Duisburg. . 15 Asylbewerber werden im Bildungszentrum Handwerk in Neumühl für den ersten Arbeitsmarkt fit gemacht. Dazu gehört auch ein Sprachkurs.

15 Flüchtlinge aus Duisburg und Umgebung werden in einem Modellprojekt der Kreishandwerkerschaft derzeit fit für den ersten Arbeitsmarkt gemacht. Die Männer aus Syrien, Afghanistan, Somalia oder Marokko erhalten in dem fünfmonatigen Kurs nicht nur Einblicke in die praktischen Anforderungen, die an einen Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik gestellt werden. Sie lernen zudem parallel die deutsche Sprache. Nach dieser Vorstufe sollen sie in einer zweijährigen Umschulung zur Fachkraft ausgebildet werden. Das Besondere: Bis auf eine Ausnahme ist der Aufenthaltsstatus der 15 Männer (19-44 Jahre) noch gar nicht geklärt.

Das ist aber eigentlich Voraussetzung, damit Flüchtlinge überhaupt arbeiten dürfen. Bei diesem Modellprojekt zogen alle Beteiligten – Kommunen, Land, Bund und Handwerk – aber an einem Strang und ermöglichten die Sonderregelung. Gezeigt werden soll, dass es Sinn macht, bestimmte Asylbewerber direkt auszubilden. „Wir dürfen nicht die Fehler wiederholen, die wir in den 60er und 70er Jahren bei den Gastarbeitern gemacht haben“, sagte Dr. Frank Bruxmeier, der Geschäftsführer des Bildungszentrums Handwerk mit Sitz in Neumühl. Dort findet die Ausbildung der 15 Flüchtlinge statt.

Zügige Projektausweitung geplant

Es dürfe keine Zeit vergeudet werden, erst langwierig den Aufenthaltsstatus zu klären und frühere Ausbildungen anzuerkennen, formulierte Bruxmeier seine Forderungen. Stattdessen solle pragmatisch jeder, der Grundtugenden wie Fleiß, Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit mitbringe, schnellstens in Integrationskursen die Sprache lernen und arbeiten dürfen. Denn der Bedarf an Fachkräften im Handwerk sei bereits jetzt riesig.

Flüchtlinge in Duisburg

Das bestätigte Kreishandwerksmeister Lothar Hellmann, der in Duisburg 3500 Unternehmen mit 26 000 Beschäftigten vertritt. „Viele suchen händeringend Fachkräfte“, weiß er. Damit sich die Ausbildung von Asylbewerbern lohne, müssten aber Firma und Azubi Gewissheit haben, dass nicht schnell wieder die Abschiebung drohe. „Wir brauchen langfristige Perspektiven.“

OB Link fordert Einwanderungsgesetz

Dem stimmte auch OB Sören Link zu. Er forderte vom Bundesamt für Migration eine schnellere Klärung des Aufenthaltsstatus aller Asylbewerber, eine dauerhafte Ausbildungsperspektive samt Anschlusslösung für Asyl-Azubis und die schnelle Einführung eines Einwanderungsgesetzes. „Es muss für Menschen andere Zuwanderungsmöglichkeiten geben“, so Link.

Der OB und alle Mitstreiter wollen das Projekt nach den guten Erfahrungen noch in diesem Jahr ausweiten. Dann sollen 180 ausgewählte Flüchtlinge den Weg der jetzigen 15 Projekt-Teilnehmer gehen. „Die Menschen, die jetzt hier sind, wollen alle“, sagt SPD-Landtagsabgeordneter Ibrahim Yetim. Mit dem Bunten Tisch Moers hatte er als integrationspolitischer Sprecher seiner Fraktion dieses Projekt, für das 100 000 Euro investiert wurden, mit ins Rollen gebracht.

„Unser aller Zuwendung ist für diese Menschen das Wichtigste“, so Yetim. „Wir dürfen jetzt nicht zögern, sondern müssen schnell handeln.“ Denn eine gute Qualifizierung für den Arbeitsmarkt sei stets der wirksamste Weg zu einer gelungenen Integration, so Yetim.

„Den wollen wir behalten!“ - Duisburger Chef ist zufrieden 

Auch das Duisburger Unternehmen Julius Schöbel mit Sitz in Neumühl hat zum 1. August einen Azubi eingestellt, der vor zwei Jahren als Kriegsflüchtling aus Syrien nach Duisburg gekommen ist. Der 24-jährige Jan Maai hat Anfang August eine Ausbildung im Bereich Heizung, Sanitär- und Klimatechnik begonnen. Dies ist der Berufseinstieg für einen jungen Mann, der in seiner Heimat nach dem Abitur Tiermedizin studiert hatte.

Der Kontakt zum Unternehmen war über eine karitative Einrichtung zustande gekommen, die Jan Maai und seine ebenfalls geflohenen Eltern hier vor Ort betreuten. Als Uwe Schöbel, der Geschäftsführer des Familienunternehmens, den jungen Mann im Rahmen einer Probearbeit näher kennen lernte, war für ihn schnell klar: „Den wollen wir behalten!“

Einstellung wichtiger als Nationalität

Schöbel betont, dass er bei der Auswahl seiner Azubis nicht auf die Nationalität schaue. Wichtig sei allein die richtige Einstellung. Genau deshalb tummeln sich in seiner 70-köpfigen Belegschaft (darunter 14 Azubis) viele verschiedene Nationalitäten. „Vielleicht verlieren durch unser Vorbild ja andere Betriebe ihre Unsicherheiten und geben den lernbereiten, offenen jungen Menschen eine Chance, die in ihrem Heimatland keine Möglichkeiten mehr auf eine gute Ausbildung haben“, so Schöbel. Jan Maai sei ein Beispiel, dass es klappen kann.