Duisburg. Der Revierpark mit der Niederrhein-Therme ist eine wichtige Freizeitoase im Duisburger Norden, kämpft aber mit Besucherschwund und macht Miese.
Der Revierpark Mattlerbusch steht mächtig unter Strom: Allein 1,2 Millionen Euro Energiekosten verbraucht Duisburgs Freizeitoase im Stadtnorden, größtenteils für die Niederrhein-Therme. Ein neues Blockheizkraftwerk soll jetzt die Kosten senken. Das tut auch not, denn der Revierpark steht sprichwörtlich „unter Strom“ wegen der ungeklärten Finanzierungsfrage: Der Bad- und Saunaanlage steht das Wasser bis zum Hals.
Therme im Keller spart jährlich etwa 20 000 Euro
Das neue Kraftpaket im Keller der Therme, das die Grundlast für das warme Wasser in den Becken zusätzlich zu der seit 2012 fließenden Abwärme-Lieferung der Emschergenossenschaft sichern soll, spart durch seine Stromproduktion und -einspeisung rund 20 000 Euro im Jahr. Allein deswegen lohnte sich der Deal mit der Stadtwerke-Tochter „Thermoplus“, die das etwa 400 000 Euro teure Blockheizkraft errichtete, wartet und gegen jährliche Verbrauchs- und Vertragszahlung betreibt.
Beim Blick auf die aktuellen Minuszahlen des Revierparks ist das allerdings nur der berühmte Tropfen auf den heißen Stein und verfliegt wie ein Sauna-Aufguss. Knappste Zuschüsse über Jahre und sinkende Besucherzahlen ließen den 1989 eröffneten Revierpark böse in die Minuszahlen abrutschen.
Zuschuss für 2016 schon als Vorschuss gewährt
So sehr, dass die beiden Gesellschafter Stadt und der Regionalverband Ruhrgebiet RVR ihre Halbe-Halbe-Zahlungen von jeweils 255 000 Euro im letzten Jahr schon um 100 000 Euro aufstockten und dieses Jahr gleich noch den Zuschuss von 2016 als Vorschuss mit überwiesen, weil dem Revierpark sonst das Bare schlicht ausgegangen wäre. Sinkende Einnahmen um 9,4 Prozent durch eine rückläufige Besucherzahl auf knapp 315 000 (Wellenbad -9,6 %, Therme -2,9 %) schlugen schwer ins Kontor. Die satte Summe von 1,2 Millionen Euro rettete der Mattlerbusch fürs Erste.
Das Problem löst die zusätzliche Geldspritze nicht. Nach mehrfachen gescheiterten Anläufen will der RVR jetzt alle sieben Freizeitparks im Revier in eine Gesellschaft zusammenfassen. Dem Plan müssen die Städte zustimmen. Revierpark-Geschäftsführer Hartmut Lange honoriert, dass der RVR jetzt die Sache anpacken will. Und der Verwaltungsratsvorsitzende, SPD-Ratsherr Manfred Slykers, signalisiert, dass Duisburg wohl mitziehen wird.
Revierparks bleiben immer ein Zuschussgeschäft
Hartmut Lange ist ein erfahrener, langjähriger Parkleiter, dessen Vertrag mit Erreichen der 65-Jahr-Pensionsgrenze jetzt für ein Jahr noch mal verlängert wurde, um den Fusions-Prozess mit einer dann zentralen Geschäftsführung zu begleiten. So hält er aber auch mit klaren Einschätzungen nicht hinterm Berg: „Die Revierparks werden stets Zuschussbetriebe sein“, wenn man sie denn als Erholungs- und Freizeitflächen für die Revierbevölkerung erhalten will. Aber wenn sich an der Grundfinanzierung nichts ändert, werden „drei, vier Revierparks nicht mehr da sein“, warnt Lange.
