Duisburg. Mit einem Abriss müssen die Stadtwerke bis mindestens Mitte nächsten Jahres warten – falls es dann eine Ausnahme-Genehmigung der Denkmalbehörde gibt.
Seit diesem Sommer steht der Hochfelder Stadtwerketurm als industriegeschichtliches Bauwerk und Duisburger Wahrzeichen in der offiziellen Denkmalliste. Doch die Stadtwerke bleiben dabei: Sie wollen den teuren und mittlerweile ungenutzten Schlot abreißen.
Über den Antrag haben die Denkmalbehörden aber noch nicht entschieden. Folge: In den vergangenen Wochen mussten schwindelfreie Handwerker in luftiger Höhe Schrauben und Haltelager an dem Riesen erneuern.
Kosten, die buchstäblich durch den Kamin gejagt wurden – wie ein neues Bodenblech für ein Auto, das eigentlich zum Schrottplatz soll. „Wir hätten gerne darauf verzichtet. Wir mussten aber zur Verkehrssicherung die Arbeiten durchführen“, erklärt Stadtwerke-Sprecher Thomas Nordiek und ergänzt: „Unser Ziel bleibt der Rückbau des Turms“. Die „intensiven Gespräche“ mit der Stadt werden aber offenbar noch Monate dauern. Eingebunden ist die Duisburger Untere Denkmalbehörde, aber auch der Landschaftsverband Rheinland.
Wartung würde vier Millionen Euro kosten
Schon im vergangenen Jahr hatten die Stadtwerke parallel zum laufenden Denkmal-Verfahren den Abriss des 200 Meter hohen Stahl-Kolosses beantragt und Rückbau-Planungen in Auftrag gegeben. Doch der Turm wurde Denkmal, daran änderte auch ein symbolischer, aber unstatthafter Nein-Beschluss der Bezirksvertretung Mitte im Frühjahr nichts.
Das Zeitfenster für einen Rückbau war damit ohnehin längst verstrichen: „Das geht nur in der windstillen Zeit im Frühsommer und Sommer“, erklärt Nordiek. Also müssen die Stadtwerke mindestens bis zur Mitte nächsten Jahres warten. Wenn es denn überhaupt die Ausnahme-Genehmigung der Denkmalbehörde gibt: Ausweg für den Abriss ist die wirtschaftliche Zumutbarkeit. Denn der Erhalt des Turmes würde die Stadtwerke nach eigenen Angaben in den kommenden 15 Jahren rund vier Millionen Euro für die Wartung kosten. Außerdem müsste die gleiche Summe zeitnah in eine Grund-Instandhaltung gesteckt werden. Für einen Industriebau, der mit Abschaltung eines der beiden Kraftwerksblöcke längst nicht mehr genutzt wird. Und an einem Kraftwerksstandort, der Ende 2017 komplett stillgelegt wird.
Auch Abriss ginge in die Millionen
Problem und Schwachpunkt an dem Hochfelder Riesen sind vor allem die drei mächtigen Röhren, die in das Stahlgerippe eingehängt sind. Ungenutzt und ohne Rauchwärme rosten sie vor sich hin. Das hatte auch der Sachverständige Professor Konstantin Verwiebe in seinem Gutachten konstatiert. Ein möglicher Kompromiss mit den Denkmalschützern zum Erhalt der weithin sichtbaren Landmarke könnte sein, dass die Röhren abgetragen werden und nur das Stahlskelett stehen bleibt. Vor der Baukunst dieser Konstruktion aus den 60er Jahren hatte sich auch „Turmpapst“ Verwiebe förmlich verneigt.
Auch ein Abriss des 1350 Tonnen schweren Turms würde für die Stadtwerke zum teuren und technisch anspruchsvollen Unterfangen. Einen mittleren bis hohen einstelligen Millionenbetrag würde er kosten.
Inspektion des Stadtwerketurms
Bei dem genehmigungsrechtlich zu prüfenden Verfahren muss auch berücksichtigt werden, dass die Rauchgas-Röhren mit Asbest belastet sind und entsprechend geschützt abgetragen werden müssen.