Duisburg. Tierschützerin will Duisburger Stadtbibliothek Buch mit Kritik an Milchindustrie schenken und darf nicht. Absage mit Verweis auf Qualitätsstandards.

Adriane Schulz ist Tierschützerin, Veganerin, auf Demos gegen Massentierhaltung zu Hause, Teil der Initiative „Schnitzel ist out“ – und Patin eines Kälbchens. „Die männlichen Jungtiere“, kritisiert die Duisburgerin, „verkommen doch zu bloßen Abfallprodukten der Milchindustrie und landen schnell beim Schlachter.“ Das Kinderbuch „Max & Fine“ des Autors Marco Mehring befasst sich mit diesem kontroversen Thema. „Auf eine sehr gute und anschauliche Weise fernab der Märchen von der Bauernhof-Idylle“, findet Adriane Schulz. Sie wollte das Buch deshalb der Stadtbibliothek schenken, hat sich aber eine Absage der zuständigen Lektorin eingehandelt, über die sie sich sehr ärgert.

Barbian wehrt sich gegen Vorwürfe

„Es kann doch nicht sein“, sagt die Duisburgerin, „dass eine einzige Person entscheidet, was die Kinder und Jugendlichen in Duisburg zu lesen bekommen und was nicht. In diesem Fall werden ihnen wichtige Informationen vorenthalten.“

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Vorwürfe, gegen die sich Dr. Jan Barbian, Leiter der Stadtbibliothek, vehement wehrt. Die Auswahl erfolge grundsätzlich und nicht nur bei den zahlreichen Schenkungsangeboten nach klaren Kriterien. Die einzelnen Lektoren in den verschiedenen Fachbereichen hätten die Aufgabe, aus dem Gesamtangebot der deutschsprachigen Neuerscheinungen – dies seien immerhin rund 90 000 jährlich – eine qualitative Auswahl zu treffen. Dabei werden einerseits, so Barbian, Anregungen von Kunden berücksichtigt und auch deren Interessen mit statistischen Marketinginstrumenten ermittelt. Andererseits gebe neben Fachpresse und Fachforen auch der Besprechungsdienst der Einkaufszentrale für Öffentliche Bibliotheken Orientierung.

Buch in relevanten Fachmedien nicht gut beurteilt

Und dabei habe die für Kinderbücher zuständige Lektorin festgestellt, dass das Buch „Max & Fine“ „unseren Qualitätsstandards nicht entspricht“. Es sei in den relevanten Fachmedien nicht gut beurteilt worden. Gut gemeint sei eben nicht immer gut gemacht. Deshalb sei entschieden worden, das Buch nicht in den Bestand aufzunehmen – „trotz des wichtigen Themas“, das aber grundsätzlich nicht verschwiegen werde. So sei das gebündelte Angebot in einer eigens eingerichteten Umweltbibliothek für öffentliche Büchereien „zur Zeit einzigartig“. Im aktuellen Was-ist-was-Band „Bauernhof“ etwa gehe es um Massentierhaltung.

„In solchen Büchern wird aber nicht die Wahrheit dargestellt“, so Adriane Schulz.. Für sie ist die Ablehnung weiterhin nicht nachvollziehbar und darüber hinaus eine Form von „Zensur“.