Duisburg. Im Duisburger St. Johannes Hospital kam das erste Kind eines syrischen Flüchtlingspaares zur Welt. Spontan nannten sie es Angela Merkel.

Angela Merkel, 3300 Gramm schwer und 55 Zentimeter groß, schläft friedlich. Tema Alhawar hält ihre Tochter im Arm, das Mädchen atmet ruhig. Die Mutter war hochschwanger, als sie mit ihrem Mann Mamon Alhamza aus dem Norden Syriens vor den Kämpfen zwischen Isis und Kurden floh. Aus Dankbarkeit haben die Eltern ihrem ersten Kind den Namen der Kanzlerin gegeben.

Standesamt hat keine Bedenken

Die erste Station der Familie in Deutschland ist die Notunterkunft im ehemaligen St. Barbara Hospital in Neumühl. Normalerweise geht’s für die meisten nach ein paar Tagen weiter, aber um kein Risiko einzugehen, blieb das Paar erstmal hier. Am 27. Dezember wurde der Nachwuchs schließlich geboren. Das Mädchen war überfällig, wurde deshalb per Kaiserschnitt auf die Welt geholt. Mama Tema war entsprechend nervös, „aber im Krankenhaus war es toll, viel besser als in Syrien“, beschreibt sie.

„Habier“ sollte die Kleine ursprünglich heißen, doch im St. Johannes Krankenhaus entschieden sich die Eltern kurzerhand um. „Wir wollen uns bedanken, dass wir hier sein dürfen. Deutschland ist wie eine Mutter zu uns“, erklärt Vater Mamon Alhamza den ungewöhnlichen Namen. Die Zukunft für seine Familie sieht er in Deutschland.

Sehr süß, die kleine Angela Merkel.
Sehr süß, die kleine Angela Merkel. © Lars Heidrich

Flüchtlinge vertrauen auf die Kanzlerin

„Die Kanzlerin ist bei allen Flüchtlingen bekannt und beliebt“, weiß Zehra Yilmaz, Leiterin der Notunterkunft. „Wenn mal was nicht so läuft, wie sie es sich vorgestellt haben, dann sagen sie ganz oft: ,Das hat uns Angela Merkel aber anders versprochen’.“ Immer mal wieder seien Schwangere unter den Flüchtlingen. Oft glauben sie, dass ihre Chancen zu bleiben steigen, wenn das Kind in Deutschland geboren wird.

Sie und ihr Team haben die Formalitäten erledigt – und die kleine Angela Merkel beim Standesamt angemeldet. Dort hatten die Mitarbeiter aber keine Bedenken, aus Angela Merkel einen Vornamen zu machen. „Solange keine Kindeswohlgefährdung zu befürchten und das Geschlecht eindeutig ist, wird der Name akzeptiert“, betont Stadtsprecherin Susanne Stölting.

Kein Statement von der "großen" Angela Merkel

Die junge Syrerin ist bereits die zweite bekannt gewordene Angela Merkel, die in Deutschland zur Welt kommt. Bereits im vergangenen August hatte eine Ghanaerin ihren Nachwuchs so genannt. Beim Bundespresseamt kennt man jedenfalls nicht die genaue Zahl, wie viele Eltern sich die Kanzlerin beim Namen zum Vorbild genommen haben. Und für ein offizielles Statement hat die erwachsene Angela Merkel offenbar zu viel zu tun.

Die Kleine bekommt von dem Trubel, den ihr Vorname verursacht, nichts mit. Erst in ein paar Jahren wird sie wohl verstehen, dass sie genauso heißt wie die heutige Bundeskanzlerin.