Duisburg. 850 Wissenschaftler tagen beim DVPW-Kongress zum Thema Sicherheitspolitik am Duisburger Uni-Campus. Ein Medienteam verbreitet die Inhalte im Internet.
„Das Internet ist für uns alle Neuland“, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel vor zwei Jahren. Gut, dass es Leute gibt, die sich in diesem „Neuland“ auskennen. Ein Kommunikations-Projekt der Uni Duisburg-Essen (UDE) ging vor kurzem an den Start und erlebt in dieser Woche einen echten Härtetest.
Derzeit sind 850 Politikwissenschaftler auf dem Duisburger Campus zu Gast. Die Deutsche Vereinigung für Politische Wissenschaft (DVPW) lädt dort zu ihrem 26. Kongress ein. Ohne Internet funktioniert auf den Hochschul-Kongressen heute nur noch wenig. Auf verschiedensten Kanälen finden sich die Nutzer an den Unis zurecht, unterhalten sich, diskutieren über Inhalte und lernen sich kennen.
Auch Außenstehende nehmen dank Blog und Twitter am Kongress teil
Ein Medienkonzept für den hiesigen DVPW-Kongress war also notwendig. Prof. Dr. Christoph Bieber (Lehrstuhl für Ethik in Politikmanagement und Gesellschaft) entwickelte dafür ein Projekt. Mit drei wissenschaftlichen Hilfskräften bespielen sie einen Blog (blogs.uni-due.de/dvpwkongress) und einen Twitter-Kanal (@dvpw15). Nicht nur, dass sich die Wissenschaftler untereinander über den Hashtag #dvpw15 austauschen und ihre Anhängerschaft (Follower) informieren können. Viel mehr nehmen über diese Kanäle auch Außenstehende am „digitalen Kongress“ teil. Jeder Nutzer kann über den Hashtag auf Twitter Fragen stellen, welche das Medienteam an Professoren, Redner und Gäste weiterleitet.
Die Macher des Blogs und des Twitter-Kanals sind Katharina Lührmann, Lisa-Marie Reingruber und Steffen Bender. Hochwertige Videos haben sie schon vorm Kongress gedreht. Einen visuellen Wegweiser für die Besucher aus ganz Deutschland stellten sie online, geben Einblicke in die tägliche Redaktionsarbeit und versorgen die Follower mit Infos. Wann findet welche Diskussion wo statt? Jeden Abend gibt es die Höhepunkte des Tages zu lesen, Gäste und Fachvertreter geben Interviews in Kurzformaten.
Moderne Wissenschaftskommunikation kommt ohne Internet nicht aus
Wie wichtig ist es einen Kongress auch „digital“ anzubieten? Das gehört heutzutage zum festen Bestandteil von Konferenzen“, erklärt Prof. Dr. Christoph Bieber. „Für jüngere Teilnehmer sind diese Kanäle essenziell. So funktioniert moderne Wissenschaftskommunikation.“
Derweil sitzen Katharina Lührmann und Lisa-Marie Reingruber im Schnittraum und machen das erste Video fertig. Das Duo studiert „Literatur und Medienpraxis“ in Essen und informiert im Blog über digitale Literatur im Netz.
Wie erfolgreich das Projekt ist, zeigen die ersten Zugriffe: Über 1200 Besucher klickten allein bis Montagmorgen auf den Blog. Der Twitter-Kanal knackte vorab die 100er-Follower-Marke. Hier laufen indes erste Verabredungen von Usern für ein Bierchen außerhalb des „Neulands“. Das Angebot hat sich in kürzester Zeit etabliert. Härtetest bestanden.
Über den Autor: Steffen Bender ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Ethik in Politikmanagement und Gesellschaft bei Prof. Dr. Christoph Bieber an der NRW School of Governance, die der Universität Duisburg-Essen angegliedert ist und schreibt auch als freier Mitarbeiter für die WAZ.
Öffentliche Vorträge: Wissenschaftler thematisiert Behördenversagen
Die DVPW lädt in der Kongresswoche auch zu verschiedenen öffentlichen Vorträgen am Duisburger Campus ein.
Im Mittwochsplenum „Ordnung von Freiheit – Architekturen von Sicherheit“ thematisiert Wolfgang Seibel (Prof. für Politik- und Verwaltungswissenschaft, Uni Konstanz) das Thema Behördenversagen. Am 23. September, 9 Uhr, widmet er sich zwei spektakulären Fällen: der Planung der Loveparade-Katastrophe in Duisburg im Jahr 2010 und dem Fehlschlag der Fahndung nach den NSU-Mördern. Der Vortrag findet im Gebäude LX, Raum 1205/Audimax, statt.
„Die Flüchtlingskrise als nationale und europäische Herausforderungen“ ist Thema des Plenums der Arbeitskreise Integrationsforschung und Migrationspolitik am 24. September, 12.45 Uhr, im Gebäude LA, Raum 034/Audimax.