Duisburg. . Schweigemarsch und Kundgebung mit Vaterunser und Gedenkminute zum Hoppeditz-Erwachen in Duisburg nach den Terroranschlägen in Paris.

Schweigend marschierten die Duisburger Karnevalisten am Samstagmorgen zum traditionellen Hoppeditz-Erwachen über die Königstraße zum König-Heinrich-Platz. Viele Gesellschaften hatten ihre Standarten mit Trauerfloren dekoriert. Die Musikkapellen spielten nicht. Zu hören waren nur eine große Trommel, die den Schritt vorgab, und das Geräusch der Stiefel auf dem Pflaster. Die Botschaft war ebenso schlicht wie eindeutig: Die Karnevalisten lassen sich ihr Brauchtum, lassen sich die Freiheit des Narren von nichts und niemandem nehmen.

Schlaflose Nacht

Präsident Michael Jansen hatte eine schlaflose Nacht hinter sich. Wie sollte der Hauptausschuss Duisburger Karneval auf das Grauen in Paris, auf den Tod von mehr als 120 unschuldigen Menschen reagieren? Schon früh am Morgen hatten die Telefondrähte der Obernarren in Duisburg geglüht. Und sie waren sich einig: Die Veranstaltung absagen, wäre das falsche Signal. So wurde beschlossen, den sonst so fröhlichen und lautstarken Aufmarsch in eine Trauer-Kundgebung zu verwandeln.

„Wir wollen den Toten Respekt zollen“, erklärte Michel Jansen den versammelten 2000 Karnevalisten und den Zuschauern. „Das können wir am besten, in dem wir alle hier sind.“ Es komme darauf an Flagge zu zeigen und sich dem Terror nicht zu beugen.

Gedenken mit einer Schweigeminute

Statt der traditionellen Hoppeditz-Rede sprach Bürgermeister Volker Mosblech, selbst Karnevalspräsident, einige Worte in Gedenken an die vielen Opfer von Paris. Die Entscheidung, die Veranstaltung nicht abzusagen, sei richtig gewesen. „So viele sind hier noch nie aufmarschiert.“ Gemeinsam sprachen die Karnevalisten das Vaterunser und gedachten der Opfer mit einer Schweigeminute.

Bei aller Trauer erfüllte Michel Jansen der Zusammenhalt der Duisburger Narren mit Stolz. „Es wird so viel Schlechtes über Duisburg geschrieben. Positiver als heute kann sich die Stadt gar nicht zeigen.“ Trotz aller Fassungslosigkeit und Trauer wollte man dann aber doch nicht ganz auf karnevalistische Darbietungen verzichten. „Wegen diesem großen Schreck sind wir heut ein wenig jeck“, so das Motto des HDK-Präsidenten.

Tänzer zeigten ihr Können

Die schwierige Aufgabe, von der Trauer zum Karneval zu kommen, erfüllte das singende Offizierskorps der „Alle Mann an Bord“. Wilfried Schmitz und seine blauen Jungs und Mädels lösten die emotionale Quadratur des Kreises mit ihren Liedern mit Bravour.

Bis zum frühen Nachmittag zeigten unter anderem noch die Tanzgarde des Meidericher MCC, die Kaktusspatzen aus Laar und die Ruhrpott-Guggis ihr Können. Und auch die Tollitäten in Lauerstellung durften sich, begleitet von der Prinzengarde Duisburg, schon einmal ihren zukünftigen Untertanen vorstellen. Nur auf das Probe-Werfen von Süßigkeiten, gestiftet von der Selgros, verzichtete man diesmal.