Duisburg. Kabarettist aus Neudorf hielt am Sonntag die Kanzelrede in der Salavatorkirche. Sein Thema: „Hat der liebe Gott Humor? Mehr Besucher als Sitzplätze.
Brennend interessiert zeigten sich die Duisburger an der Beantwortung der Frage: „Hat der liebe Gott Humor?“ Sie strömten am Karnevalssonntag in so hellen Scharen zur Kanzelrede von Kai Magnus Sting in die evangelische Salvatorkirche, dass viele keinen Sitzplatz bekamen und dem Kanzelredner im Stehen zuhören mussten.
„Auf den Punkt und liebevoll bissig, aber immer mit dem Charme eines Mannes aus dem Pott“ bezirzte der gebürtige Duisburger sein Publikum, sagte Pfarrerin Sarah Süselbeck über den Kabarettisten mit Wohnsitz in Neudorf. Sting, der es durchaus auch mit der katholischen Theologie auf Lehramt versucht hatte, bevor er zu seiner eigentlichen Berufung fand, wurde nicht Religionslehrer, sondern ging auf die Bühne. Bei einer Altgriechisch-Prüfung habe er Gott entscheiden lassen, ob er in seinem Namen die Kinder lehren solle oder nicht – und Gott entschied dagegen.
Während im Zelt auf dem Rathausplatz lautstark gefeiert wurde, war in der alten Stadtkirche das Sündenbekenntnis dran, diesmal gesungen: „Wir sind alle kleine Sünderlein, s war immer so…“ sangen die zweihundert Glücklichen, die noch ein Programm mit Text mitbekommen hatten. Die anderen dachten an Willy Millowitsch und summten mit.
Kirchenglocken als Zeichen für das Lachen Gottes
„Schauen sie nur mal mich an“, sagte Sting von der Kanzel runter, „wenn Gott da nicht Humor bewiesen hat, dann weiß ich es auch nicht.“ Im Alten Testament allerdings könne er keinen Funken Humor erkennen. Der sei beim unnahbaren, gewaltigen Gott auch fehl am Platze. Der brennende Dornbusch verbreite heiligen Schrecken und sei nicht zum Lachen, vor allem dann nicht, wenn man einen Meter daneben stünde. Auch das Neue Testament sei eine witzfreie Zone, schließlich hörten Kirchgänger einzelne Stellen im Leben achtzig Mal, das halte der beste Witz nicht aus. Der Humor komme erst da zum Tragen, wo die Weihnachtsbotschaft greife und Gott Mensch werde. Sting zitierte aus Psalm 126 in der Version von Hans Dieter Hüsch: „Weil mich mein Gott das Lachen lehrt, wohl über alle Welt, bin ich vergnügt, erlöst befreit.“
Er selber höre Gott lachen, in seiner Neudorfer Wohnung sogar von vorne katholisch und von hinten evangelisch, sagte Sting. Denn für ihn seien die Kirchenglocken ein Zeichen für das Lachen Gottes, auch wenn Manche das vielleicht zu sentimental fänden.
Nicht so Rosl Prager, die ganz ergriffen war von der Rossini-Musik über den Carneval in Venedig: „Dieser Vergleich von den Glocken und dem Lachen Gottes, da wusste ich gar nicht, ob ich lachen oder weinen sollte, aber man muss sich ja nicht immer entscheiden, gell?“