Duisburg. . Duisburger Krankenhäuser beteiligen sich an einer bundesweiten Aktion gegen eine geplante Veränderung der Vergütung von Behandlungen.

100 grüne Luftballons hingen gestern im Himmel über dem Hochfelder Bethesda-Krankenhaus, über dem Johanniter-Krankenhaus in Rheinhausen und anderen Kliniken in der Stadt. Damit beteiligten sich die Duisburger an einer bundesweiten Protestaktion gegen die geplante Krankenhausreform, die auch Kürzungen für die Häuser bedeuten könnte.

Im Gesetzesvorhaben ist vorgesehen, dass Krankenhäuser bei guter Arbeit mit Zuschlägen belohnt werden, bei schlechter allerdings weniger Geld bekommen. Damit soll der Markt bereinigt, unnötige Operationen vermieden und die Patienten durch spezialisierte Kliniken besser versorgt werden.

Gerade dieser letzte und wichtigste Punkt sei allerdings in Gefahr, wenn sich das Pflegepersonal verstärkt mit der Dokumentation befassen müsse, anstatt sich um die Menschen zu kümmern, klagt Roswitha Breuer von der Mitarbeitervertretung des Bethesda. „Dadurch bleibt die Qualität auf der Strecke.“ Dr. Holger Praßel, kaufmännischer Geschäftsführer des Krankenhauses, verweist auf den demografischen Wandel, der in keiner Berechnung zur Zahl der Krankenhausplätze in Deutschland berücksichtigt werde. „Es macht jetzt keinen Sinn, so viel künstlichen Wettbewerb zu verursachen“, denn das würde zu einem großen Problem führen, „wenn die geburtenstarken Jahrgänge über 80 sind.

Mehr Wirtschaftlichkeit durch Produktivitätssteigerung

Es wird auch nicht darüber gesprochen, dass die Krankenhäuser einen langen Weg der Produktivitätssteigerung hinter sich haben und heute wirtschaftlicher arbeiten“, erklärt Praßel. Allerdings, räumt er auch ein, hätten die drastisch gestiegenen Personalkosten für die Ärzteschaft („In zehn Jahren 40 Prozent mehr“) die Krankenhäuser zusätzlich unter Druck gesetzt.

„Das ist ein großes Ärgernis“, sagt auch Thomas Keuer, Verdi-Geschäftsführer in Duisburg. Die Verteilung habe sich „dermaßen zugunsten der Ärzte verschoben, dass wir bei den Pflegekräften dringenden Nachholbedarf haben“. Wie die Lokführer seien auch die Ärzte in einer Position, „ihre Bedingungen mehr oder weniger diktieren zu können“. Zwischen den Interessen der Kliniken, der Ärzte und auch der Krankenkassen könnten die übrigen Beschäftigten derzeit „ein Stück weit instrumentalisiert“ werden. „Gleichwohl wird gerade ein wichtiges gesellschaftliches Thema angesprochen.“