Duisburg. Komplettsanierung des fünf Kilometer langen A42-Abschnitts mit neun Brücken und zwei Ausfahrten beginnt am 15. September und dauert länger als geplant.
Diese Baustelle hat sich lange angekündigt, der Beginn hat sich immer wieder verschoben, jetzt ist es soweit: Ab kommenden Dienstag, 15. September, wird die A42 zwischen dem Autobahnkreuz Nord und der Rheinbrücke auf einer Länge von fünf Kilometern umfangreich saniert. Die Dimensionen sind gewaltig: Bis zu einem Meter tief wird die Fahrbahn aufgefräst, 6000qm Boden entsorgt, um dann 120.000 Tonnen Asphalt aufzubringen. Zehn Kilometer Entwässerungsleitungen werden neu verlegt, 200 Schächte neu gebaut und insgesamt neun Brücken auf dem Abschnitt saniert.
Das Ganze wird Zeit brauchen, deutlich mehr als die anderthalb Jahre Bauzeit, mit denen man noch im Frühjahr 2014 geplant hatte: Jetzt sind es stolze 30 Monate, bis die Arbeiten dann im Frühjahr 2018 beendet sein sollen. Die Antworten auf die wichtigsten Fragen:
Wie viele Spuren sind gesperrt?
Die gute Nachricht: Es wird keine Vollsperrung geben, auch nicht in einzelne Fahrtrichtungen. Die Fahrspuren werden abschnittsweise saniert, die Verkehrsführung wechselt deshalb sieben Mal innerhalb der zweieinhalb Jahre. Autofahrern stehen aber jederzeit zwei der drei Fahrstreifen pro Richtung zur Verfügung. In der ersten Phase wird nur die rechte Spur nach Kamp-Lintfort gesperrt, ab der zweiten Phase fallen zwei Spuren weg.
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Warum dauern die Arbeiten so lange?
Zum einen sind die Arbeiten sehr umfangreich, zum anderen müssen laut Straßen.NRW im Brückenbau Baustoffe „ruhen“. In dieser Zeit werde dann an anderen Stellen gearbeitet. Die Baustelle soll sechs Tage die Woche in Betrieb sein, allerdings weitgehend nur bei Tageslicht. Grundsätzlich würde eine künstliche Beleuchtung in der Nacht und bei Dunkelheit die Arbeiten „erheblich erschweren“ und sei wegen der Blendwirkung zudem ein Sicherheitsrisiko für den laufenden Verkehr, erklärt Straßen.NRW.
Warum wird die A42 saniert?
Die A42 ist die Ausweichstrecke für die A40-Rheinbrücke Neuenkamp. Wird diese neu gebaut, muss noch mehr Verkehr über die A42 umgeleitet werden. Daher wird der Abschnitt für diese erwartete Mehrbelastung vorbereitet. Schon jetzt donnern täglich 7800 Laster und 66.000 Autos über die Strecke, die Ende der 1980er gebaut wurde. Erst wenn die Arbeiten 2018 beendet sind, können die Vorbereitungen in Neuenkamp für den Neubau beginnen. Zudem sind auf dem A42-Abschnitt einige Brücken marode. Die Brücke am Bahnhof Grünstraße hat die Zustandsnote 3,8 und liegt damit knapp hinter der Leverkusener Rheinbrücke.
Warum wird dann erst jetzt saniert?
Schon 2013 hatten Kontrolleure an der Brücke Grünstraße Schäden erkannt, die notdürftig instand gesetzt wurden. Die „richtige“ Sanierung musste verschoben werden, weil 2014 erst die sechsmonatige Vollsperrung der A59 auf dem Terminplan stand, und dann die Teilsperrungen auf der A40 wegen der Neuenkamper Brücke.
Was passiert mit den Ausfahrten?
Auf dem fünf Kilometer langen Abschnitt liegen die beiden Anschlussstellen DU-Beeck und DU-Beeckerwerth. Sie werden mit umfangreichen Tiefbauarbeiten erneuert. Straßen.NRW schließt eine zeitgleiche Sperrung beider Anschlussstellen aus und will die Dauer der einzelnen Sperrungen so kurz wie möglich halten. Der genaue Zeitpunkt richtet sich nach dem Baufortschritt. Umleitungen werden dann ausgeschildert. Durch die Sanierung von neun Brücken gibt es auch Einschränkungen auf innerstädtischen Straßen, vor allem im Kreuzungsbereich Friedrich-Ebert- und Hoffsche Straße in Höhe der Anschlussstelle DU-Beeck.
Wie marode sind die Brücken in Duisburg?
Dass die bröselnde Infrastruktur ein gewaltiges Problem ist, dürfte nicht nur Pendlern bekannt sein, die täglich über die Rheinbrücke in Neuenkamp fahren. Jetzt aber hat die Bundesregierung als Antwort auf eine sogenannte „Kleine Anfrage“ der Bündnisgrünen eine 200 Seiten lange Liste veröffentlicht, die jedes einzelne Brückenbauwerk in NRW mit seiner Zustandsnote aufführt. In Duisburg sind demnach zwei Bauwerke in einem „ungenügenden“ Zustand (Note 3,5 bis 4,0), weitere 15 Brücken fallen mit der Zustandsbewertung „nicht ausreichend“ (3,0 bis 3,4) in die zweitschlechteste Kategorie.
Doch jetzt ist die Verwirrung groß über das, was die Grünen als Bestätigung für eine „Straßenbrücken-Krise“ erachten: Denn auf der Liste der maroden Duisburger Brücken tauchen eben auch diejenigen auf, die im vergangenen Jahr im Rahmen der sechsmonatigen A59-Sperrung bereits saniert wurden (siehe Tabelle).
Hilft also auch eine Sanierung nicht entscheidend weiter? „Die Zustandsnote wird bei der turnusmäßigen Hauptprüfung alle sechs Jahre vergeben. Nach der Sanierung der Berliner Brücke haben wir natürlich nicht direkt wieder den Prüfer zur Benotung losgeschickt“, erklärt Bernd Löchter, Sprecher von Straßen.NRW. Die Daten sind in diesem Fall also alt. „Die Zustandsnote ist für uns ein interner Richtwert, wo wir wann an welcher Brücke etwas tun müssen.“ Sie sei Basis für die weitere Erhaltungsplanung, sage aber nichts über den Umfang der Schäden aus: „Eine 3,4 zum Beispiel ist noch kein Grund zur Panik.“ Schlechte Noten könnten auch auf fehlende Geländer zurückzuführen sein, obwohl die Statik in Ordnung ist, so Löchter.
Für die A40-Rheinbrücke allerdings würden auch weitere Sanierungen den Zustand nicht mehr entscheidend verbessern, daher sei eben auch ein Neubau geplant. Die A42-Brücken nimmt Straßen.NRW in Kürze in Angriff, später sollen die A40-Brückenzüge hinter dem Kreuz Kaiserberg in Richtung Mülheim folgen. Für alle anderen Brücken mit dem Zustand „nicht ausreichend“ gebe es keinen dringenden Handlungsbedarf.
Aufatmen also? Wohl kaum. Denn wenn die Zustandsnote nur alle sechs Jahre vergeben wird, bedeutet das auch: Bei der nächsten Hauptprüfung könnte sich der Brückenzustand durch die zunehmende Belastung schon wieder deutlich verschlechtert haben.