Eine Dachgesellschaft für alle Revierparks wird allerdings keine Millionen herbeizaubern, so viel Synergien und Effizienz kann das gar nicht bringen, lässt Lange durchblicken. Gutachter bescheinigten dem Mattlerbusch zudem aber, dass Sparpotenziale weitegehend ausgereizt sind. Also müssen die Einnahmen gesteigert werden. 100 zusätzliche Besucher am Tag müssten an der Kasse von Bad und Sauna stehen.
Pläne dazu hat Lange längst in der Schublade. Das Wellenbad soll um einen Kinderbereich attraktiviert werden, mehr Massage- und mobile Reha-Angebote sollen Gesundheitsbewusste in die Therme holen und vor allem ein exklusives Sauna-Dorf für Frauen würde zusätzliche Kundinnen bringen. Auf zwei bis drei Millionen Euro beziffert Lange den Investitionsbedarf, den er von den Gesellschaftern einfordert. Ende des Monats stellt er ihnen im Verwaltungsrat die Pläne vor. „Wir müssen was tun“, meint Verwaltungsratschef Slykers.
RVR will auch in Revierparks investieren
Im Herbst will der RVR seinen Beschlussentwurf für eine neue Dachgesellschaft in das RVR-Parlament geben. „Wir stehen weiter zu den Revierparks“, betont Sprecher Jens Hapke. Bei zwei Millionen Besuchern im Jahr blieben sie wichtiges Freizeitangebot im Revier. Neben Mattlerbusch gehören zu den Anlagen der Gysenberg in Herne, Nienhausen in Gelsenkirchen, Vonderort in Oberhausen, Wischlingen in Dortmund sowie die Freizeitzentren Kemnade in Bochum und in Xanten.
Dabei ist sich auch der RVR darüber im Klaren, dass eine Dachgesellschaft nur zum Teil auch Kostenreduzierungen bringt: „Den Sanierungsstau lösen wir damit nicht auf“, weiß Hapke. Zu den organisatorischen Änderungen hat der RVR daher auch ein perspektivisches Investitionsprogramm ins Visier genommen. Insofern stoßen die Pläne aus dem Mattlerbusch auf grundsätzliches Wohlwollen. Hapke: „Wir müssen die Parks attraktivieren und fit für die Zukunft machen.“
Lange sieht den Revierpark seit Jahren benachteiligt. Die Zuschüsse sind seit 1999 gedeckelt und der damals die Betriebskosten weitgehend deckende Mattlerbusch bekomme seitdem u.a. deutlich weniger als der Oberhausener Park. Aber auch „hausgemachte“ Probleme sieht Lange. Mit dem subventionierten Sauna-Bereich im Hamborner Rhein-Ruhr-bad mache sich Duisburg selbst Konkurrenz: Seine Rechnung: Der Mattlerbusch habe mit 360 000 Besuchern 255 000 € Zuschuss bekommen, das Bad 1,4 Mio € bei 120 000 Gästen.
Revierparks sind unverzichtbare Oase - ein Kommentar von Oliver Schmeer
Als der Himmel über dem Revier noch kohlengrau war, schuf sich das Ruhrgebiet seine Revierparks als Freizeit- und Erholungsstätten für hart arbeitende Menschen. Heute arbeiten zwar immer noch viele viel und hart, aber weniger als vor 25 Jahren. Auch das Freizeitverhalten hat sich geändert und die private (auch teils kommunale) Konkurrenz mit Edel-Spaßbädern gräbt den Revierparkbädern buchstäblich das Wasser ab. Also haben sich die Revierparks überholt?
Nein. Warum? Dazu sei allein der Besuch im Mattlerbusch empfohlen. Nicht nur wegen der Niederrhein-Therme, in der immer noch über 300 000 Menschen die Badehose anziehen - oder in der Sauna ausziehen. Da im Stadtnorden gibt es eine unverzichtbare grüne Oase mit riesigem Park, schnaubenden Pferden, Spielplätzen, idyllischen Ecken. Revierparks wie der im Mattlerbusch sind kein Luxus, sondern Teil einer lebenswerten Region. Das kostet dann eben auch.