann.“ Und in der Position der Kämmerin könne man eben nicht „Everbody’s Darling“ sein.