Duisburg. Der DGB Duisburg lud am Antikriegstag zur Gedenkveranstaltung ins Rathaus. OB Link nutze Gelegenheit, um Stellung zur EU-Asylpolitik zu beziehen.
Mit dem Feldzug gegen Polen lösten die Nazis am 1. September 1939 den Zweiten Weltkrieg aus. 76 Jahre später ist das Thema Verfolgung und Vertreibung wieder erschreckend aktuell. Um an die Opfer beider Weltkriege zu erinnern, lud der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) gestern zur Gedenkveranstaltung ein. Zahlreiche Bürger, Gewerkschafter, Politiker und Schüler kamen ins Rathaus, um gemeinsam eine Botschaft zu verbreiten: „Nie wieder Krieg!“
„Nie waren so viele Menschen auf der Flucht wie heute“, sagt Angelika Wagner, die Vorsitzende des DGB Duisburg, in ihrer Ansprache. „Viele verlieren auf der Flucht ihr Leben, viele, die es schaffen, sind traumatisiert.“ Daher liege es an uns, zu verhindern, „dass sie Leid auch in unserem Land erfahren“. Mit Blick auf Heidenau mahnt Wagner: „Übergriffe auf Flüchtlinge müssen verhindert, bessere Wege gegen das Schüren von Ängsten gefunden werden.“ Daher habe es sich der DGB zur Aufgabe gemacht, die Erinnerung an die Schrecken des Krieges weiterzugeben. „Erinnern lehrt vorzubeugen, nicht wegzuschauen.“
Menschen helfen, die vor Unterdrückung fliehen
Bewegt berichtet Oberbürgermeister Sören Link von einem Brief eines 92-jährigen Australiers, der ihn neulich im Rathaus erreichte. In den letzten drei Monaten des Krieges war dieser als Bomberpilot im Einsatz. Er schrieb: „Ich habe Ihre Stadt bombardiert, das bereue ich zutiefst“, zitiert Link aus dem Schreiben. Ähnliche Briefe seien auch an andere Städte verschickt worden – die Authentizität des Briefes sei von der Deutschen Botschaft bestätigt. Dass dieser ehemalige Soldat auch 70 Jahre nach Kriegsende das Leid nicht verarbeitet habe und um Vergebung bittet, zeige, „dass es im Krieg keine Gewinner und Verlierer gibt“.
Gleichzeitig nutzte der OB die Gelegenheit, um den „vielen Duisburgern“ seine Sympathie auszusprechen, die sich ehrenamtlich für Flüchtlinge einsetzen. „Auf sie bin ich stolz." Jedoch kritisierte Link die „Abschottungspolitik Europas“, die er für erschreckend halte. Europa habe die Verpflichtung, Menschen zu helfen, die vor Unterdrückung fliehen.
An das Leid der Menschen im Duisburg der Kriegsjahre erinnert Referentin Anne Ley-Schalles, die als Kuratorin die Ausstellung „Jüdisches Leben in Duisburg 1918-1945“ im Zentrum für Erinnerungskultur betreut. Bewegend sind die Geschichten der Duisburger Juden, die erst geächtet, dann vertrieben und deportiert wurden. Gänsehautgefühle kommen auch auf, als der Stattchor das „Buchenwaldlied“ anstimmt – ein Lied über Freiheit und Widerstand, geschrieben von Lagerhäftlingen.