Duisburg. . Profiteure nutzen Not der Städte bei Suche nach Flüchtlingsunterkünften aus. Groschek fordert vom Bund Verdoppelung der Mittel für sozialen Wohnungsbau.

Die rapide steigende Zahl von Flüchtlingen wird offenbar zunehmend von Geschäftemachern ausgenutzt. Davor hat jetzt der Duisburger Oberbürgermeister Sören Link (SPD) im Gespräch mit der NRZ gewarnt. „Nahezu überall nutzen Profiteure die Not der Städte angesichts des Flüchtlingsansturms aus und versuchen, Container, Zelte und Wohnungen zu überteuerten Preisen anzubieten“, so Link. Auch NRW-Wohnungsminister Michael Groschek (SPD) räumte gegenüber der NRZ ein, dass man derzeit „unmoralische Geschäfte“ nicht immer verhindern könne.

Duisburg sollte für leeres Bürogebäude 15,25 Euro pro Quadratmeter zahlen

So zahlt beispielsweise die Stadt Duisburg nach Recherchen der NRZ mancherorts für die Anmietung von Immobilien, in denen Flüchtlinge untergebracht werden, Summen, die weit über den Spitzenmieten in den Toplagen der Stadt liegen; und mietet diese Immobilien teils langfristig an. Konkret: Die Stadt plant die Anmietung eines leer stehenden Bürogebäudes, in dem 200 Flüchtlinge unterkommen sollen – bis zum Jahr 2036 und für eine Kaltmiete von 15,25 Euro pro Quadratmeter.

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Üblich sind in Duisburger Toplagen wie dem Innenhafen Quadratmeterpreise von 13,50 Euro. „Oftmals haben die Städte gar keine andere Wahl, weil die bürokratischen Hürden zum Bau einer Flüchtlingseinrichtung hoch sind: Die Kommunen müssen die gleichen Vorschriften beachten wie beim Bau neuer Wohnungen“, so der Duisburger Oberbürgermeister.

In Ballungszentren mit wenig freien Flächen gibt es Schwarze Schafe

Bernd Jürgen Schneider, der Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes in NRW, bestätigt, dass „man gerade in Ballungszentren, wo es keine Flächen gibt, in den sauren Apfel beißen und Mondmieten zahlen muss“. Zwar würde es keine generelle Ausnutzung der Not der Kommunen geben, „aber es gibt immer Schwarze Schafe“, so Schneider.

Perspektivisch rolle ein weit größeres Problem auf die Städte und Gemeinden zu, so Schneider: „In Zukunft werden Hunderttausende auf den freien Wohnungsmarkt drängen, wenn die Asylbewerber hier bleiben.“ Deswegen müsse der soziale Wohnungsbau angeschoben werden, so Schneider gegenüber der NRZ.

NRW braucht allein 2015 35.000 Wohnungen

Auch Eva Lohse, die Präsidentin des Deutschen Städtetags, argumentiert ähnlich: Wenn die Flüchtlinge blieben, müsse vermieden werden, „dass sie in den Ballungsräumen gemeinsam mit Geringverdienern und Alleinerziehenden um bezahlbare Wohnungen konkurrieren“. Minister Groschek forderte den Bund nun auf, die Mittel für den sozialen Wohnungsbau zu verdoppeln.

Nach Schätzungen des Landesbauministeriums benötigt das Land Nordrhein-Westfalen mindestens 35.000 Wohnungen, allein, um die Flüchtlinge mit Bleibeperspektive unterzubringen, die in diesem Jahr kommen.