Duisburg. Das Programm des 39. Festivals mit dem Titel „Ausgänge“ steht. Vom 2. bis 8. November gehen insgesamt 26 Dokumentarfilme in den Wettbewerb.
Das Programm der 39. Duisburger Filmwoche steht: Nach zwei intensiven Sichtungsphasen hat die Jury 26 Filme ausgewählt, die zwischen dem 2. und den 8. November im Wettbewerb zu sehen sein werden, der im Filmforum am Dellplatz läuft. Darunter sind zwei Uraufführungen und acht Deutsche Erstaufführungen. Eine davon wird am Eröffnungsabend gezeigt: „Arlette – Mut ist ein Muskel“ von Florian Hoffmann.
Darin geht es um das erst 15-jährige kriegsversehrte Mädchen Arlette aus der Zentralafrikanischen Republik. In Berlin befreit sie eine Knie-Operation von jahrelangen Schmerzen. Ihre neue Mobilität ermöglicht Arlette, die Grenzen zwischen Isolation und vorsichtiger Kontaktaufnahme, neuen Reizen und Heimweh zu beschreiten.
Lampedusa im Winter
Der Film bildet den Anfang eines roten Fadens im Programm, das auch das Thema Globalisierung aufgreift, allerdings nicht als fernes Phänomen, sondern die Folgen an eindringlich geschilderten individuellen Schicksalen vor Augen führt. Sozusagen am Ende dieses Fadens steht der Film, der nach der Preisverleihung im Filmforum am Samstag, 7. November, in Zusammenarbeit mit Arte gezeigt wird: Alexander J. Seilers „Siamo italiani“ von 1964.
Der Schweizer Film über italienische Arbeitsmigranten könne als historische Folie für einige Filme im Wettbewerb gelten, so die Veranstalter. „Ein kleines Herrenvolk sieht sich in Gefahr: Man hat Arbeitskräfte gerufen, und es kommen Menschen.“ So schrieb Max Frisch über den bahnbrechenden Dokumentarfilm, der 1964 für heftige Diskussionen sorgte. Es war der erste Film im deutschsprachigen Raum, der die Situation der italienischen Arbeitsmigranten in der Schweiz thematisierte.
Arte-Dokumentarfilmpreis und der 3sat-Dokumentarfilmpreis werden vergeben
Das Programm will aber auch abstrakte Begriffe wie Kolonialisierung und Migration auf den Boden der Wirklichkeit holen. Was hat zum Beispiel eine Sektengründung im postsowjetischen Russland oder der Brand einer Versorgungsfähre auf Lampedusa mit diesen Worthülsen zu tun? Jakob Brossmann hat „Lampedusa im Winter“ gedreht, wenn kaum Flüchtlinge übers Meer kommen, die Insel aber weiter im Notstand bleibt. Nachdem auch noch die Versorgungsfähre abbrennt, scheint die Insel völlig vom Festland abgeschnitten und dem Vergessen anheimgefallen (4. November, 16 Uhr). Dazu gibt es Filme über ganz individuelle Erfahrungen, die dazu einladen, über das Private hinaus zu denken – etwa über Anpassungszwänge. Das Extra der Filmwoche beschäftigt sich mit dem Schaffen des Filmemachers Nikolaus Geyrhalter.
Als Hauptpreise werden vergeben der Arte-Dokumentarfilmpreis und der 3sat-Dokumentarfilmpreis (jeweils 6000 Euro), der Förderpreis der Stadt Duisburg sowie „Carte Blanche“, der Nachwuchspreis des Landes NRW (jeweils 5000 Euro).