Duisburg.. DLRG-Ortsgruppe Homberg und der Verein „Aqua+mehr“ sind Leidtragende nach dem Aus für das Lehrschwimmbecken in der Glückauf-Halle.

Wilfried Bräcker sowie Günter und Liselotte Marquis sind tief enttäuscht: Das Trio, das sich seit Jahrzehnten für die DLRG-Ortsgruppe Homberg engagiert, sowie die anderen Nutzer des Lehrschwimmbeckens in der Hochheider Glückauf-Halle sehen sich ihrer sportlichen Heimat beraubt. Denn dieses kleine Domizil, in dem seit der Eröffnung im Jahre 1960 Tausende Kinder das Schwimmen lernten, bleibt nach einer Entscheidung der Bezirksvertretung Ruhrort/Homberg/Baerl nun dauerhaft geschlossen. Grund dafür seien laut Stadt Reparatur- und Sanierungskosten in Höhe von 800 000 Euro.

Die Betroffenen, neben der DLRG ist dies der erst im Vorjahr gegründete Verein „Aqua + mehr“, können die Höhe der Summe nicht nachvollziehen. „Wir haben den Eindruck, dass die Kosten künstlich nach oben getrieben wurden, um einen Schließungsgrund zu haben“, formuliert Bräcker die Kritik aus DLRG-Sicht. Schon mehrmals war das Lehrschwimmbecken in den vergangenen Jahren vom Aus bedroht, stets konnte es abgewendet werden. Jetzt wurden durch besagten politischen Beschluss der Bezirksvertretung aber unumstößliche Fakten geschaffen.

Ratsbeschluss von 2006 war entscheidend

Bei dieser Entscheidung berufen sich Politiker und die Stadt auf einen Ratsbeschluss aus dem Jahr 2006, der besagt, dass keine Investitionen mehr für dieses Lehrschwimmbecken getätigt werden dürfen. Die Mindestaufwendungen für eine Inbetriebnahme liegen aber bei 140.000 Euro, so die Stadt. Wegen weiterer Schäden (Sanierungsarbeiten am Beckenkopf, Eingriffe in die Bausubstanz der bestehenden Umkleide- und Duschräume) reiche diese Summe aber bei weitem nicht aus. Eine konkrete Auflistung erhielt die WAZ-Redaktion auf Anfrage nicht.

Die genannten 800.000 Euro beruhen lediglich auf Schätzungen, so Stadtsprecher Peter Hilbrands, weil eine konkrete Begutachtung samt Schadensermittlung weitere Kosten erzeugt hätte. „Aber die 140.000 Euro Mindestinvestitionen reichen schon aus, um den Ratsbeschluss aus 2006 umzusetzen und das Lehrschwimmbecken zu schließen“, so Hilbrands.

DLRG ist „ausgesperrt“ und kommt nicht an ihr Vereinseigentum

Was die bisherigen Nutzer so verärgert, ist, dass die Stadt sie nur schleppend oder gar nicht informierte. „Zudem kommen wir derzeit nicht an unser Vereinseigentum heran, dass sich noch in der Schwimmhalle befindet“, sagt Bräcker. Der Immobilienservice Duisburg als Hausherr hätte über Nacht die Schlösser ausgewechselt. Vermisst werden Schwimmbretter, Flügel, Hanteln und andere Trainingsutensilien. Die Stadt sagt dazu, dass im Bezirksamt Homberg ein Mitarbeiter (Herr Dorok) den Zugang zum Becken gewähren könne. Zu ihm habe aber niemand Kontakt aufgenommen.

Die DLRG Homberg nutzte das Lehrschwimmbecken bislang an zwei Tagen pro Woche für acht Anfängerkurse mit je sechs bis sieben Kindern im Alter zwischen drei und zehn Jahren. Für die Hälfte der Kurse wurden Ersatzzeiten im Hallenbad Homberg gefunden, das zum Kombibad gehört und vom Verein DSSC betrieben wird. Die andere Hälfte geht leer aus.

„Wir haben 54 Kinder auf der Warteliste“, sagt Liselotte Marquis, stellvertretende Vorsitzende der DLRG-Ortsgruppe. In Zeiten, in denen immer weniger Kinder schwimmen können, sei die Schließungsentscheidung ein „völlig falsches Signal“. Zudem habe man sich dank moderater Kurspreise auch stets sehr um Kinder aus ärmeren Familien gekümmert. Auch das sei nun kaum noch möglich.